Duftrezeptor

Dufttherapie für das Haarwachstum

Die Ergebnisse könnten einen neuen Ansatzpunkt für die Behandlung von Haarausfall liefern.

Menschliche Haarwurzelzellen besitzen Duftrezeptoren, und deren Aktivierung mit einem sandelholzartigen Duft kann die Lebensdauer von Haaren verlängern. Das fanden Forscher des Monasterium Laboratory in Münster, der University of Manchester und der Ruhr-Universität Bochum in Organkulturexperimenten heraus. Das Team beschreibt die Ergebnisse in der Zeitschrift Nature Communications, online veröffentlicht am 18. September 2018. "Die Befunde eröffnen neue Wege in der Behandlung von Haarausfall", resümiert der Bochumer Duftforscher Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt, einer der Autoren.

Der Lebenszyklus von Haaren

Haare bestehen aus einem Schaft, der aus der Haut herausragt, und einer Haarwurzel, die in eine Einstülpung der Oberhaut, das sogenannte Haarfollikel, eingebettet ist. Der Lebenszyklus eines Haares besteht aus drei Phasen: Üblicherweise befinden sich 80 bis 90 Prozent aller Kopfhaare in der zwei bis acht Jahre andauernden Wachstumsphase. In der mehrwöchigen sogenannten Selbstmordphase, in der das Haar sein Wachstum stoppt und sich von der Wurzel löst, befinden sich nur etwa ein Prozent aller Haare. Der Rest ist in der Ruhephase, die etwa ein halbes Jahr anhält und in der das alte Haar schließlich abgestoßen wird, da ein neues nachwächst.

Haarfollikel bilden durchschnittlich etwa einen Zentimeter Haar im Monat. Die Haarlänge ist aber nicht nur von der Wachsgeschwindigkeit abhängig, sondern vor allem davon, wie lang der individuelle Haarzyklus anhält. "Haarausfall beruht normalerweise darauf, dass sich das Verhältnis von der Wachstumsphase hin zur Ruhephase verschiebt oder nur mehr zu kurze Haare produziert werden", erklärt Hanns Hatt.

Duftrezeptoren in Hautzellen

Bereits in früheren Studien hatten die Forscher um Hanns Hatt am Bochumer Lehrstuhl für Zellphysiologie nachgewiesen, dass bestimmte Hautzellen, die Keratinozyten, den Duftrezeptor OR2AT4 besitzen. Sie belegten auch, dass dieser Rezeptor durch Duftstoffe mit einer Sandelholznote, wie Sandalore oder Brahmanol, aktiviert wird und dass dadurch die Hautregeneration und Wundheilung um fast 50 Prozent gesteigert werden können.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Paus von der University of Manchester und in Kooperation mit den Bochumer Forschern verfolgte Dr. Jérémy Chéret vom Monasterium Laboratory die Hypothese, dass der Rezeptor ähnlich stimulierend auf die Keratinozyten in den Haarwurzeln wirkt und an der Regulation des Haarwachstums beim Menschen beteiligt ist.

Die Wissenschaftler am Monasterium Laboratory nutzten dabei eine Technik, mit der sich komplette lebende Haarfollikel aus Biopsien der menschlichen Kopfhaut gewinnen und in Organkultur überführen lassen. Mit Gen- und Proteinanalysen wies das Team nach, dass OR2AT4 während der Wachstumsphase in großen Mengen im Haarschaft vorkommt und in den sogenannten Matrixzellen der Haarwurzel, die für das Wachstum verantwortlich sind. In späteren Phasen hingegen war die Anzahl der Rezeptoren signifikant geringer.

Längere Wachstumsphase

Stimulierten die Wissenschaftler den Rezeptor vier bis sechs Tage mit Brahmanol oder Sandalore, erhöhte sich in den Haarfollikelzellen die Menge des Wachstumsfaktors IGF-1, einer der wichtigsten natürlichen Haarwuchsstimulatoren. Das wirkte dem programmierten Zelltod entgegen; die Wachstumsphase verlängerte sich um etwa 30 Prozent, während sich die Ruhephase entsprechend verkürzte. "Das lässt uns erwarten, dass sich auch die Lebensdauer der Haare in ähnlichem Umfang erhöht", so Hatt. Schalteten die Forscher den Duftrezeptor genetisch aus, wirkte der Duft nicht mehr. Sie beobachteten außerdem, dass menschliche Haarfollikel auf eine Stimulation dieses Rezeptors angewiesen sind, um optimal zu wachsen. Ungeklärt ist bislang, welche natürlichen Substanzen im Haarfollikel den Rezeptor stimulieren.

"Ich gehe davon aus, dass Duftstoffe wie Brahmanol oder Sandalore in Haarwassern oder Shampoos zum Einsatz kommen könnten, um die Lebenszeit der Haare zu verlängern", folgert Hanns Hatt, "vor allem bei hormon- oder stressbedingtem diffusem Haarausfall."

Vorläufige klinische Ergebnisse

Es gibt bereits eine erste klinische Pilotstudie mit 40 Patienten aus Italien, die an Haarausfall litten. Die Anwendung einer Sandalore-haltigen Lotion über drei Monate verringerte den Haarausfall signifikant um 17,5 Prozent im Vergleich zu einem Placebo. Die Forscher weisen in der Veröffentlichung jedoch darauf hin, dass diese Pilotdaten nicht ausreichend sind, um die klinische Wirksamkeit des Duftstoffes zu bestätigen, da die Stichprobe dafür zu klein war und aufwendigere Tests für eine zuverlässige Quantifizierung des Haarausfalls notwendig wären. Das Monasterium Laboratory führt derzeit eine größere klinische Studie mit verbesserten Testverfahren durch, deren Ergebnisse zum Jahresende erwartet werden.

Förderung

Teile der Studie wurden durch die Firma Giuliani Pharma S. p. A. aus Mailand finanziell unterstützt.

Originalveröffentlichung

Jérémy Chéret, Marta Bertolini, Leslie Ponce, Janin Lehmann, Teresa Tsai, Majid Alam, Hanns Hatt, Ralf Paus: Olfactory receptor OR2AT4 regulates human hair growth, in: Nature Communications, 2018, DOI: 10.1038/s41467-018-05973-0


Duftrezeptor

Mediziner aus Essen und Bochum erforschen Veränderungen im Gehirn nach Schlaganfall

Bochum/Duisburg/Essen (idr). Wie verändert sich die Hirnstruktur, wenn sich das Gehirn nach einem Schlaganfall wieder regeneriert? Detaillierte Erkenntnisse darüber können jetzt erstmals Forscher der Universitätsallianz Ruhr liefern.

Mithilfe neuartiger Mikroskopietechnik haben Mediziner der Uni Duisburg-Essen (UDE) und der Ruhr Universität Bochum (RUB) entdeckt, dass sich die Netze, die die Nervenzellen des Gehirns umschließen, bereits bei einer milden Durchblutungsstörung stark verändern. Das Netz wird deutlich aufgelockert. Das ermöglicht dann eine Art neuronale Neuverkabelung. Die Veränderungen ließen sich mit den bisher üblichen mikroskopischen Methoden nicht nachweisen. Von den Erkenntnissen erhoffen sich die Forscher Ansätze für die Entwicklung neuer Schlaganfallmedikamente.


Duftrezeptor

Duftrezeptor als Angriffsziel für Blasenkrebs-Therapie

Diese Entdeckung könnte eines Tages auch eine Krebs-Diagnose anhand von Urinproben ermöglichen.

Bochumer Forscher haben in der menschlichen Blase einen Riechrezeptor gefunden, der für die Therapie und Diagnose von Blasenkrebs nützlich sein könnte. Das Team um Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt und Dr. Lea Weber zeigte mit Zellkulturstudien, dass der Rezeptor in Blasenkrebsgewebe häufiger vorkommt als in gesundem Blasengewebe. Der Rezeptorüberschuss war auch in Urinproben von Patienten nachweisbar.

In der Zeitschrift „Frontiers in Physiology“ beschreibt das Team vom Lehrstuhl für Zellphysiologie der Ruhr-Universität Bochum die Ergebnisse gemeinsam mit Kollegen der Augusta-Kliniken Bochum sowie der Universitätsklinik Düsseldorf. Die Forscher legen auch dar, warum sich der Riechrezeptor als Angriffspunkt für Therapien gegen Krebs und andere Blasenkrankheiten eignen könnte.

Sandelholzduft hemmt Tumorwachstum

Der Duftrezeptor im Blasengewebe trägt die Bezeichnung OR10H1. Die Bochumer Forscherinnen und Forscher zeigten, dass er auf Sandelholzduftstoffe, zum Beispiel Sandranol, reagiert. In Kooperation mit Prof. Dr. Wolfgang Schulz von der Universitätsklinik Düsseldorf untersuchten sie, wie kultivierte Krebszellen sich verhalten, wenn OR10H1 durch Sandranol aktiviert wird. Hatt und Weber identifizierten auch den Signalweg, der in der Zelle angeschaltet wird, wenn der Duftstoff an seinen Rezeptor bindet.

Nach Zugabe von Sandranol, aber auch von Santanol, dem Hauptbestandteil des natürlichen Sandelholzöls, veränderten die Blasenkrebszellen ihre Form, sie wurden runder. Außerdem teilten sie sich seltener und waren weniger beweglich. „In unseren Zellkulturstudien konnten wir das Tumorwachstum mit Sandelholzduft signifikant hemmen“, sagt Hanns Hatt. Dieser Effekt wurde dadurch verstärkt, dass die Rezeptoraktivierung sogenannte Interleukine und das Energiespeichermolekül ATP freisetzt und dadurch natürliche Killerzellen des Immunsystems im Gewebe anschaltet.

Nachweisbar im Urin

Das Team analysierte auch, ob sich der Rezeptorüberschuss im Blasenkrebsgewebe im Urin bemerkbar macht. Dort fanden die Wissenschaftler RNA-Spuren, sozusagen die Bauanleitungen, des Rezeptors – und zwar vermehrt in Urinproben von Blasenkrebspatienten im Vergleich zu Proben von gesunden Menschen. „OR10H1 könnte sich also sogar als Biomarker eignen, um Blasenkrebs anhand von Urinproben zu diagnostizieren“, folgert Privatdozent Dr. Burkhard Ubrig von der Klinik für Urologie in der Augusta-Krankenanstalt Bochum.

Ähnliche Studie mit Brustkrebszellen

In einer ähnlichen Studie, publiziert im Februar 2018 in „Frontiers in Oncology“, zeigten die Bochumer Zellphysiologen, dass in Brustkrebsgewebe der Duftrezeptor OR2B6 vorkommt. In gesundem Gewebe ist er nicht vorhanden, sondern findet sich außerhalb der Nase lediglich in geringen Mengen in Lungen- und Bauchspeicheldrüsen-Krebszellen. Der Duftrezeptor OR2B6 habe daher das Potenzial, als spezifischer Biomarker für Brustkrebs Anwendung zu finden, so die Autoren.

„Die beiden Arbeiten bestätigen die bisherigen Forschungsergebnisse aus unserem Labor, dass Duftrezeptoren außerhalb der Nase in gesunden wie kranken Zellen des Körpers vorkommen und besonders in Tumorzellen in großer Menge vorhanden sein können“, sagt Hanns Hatt. „Sie werden in der Zukunft nicht nur für die Diagnose von Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen, sondern vor allem für neuartige Ansätze in der Tumortherapie.“


Modena

Weltweit einzigartig
Junge erhält dank Gentherapie neue Haut

Der Ursprung eines Tumors ist maßgeblich für die passende Behandlung. Proteine führen auf die richtige Spur.

Genveränderte Hauttransplantate aus seinen eigenen Stammzellen retten dem Kind das Leben.

Zum ersten Mal hat ein Behandlungsteam des Brandverletztenzentrums der Ruhr-Universität Bochum und des Center for Regenerative Medicine der Universität Modena (Italien) einen Jungen mit großen Hautschäden erfolgreich mit Transplantaten aus genmodifizierten Stammzellen behandelt. Der Junge leidet an der sogenannten Schmetterlingskrankheit, einer genetisch bedingten Hautkrankheit, die rund 80 Prozent seiner Oberhaut zerstört hatte. Nachdem alle etablierten Therapien fehlgeschlagen waren, entschied sich das Bochumer Ärzte-Team für einen experimentellen Ansatz: Sie transplantierten Haut aus genmodifizierten Stammzellen auf die Wundflächen. Die Behandlung verlief erfolgreich, sodass der Junge heute, rund zwei Jahre danach, wieder am familiären und sozialen Leben teilnehmen kann. Die Mediziner berichten in "Nature".


Leberkrebs

Proteinforschung
Leberkrebs richtig einschätzen

Der Ursprung eines Tumors ist maßgeblich für die passende Behandlung. Proteine führen auf die richtige Spur.

Ein Tumor in der Leber - eine erschreckende Diagnose für betroffene Patientinnen und Patienten. Für Ärzte zunächst noch ein Fragezeichen, denn die Tragweite der Erkrankung ist allein durch die Entdeckung eines Tumors noch nicht feststellbar. Die meisten Tumore bilden sich aus den Leberzellen; es kann aber auch vorkommen, dass Tumore, die in der Bauchspeicheldrüse entstanden sind, in die Leber einwandern. Anhand von Proteinuntersuchungen können Ärzte diese Tumore jetzt besser voneinander unterscheiden. Rubin, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum (RUB), berichtet.


Statistik

Projektstart
Neue statistische Verfahren zur Überprüfung von Arzneimittel-Generika

Bloß weil ein nachgemachtes Medikament den gleichen Wirkstoff wie das Original enthält, muss es nicht auch genauso wirksam sein. Bisherige Kontrollmechanismen haben Schwächen.

Ob ein Generikum tatsächlich auf die gleiche Weise wirkt wie die Originalarznei, soll künftig mit verbesserten statistischen Methoden überprüfbar sein. Das Team vom Lehrstuhl für Stochastik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entwickelt dazu neue mathematische Verfahren, gemeinsam mit Kollegen des Pariser Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA, die Food and Drug Administration, fördert das Projekt mit rund 800.000 US-Dollar für zwei Jahre.


Therapie

Studie zeigt: Patienten übertragen Therapieerfahrungen auf weitere Behandlungen

Duisburg/Essen (idr). Eine erfolglose Therapie kann auch die Wirkung zukünftiger Behandlungen mindern - weil die Patienten die Erfahrung übertragen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Uni Duisburg-Essen. Die Wissenschaftler hatten 200 Probanden zunächst für zwei Tage ein schmerzlinderndes Pflaster verabreicht, am dritten Tag bekam ein Teil der Gruppe eine Tablette. Ergebnis: Die Tablette, die eigentlich keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg hatte, wurde besser bewertet. Wer aber schon negative Erfahrungen mit dem Pflaster gemacht hatte, sprach auch auf den zweiten Behandlungsversuch schlechter an. Der wichtigste Schutz vor diesem Effekt sei das Vermeiden von Therapiefehlschlägen, so die Studie.


PURE

Diagnose von Krebs
Neues Verfahren zur Identifikation von Biomarkern etabliert

Krebs früh und präzise diagnostizieren zu können ist für eine erfolgreiche Behandlung entscheidend.

Biophysiker der Ruhr-Universität Bochum haben ein Verfahren etabliert, mit dem sie Biomarker zur Diagnose verschiedener Krebsarten identifizieren können. Mit einer speziellen Form der Infrarot (IR)-Spektroskopie detektieren die Forscher Tumorgewebe in einer Biopsie oder Gewebeprobe automatisch und markerfrei. Anders als bei den derzeit in der Pathologie angewandten markerbasierten Verfahren bleibt das Gewebe dabei unbeschadet. So kann es anschließend besser detaillierten Proteinanalysen unterzogen werden. Anhand von Gewebeproben von Patienten, die an Lungen- und Brustfellkrebs litten, identifizierten die Wissenschaftler Protein-Biomarker, die charakteristisch für die untersuchten Krebsarten sind.


mgepa

LWL-Uniklinik Bochum eröffnet Schlaf-Ambulanz

Bochum (idr). Menschen mit krankhaften Schlafstörungen oder Tagesmüdigkeit haben eine neue Anlaufstelle: Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum startet am nächsten Donnerstag, 2. März, ihre Psychiatrische Schlafsprechstunde.


mgepa

Neues Projekt
Präzisere Diagnostik mit medizinischen Bildgebungsverfahren

Die moderne Medizintechnik erlaubt, winzige Tumoren aufzuspüren. Manchmal gibt es jedoch auch falschen Alarm. So wollen Mathematiker das Verfahren verbessern.


mgepa

Netzwerk für bessere Versorgung
von Menschen mit Seltenen Erkrankungen

Düsseldorf/Metropole Ruhr (idr). Vier Zentren für Seltene Erkrankungen schließen sich mit finanzieller Unterstützung des Landes zu einem NRW-Netzwerk zusammen. An dem Projekt sind u.a. das Uniklinikum Essen sowie das Centrum für Seltene Erkrankungen Ruhr von Ruhr-Universität Bochum und Universität Witten/Herdecke beteiligt. Ziel ist die Verbesserung der Versorgung und der Lebensqualität bei Betroffenen und ihren Angehörigen.


Hussong

Mütter im Teenager-Alter in Deutschland und der EU immer seltener

Junge Frauen, die vor ihrem 20. Geburtstag ein Kind zur Welt bringen, werden in Deutschland und der Europäischen Union (EU) immer seltener. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilt, sank die Zahl der Neugeborenen mit einer Mutter unter 20 Jahren in Deutschland von 2006 bis 2014 von rund 18 400 auf rund 12 100. Der Anteil an allen Geburten ging von 2,7 % auf 1,7 % zurück.


Hussong

Ingenieure wollen künstliche Luftröhre entwickeln

Die menschliche Lunge verfügt über einen ausgeklügelten Selbstreinigungsmechanismus. Funktioniert er nicht, kann das lebensbedrohlich sein. Ein Team der Fakultät für Maschinenbau geht das Problem an.

Ingenieure um Prof. Dr. Jeanette Hussong von der Ruhr-Universität Bochum wollen erste Schritte unternehmen, um die Technik für eine künstliche Luftröhre zu entwickeln. Die Volkswagenstiftung fördert das Vorhaben im Rahmen der Initiative "Experiment" mit 76.500 Euro für maximal 18 Monate. Das Programm ermöglicht es Wissenschaftlern zu erproben, ob radikal neue Ideen in der Praxis umsetzbar sind. Das Bochumer Projekt startet Anfang 2017.


Messe

Augusta Kliniken wieder
bei der Gesundheitsmesse

Die erste Gesundheitsmesse im RuhrCongress war für das Medizinische Qualitätsnetz (medQN) als Veranstalter – aber auch für die vielen Aussteller, Teilnehmer und Referenten ein großer Erfolg. Nachdem es für die Veranstaltung in der Gastronomie im Stadtpark keine Terminsicherheit gab, hatten Dr. Christian Möcklinghoff und seine Mitstreiter vom medQN den Schritt in die größere Halle gewagt.

Erneut waren die Augusta Kliniken prominent bei der Messe vertreten. PD Dr. Mann, Chefarzt der Chirurgischen Klinik im Augusta, präsentierte wie in den Vorjahren das robotik-assistierte Operationssystem daVinci. Viele Besucher nutzten die Chance, sich einmal selbst an einem solchen System auszuprobieren. Auch Monika Borggrebe aus der Geschäftsführung des Augusta schaute sich das System noch einmal sehr genau an. Schließlich ist es nicht oft so frei verfügbar wie es auf der Messe der Fall war.


Lauf

1.200 Teilnehmer waren aktiv
beim Solidaritätslauf im Stadtpark

Einen neuen Rekord haben sie aufgestellt beim 6. Lauf Aktiv gegen Brustkrebs im Bochumer Stadtpark: Nicht weniger als 1.200 Teilnehmer zählten die Ausrichter von der Leichtathletikabteilung des VfL Bochum. Das sind ungefähr doppelt so viele Teilnehmer wie bei der Premiere des Laufs im Jahr 2011.

Blind "getroffen" hat Landtagspräsidentin Carina Gödecke bei ihrer Startschuss-Premiere: Am Bismarckturm startete sie mit geschlossenen Augen den Walking-Wettbewerb beim 6. Lauf Aktiv gegen Brustkrebs. Moderatorin Katja Leistenschneider drehte sich – vielleicht ein bisschen ängstlich, aber immerhin grinsend – weg, als die Pistole knallte und rauchte. Es war für die Bochumer Politikerin gleichzeitig auch ihre Premiere als Schirmherrin.


BlauPause

BlauPause
Über 100.000 Besucher

Nachdem ein starkes Gewitter in der Nacht zu Samstag über Bochum zog, hatten sich die dicksten Wolken verzogen, als die ersten Vereine und Initiativen ihre Tische um 10 Uhr bezogen. Eine fast fünf Kilometer lange Tischtafel erstreckte sich fortan von der Ecke Ferdinandstraße bis zur Ruhr-Universität, bestehend aus 1224 Tischen.

Passend zur Mittagszeit zeigte sich dann auch die Sonne, was bis 13.30 Uhr bereits 50.000 Personen zum Anlass nahmen, die BlauPause zu besuchen. Ob kleine Tanzaufführungen, musikalische Einlagen mit Drehorgel und Gitarre, Quiz oder eine Fahrt mit der Fahrradrikscha (dem „Pausentaxi“): Unterhaltung und Aktionen gab es an allen Ecken, sodass es fast schwer fiel, nicht an jedem Tisch zu verweilen.


Sensor

Hightech-Sensor im Auge hilft bei Grünem Star

Der Augeninnendruck oder Intraokulardruck (IOD) ist für die geschätzt knapp eine Million Glaukompatienten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Wert, der ihr Leben bestimmt – ganz so wie der Blutzucker beim Diabetiker oder der Blutdruck beim Hypertoniker.


Regatta

Teilnehmer genießen Training für Benefiz-Regatta „Rudern gegen Krebs“ am 16. August

Die Trainingseinheiten haben längst begonnen. Schon am 12. Mai hatten sich die ersten Spaßruderer aufs Wasser gewagt, die alle an der Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“ teilnehmen wollen. Es waren Aktive der Augusta Ambulanten Dienste Bochum Hattingen, die sich beeilt hatten, ihre Trainingseinheiten beim Hattinger Ruderverein zu buchen. Die Benefiz-Regatta, ein Super-Event in der (und für die) Stadt, wird am 16. August gegen 10 Uhr auf der Ruhr in Höhe Landhaus Grum/Hundewiese von Landtagspräsidentin Carina Gödecke angeschossen.


Bergmannsheil

Bergmannsheil wurde 125 Jahre

Am 1. März 1890 wurde das Bergmannsheil als erste Unfallklinik der Welt eröffnet. Aus Anlass seines 125-jährigen Jubiläums wurde in der Klinik ein Festakt mit 250 geladenen Gästen und Mitarbeitern des Hauses gefeiert.

Als Ehrengäste und Festredner kamen unter anderem Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit, Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum und Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Den musikalischen Rahmen bildete der Ruhrkohle-Chor, der die historische Verbindung des Bergmannsheil mit dem Ruhrkohle-Bergbau symbolisierte.


Shunt

Innovative Methode in Bochum: Shunt ohne Operation

Chronische Niereninsuffizienzen nehmen weltweit zu, und auch in Deutschland steigt die Zahl der Patienten mit dialysepflichtigem, chronischem Nierenversagen in alarmierendem Maße an. Derzeit, so schreibt die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (Nierenheilkunde) auf ihrer Internetseite, gibt es allein in Deutschland etwa 70.000 Dialysepatienten, denen jetzt ein weltweit neues Verfahren zugute kommt: Im Angio-Radiologischen Institut der Augusta Kliniken legte Institutsleiter Dr. Detlev Longwitz bei Klaus Schubert gerade den ersten Dialyse-Shunt ganz ohne Einsatz eines Skalpells.


Pille

Rezeptfreiheit für die „Pille danach“

Es ist amtlich: Die „Pille danach“ gibt es seit dem 15. März rezeptfrei in der Apotheke. Der Bundesrat stimmte in der vergangenen Woche einer Verordnung der Regierung zu und nimmt damit die Apotheken in die Beratungspflicht.

Künftig sind zwei Präparate rezeptfrei erhältlich, eines mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, das andere mit dem Wirkstoff Levonorgestrel. Dabei ist der Onlineverkauf ausgeschlossen. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) setzt jetzt auf eine Beratung der Apotheker und folgt somit der Entscheidung der EU-Kommission, eine rezeptfreie Ausgabe des Verhütungsmittels lehnt er allerdings weiterhin ab.


Laufen

Laufen tut gut, laufen macht Mut

Bleiben Sie in Bewegung. Zeit und Kraft lassen sich nicht sparen. Wenn Sie heute nicht zum Bäcker laufen, haben Sie Ihre Kraft nicht gespart. Sie werden morgen nicht doppelt so weit laufen können. Körperliche Kraft wächst nur durch Bewegung.

Bewegung vergrößert Ihren Aktionsradius, schafft mehr Lebensqualität, fördert die Selbstheilungskräfte und wird für Krebspatienten unbedingt empfohlen. Bewegungsangebote in der Nachsorge und Rehabilitation bei Krebskranken gibt es in Deutschland schon lange: 1981 entstanden die ersten Krebsnachsorge-Sportgruppen. Erfahrungen über Bewegung und Sport mit Brustkrebspatientinnen gibt es in Deutschland schon seit mehr als 30 Jahren – mehr als für jede andere Tumorart. Wir haben für Sie im Folgenden einige Ergebnisse aktueller Studien zusammengestellt.


Krebs

Zitrusduft hemmt Leberkrebs

Terpene als Hauptbestandteil ätherischer Öle können das Wachstum verschiedener Krebszellen hemmen. Wie genau sie das tun, haben Bochumer Forscher um Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt jetzt an Leberkrebszellen genau untersucht.

Sie konnten die molekularen Mechanismen aufklären, die bei Anwendung von (-)-Citronellal zu einem Wachstumsstopp der Krebszellen führten und wiesen nach, dass der Duftrezeptor OR1A2 die entscheidende Schaltstelle dafür ist. Der Duftrezeptor könnte künftig als Ziel für Diagnostik und Therapie des Leberkrebses dienen. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Journal Archives of Biochemistry and Biophysics.


Röntgen

Röntgen ruft Ängste hervor

Moderne Computertomographen erzeugen die benötigten Bilder geräuschlos binnen weniger Sekunden. Trotzdem ruft eine bevorstehende Untersuchung in der Computertomographie bei vielen Patienten ebenso große Angst hervor wie eine geplante Operation oder eine wesentlich länger dauernde und mit starkem Lärm verbundene Untersuchung im Magnetresonanztomographen. Das hat eine Befragung von RUB-Forschern unter 852 Patientinnen und Patienten ergeben. „Röntgenärzte sind sich dessen aber kaum bewusst“, erklärt Studienleiter PD Dr. Christoph M. Heyer. „Künftig sollten solche Ängste schon im Aufklärungsgespräch thematisiert werden.“ Denn die Studie zeigt auch, dass je informierter die Patienten sind, desto geringer ausgeprägt ihre Angst ist.


Pflegestärkungsgesetz

Das Pflegestärkungsgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung

Ein Interview mit Knappschafts-Geschäftsführerin Bettina am Orde

Der Bundesrat hat am 7. November das Pflegestärkungsgesetz gebilligt. Die Knappschaft begrüßt es, dass mit dem neuen Gesetz deutliche Leistungsverbesserungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ab dem 1. Januar 2015 einhergehen. Im Interview äußert sich Knappschafts-Geschäftsführerin Bettina am Orde zum Pflegestärkungsgesetz.


Gesundheitsstandort

"Gesunde" Innovationen für und in Bochum

Neue Agentur zur Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes Bochum

Selbstbestimmtes Leben im Alter, passgenaue Versorgungs- und Therapiekonzepte, frühzeitige Erkennung von potenziell tödlichen Krankheiten - das alles sind Themen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen stark bewegen. Lösungen für diese Herausforderungen in Bochum zu finden, damit auch noch Arbeitsplätze zu schaffen, das sind die Aufgaben der neuen Agentur Gesundheitscampus Bochum mit ihrem Netzwerk, initiiert durch die Wirtschaftsförderung Bochum GmbH.


Mapapu

Gretas Mapapu ist ein Bochumer Junge

Palliativnetz Bochum hilft Kindern nach Todesfall bei Trauerarbeit

Greta war gerade im Urlaub. Eine heitere, unbeschwerte Zeit sollte es werden. Stattdessen schlug nach wenigen Tagen eine schlimme Nachricht wie eine Bombe in ihrem jungen Leben ein: Der Vater der Elfjährigen war überraschend an den Folgen einer Operation gestorben.


Palliativ-Konsildienst

Würde und Geborgenheit in schwerer Zeit

Palliativ-Konsildienst im St. Josef-Hospital / Unterstützende Begleittherapie

Seit Menschengedenken kämpfen Ärzte gegen Krankheitsursachen. Sie wollen vor allem heilen, mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen. Dafür sind viele Menschen dankbar. Doch nicht für alle steht dies an erster Stelle. Bei Schwersterkrankungen wie Krebs, extremer Herzschwäche oder fortgeschrittenen neurologischen Erkrankungen, die nicht mehr geheilt werden können, sind die Ziele bescheidener: Der Patient möchte kompetent und einfühlsam begleitet werden. Er möchte Würde und Geborgenheit. Gerade in seiner letzten schweren Zeit.

Diesen Gedanken hat das Katholische Klinikum Bochum (KKB) vor mehr als zwei Jahren mit seinem Palliativ-Konsildienst im St. Josef-Hospital aufgegriffen. Fast 1000 Patienten wurden seitdem betreut. Das Wort „Palliativ“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet, den Menschen wie in einem Mantel („pallium“) zu umhüllen und ihm bestmöglichen Schutz zu geben. Bereits im Krankenhaus, nicht erst danach. Getreu einem französischen Sprichwort aus dem 16. Jahrhundert: „Heilen? Manchmal. Lindern? Oft. Trösten? Immer.“

„Trösten? Immer“
Nicht allein zu sein, umfassend betreut zu sein, möglichst ohne Symptome wie Schmerzen, Luftnot oder Übelkeit zu sein, hat für Schwerstkranke oberste Priorität. Privat ist das manchmal möglich, aber in der modernen Medizin, die stark auf Hochtechnologie setzt und nach Fortschritt strebt? „Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen, für die wenig Aussicht auf Heilung besteht, werden schon zu Beginn ihres Klinikaufenthaltes vom Palliativteam am Krankenbett aufgesucht“, erklärt Prof. Anke Reinacher-Schick, Leitende Ärztin der Abteilung für Hämatologie und Onkologie im St. Josef-Hospital. Viele Berufsgruppen arbeiten im Palliativteam zusammen: Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen, palliativspezialisierte Krankenschwestern, Psychoonkologen, Seelsorger, Physiotherapeuten und Sozialdienstmitarbeiter.

Enge Kooperationen
Unterstützung findet das St. Josef-Hospital auch in anderen Kliniken des KKB-Verbunds, vor allem in der Klinik Blankenstein mit ihrer Schmerztherapie und der Abteilung für Naturheilkunde.

Die spezialisierte Palliativbehandlung konzentriert sich auf Schmerztherapie, Symptomkontrolle (Behandlung von Übelkeit, Atemnot etc.), physikalische Therapie (inkl. Massagen und Lymphdrainagen), Seelsorge, psychologische Hilfe bei der Krankheitsverarbeitung sowie die Unterstu¨tzung bei den wichtigen Fragen der postklinischen Betreuung, Pflege und Weiterversorgung. „Es besteht eine enge Kooperation mit dem Palliativnetz in Bochum und dem Hospiz St. Hildegard auf der Königsallee“, sagt Prof. Reinacher-Schick. „Dafür sind wir außerordentlich dankbar.“ So hat das Palliativnetz Bochum, dem sieben niedergelassene Ärzte angeschlossen sind, für Krisenfälle eine rund um die Uhr erreichbare Notrufnummer: 0800 725 542 848.

Lange Zeit gab es in der Onkologie eine scharfe Trennung. Erst kam die aktive Tumorbekämpfung mit Chemo- und Strahlentherapie oder Operationen. Erst wenn dies nicht mehr half und als aussichtslos betrachtet wurde, setzte die Palliativmedizin ein. „Heute wissen wir, dass diese Trennung bei Schwersterkrankungen ungünstig ist“, sagt Prof. Reinacher-Schick. Je früher man Ansätze aus der Palliativmedizin im Sinne einer unterstützenden Begleittherapie bereits früh in das onkologische Behandlungskonzept integriert, desto besser sind die Verläufe der Patienten. Studien haben ergeben, dass für einige Patienten auf diese Weise sogar die Lebenszeit verlängert werden kann, in jedem Fall jedoch die Lebensqualität deutlich verbessert ist. Ergebnis: Palliativmedizin kommt in Bochum in diesen Fällen sehr früh zum Einsatz.

Enger Kontakt zur Familie
So wie bei Frau J. (65). Sie ist seit Jahren wegen einer neurologischen Erkrankung im St. Josef-Hospital in Behandlung. Im Februar 2014 wurde Lungenkrebs diagnostiziert. Bei einer plötzlichen Verschlechterung fielen dann Hirnmetastasen bei einem bis dahin unbekannten Tumor auf. Es folgten Operation, Strahlen- und Chemotherapie. Parallel wurde Frau J. intensiv bei ihrer Krankheitsverarbeitung begleitet. Dazu gehörte auch eine Aufklärung ihrer Enkelkinder (u.a. mit Bilderbüchern). Regelmäßig kommt sie zur Verlaufskontrolle und ist zurzeit therapiefrei. Die persönliche Begleitung und der Kontakt zur Familie bleiben eng. Uwe Frech


Schrittmachertherapie

Meilenstein in der Schrittmachertherapie

Schrittmacher kontrolliert das Herz und überträgt die EKG-Daten kabellos

Ein 78-jähriger Patient der Augusta Kliniken in Bochum freut sich über eine Weltneuheit in seinem Körper: Einen Herzschrittmacher, der im Falle einer Rhythmusstörung direkt am Herzen sofort ein sogenanntes „interkardiales EKG“ schreibt – und dieses mittels Telemedizin an den behandelnden Arzt weiterleitet. „Die automatische Übertragung von EKGs bei Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus“, sagt Dr. Magnus Prull, „stellt einen Meilenstein in der Schrittmachertherapie dar.“

Der Arzt könne nun aufgrund noch präziserer Informationen noch schneller entscheiden, ob eine Anpassung der Therapie notwendig ist oder nicht. Dr. Magnus Prull, Leitender Oberarzt und Leiter der Abteilung für Herzinsuffizienz und Elektrotherapie in der Augusta-Kardiologie, führte diese Operation durch. Dem Patienten schenkte Prull gewissermaßen ein sichereres Leben, dem Augusta eine kardiologische Weltpremiere im Jahr des 150. Klinikgeburtstages. „Mit dem ‚Etrinsa‘, so heißt die neue Schrittmacherserie, verbessern wir die Lebensqualität der betroffenen Menschen.“

Es reicht oft nicht, nur den Takt vorzugeben
Viele Schrittmacherpatienten leiden nicht nur an einem zu langsamen Herzschlag, sondern auch an weiteren Rhythmusstörungen, wie z.B. dem Vorhofflimmern. Für eine erfolgreiche Therapie ist es besonders wichtig, nicht nur den Takt vorzugeben, sondern das ganze Herz des Patienten im Blick zu haben und Rhythmusstörungen möglichst schon zu dem Zeitpunkt zu erkennen, an dem sie auftreten.

Eine kontinuierliche und zuverlässige Beobachtung der Herzaktivität ist also von entscheidender Bedeutung. In Verbindung mit „Biotronik Home Monitoring®“, das eine zuverlässige und tägliche Datenübertragung ermöglicht, bietet der neue Herzschrittmacher dem Arzt die Möglichkeit, die Herzaktivität engmaschig zu beobachten.

Der neuartige Schrittmacher beseitigt im Übrigen eine Schwäche bisheriger Geräte: Etrinsa-Träger können sich nämlich auch Untersuchungen im Kernspintomographen unterziehen. eb-en


Subtraktionsangiographie

Digitale Subtraktionsangiographie

Patienten profitieren von schnellerer Röntgendurchleuchtung

Am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum wurde jetzt ein hochmodernes Angiographiegerät zur röntgenologischen Untersuchung der hirn- und rückenmarkversorgenden Gefäße in Betrieb genommen.

„Mit diesem Gerät können Kontrastmittel, Zeit und Strahlung gespart werden“, resümiert Priv.-Doz. Dr. med. Werner Weber, Direktor des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, die Vorteile für die Patienten. Die Anlage für Digitale Subtraktionsangiographie ist die derzeit modernste ihrer Art in Nordrhein-Westfalen. In die Anschaffung investierte das Universitätsklinikum mehr als eine Million Euro.

Verbesserte Abbildungsqualität und schnelle 3D-Darstellung
Prinzipiell können mit dem Großgerät alle angiographischen Untersuchungen und Behandlungen, also auch in anderen Körperregionen als Gehirn und Rückenmark durchgeführt werden. Die Neuanschaffung überzeugt vor allem mit einer verbesserten Abbildungsqualität.

Zudem sind schnelle 3D-Darstellungen der untersuchten Gefäße möglich. Dies und die simultane Darstellung in zwei Ebenen (biplane Angiographie) hilft besonders bei der Behandlung räumlich komplexer Gefäßerkrankungen, wie beispielsweise bei Hirnarterienaneurysmen. Da es sich um eine volldigitale Anlage handelt, können auch CT-Schichten gemacht werden.

Schlaganfallpatienten können besser behandelt werden
Neue Anwendungen sind „syngo iFlow“ und „syngo DynaPBV“. Diese neuen Techniken erlauben eine verbesserte Behandlung von Patienten mit Schlaganfall, denn das Blutvolumen im Gehirn und ein verbesserter Blutfluss kann direkt auf dem Kathetertisch bestimmt werden. Somit wird auch darstellbar, ob die Funktion des Gehirns nach dem Schlaganfall verbessert wurde.

„Man sieht besser, was man tut, bekommt Entscheidungshilfen und erkennt sofort, ob eine Behandlung erfolgreich war“, erklärt Weber und erzählt, dass man früher zum Beispiel das Gerät mehrmals kippen und drehen musste, bis man letztlich die Aufnahme erhielt, die man zum Befunden und Behandeln benötigt. Nun fährt das Gerät automatisch 180 Grad um den Kopf und erstellt dabei Aufnahmen, die digital verarbeitet werden und die genannten Informationen liefern.

Bei der Angiographie handelt es sich um ein Röntgendurchleuchtungsverfahren zur Untersuchung der Blutgefäße nach Injektion eines Kontrastmittels in die Arterie, die untersucht werden soll.

Reduziert auf das Abbild des Blutgefäßes
„Digitale Subtraktionsangiographie“, wie sie nun am Knappschaftskrankenhaus angeboten wird, bedeutet, dass eine Recheneinheit Knochen und Weichteile von der dargestellten Kontrastmittelsäule im Röntgenbild abzieht, sodass man nur noch das Abbild des Blutgefäßes sieht.

Ein Bildrechner löscht dabei also den störenden Bildhintergrund, damit ein reines, überlagerungsfreies Gefäßbild entsteht. Vor allem verengende Gefäßerkrankungen lassen sich so sicher diagnostizieren. Über den gleichen Zugang können auch Gefäßeingriffe wie Wiedereröffnungen mit Ballonkathetern und Stents oder auch verschließende Eingriffe wie beispielsweise bei Blutungen durchgeführt werden.

Damit spielt diese Art der Röntgenbildgebung besonders bei Gefäßinterventionen eine entscheidende Rolle: schnelle Bildgewinnung, das Erkennen feinster Strukturen und Instrumente sowie die Unterdrückung von technisch verursachten Schatten sind entscheidend für deren Erfolg.

Im Einsatz bei Patienten mit Erkrankungen von Blutgefäßen
Von der Anschaffung des neuen Angiographiegerätes profitieren vor allem Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen, also Erkrankungen des Blutgefäßsystems von Gehirn und Rückenmark.

Dazu gehören Aneurysmen (krankhafte Aussackung einer Schlagader), durale arteriovenöse Fisteln (erworbene Fehlbildungen der Blutgefäße, arteriovenöse Malformationen (angeborene Fehlbildung der Blutgefäße), Patienten mit Hirnblutungen und nach einem Schlaganfall. Die Behandlung dieser Krankheitsbilder ist Schwerpunkt der Neurochirurgischen Klinik, Neurologischen Klinik und der Neuroradiologie am Knappschaftskrankenhaus.


150 Jahre Augusta

Augusta Kliniken feiern
150. Geburtstag beim Tag der Offenen Tür am 30. August

Alle Bochumer sind an diesem Tag an der Bergstr. 26 herzlich willkommen

Mit einem Gottesdienst auf dem Parkdeck beginnt der Tag der Offenen Tür anlässlich des 150. Geburtstages der Augusta Kliniken an der Bergstraße 26. Ganz Bochum ist eingeladen, diesen festlichen Tag am 30. August (10 bis 18 Uhr) mitzuerleben, mitzufeiern und an den zahlreichen Aktionen teilzunehmen. Medizin steht im Fokus, aber auch die Unterhaltung der Gäste hat an diesem speziellen Tag einen besonders hohen Stellenwert.

Bei den Vorträgen, die parallel in zwei Sälen stattfinden, wird der Besucher sich entscheiden müssen. Es geht um die Volkskrankheiten Bluthochdruck und Arteriosklerose, um Prostata- und Leberleiden. Eine ausgewiesene Gesundheitsexpertin, Petra Koruhn, moderiert zunächst die Diskussionsrunde: „Diagnose Krebs – Was nun?“ Dazu äußern sich die Experten des Onkologischen Zentrums Augusta. Danach geht es mit der WAZ-Redakteurin um „Altersgerechte ganzheitliche Behandlung“ von Senioren bei den Spezialisten für Altersmedizin. Diese betreuen auch den „Age-Explorer“, der auch jungen Leuten einen Eindruck von den Beschwernissen des Alters vermitteln kann.

Wie Übergewichtige schlank werden können und die Haut wieder straffer wird, ist ebenso Thema wie schmerzfreies Laufen nach Knorpelzell-Transplantation oder komplementärmedizinische Hilfe bei Morbus Parkinson.

Robotisch assistiertes Operieren zeigen die Experten auf dem daVinci-Truck und viele Ärzte stehen an der Organstraße Rede und Antwort, wo begehbare Modelle aller Organe zu finden sind: Leber, Magen, Herz, Blase, Niere, Prostata, Pankreas und ein acht Meter langer Darm warten ebenso auf Besucher wie Lunge, Brust, Gebärmutter, Vene, Mundhöhle, Gehirn.

„Dieses Anschauungsmaterial“, sagt Geschäftsführer Ulrich Froese, „ist auch für Schulklassen geeignet.“

Chef-Radiologe Prof. Dr. Matthias Bollow und seine Fachleute röntgen Kinderspielzeug und führen durch ihre Abteilung wie viele andere Chefärzte es auch tun. Am Anästhesie-Simulator, so Chefarzt PD Dr. Jan Florian Heuer „zeigen wir, wie eine Narkose eingeleitet wird“ und noch vieles mehr. Apotheke, Zentralsterilisation, Endoskopie, Strahlentherapie und Labor können besichtigt werden. Ganztägig sind u.a. Selbsthilfegruppen, die Ambulanten Dienste, Krankenpflegeausbildung, Seelsorge, die Diagnostikstraße und die Augusta Akademie zu finden.

Über Namenspatronin Augusta wird mehrfach Karin Feuerstein-Praßer sprechen: Die Kölnerin hat das lesenwerte Buch „Augusta – Kaiserin und Preußin“ veröffentlicht.

Dass genug zum Essen und Trinken da ist, dafür steht Chef de Cuisine und Sternekoch Ralf Meyer gerade. Es gibt auch Eis, Waffeln und Popcorn. Kinder finden Spaß auf der Hüpfburg und der Spielstraße.

Verzehrmarken gibt es im Haupthaus neben der Patienteninfo und am Stand auf Parkdeck 9. Der Meeting-Point befindet sich an der Patienteninformation im Haupthaus.

Besucher, die innere Einkehr und Ruhe suchen, finden diese in der Kapelle bei Meditation und leiser Klaviermusik.


Clip

Clip beseitigt Herzklappenfehler

Bergmannsheil: Innovatives Verfahren

Zum 50. Mal hat die Kardiologische Klinik am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil einen Patienten mit schwergradiger Undichtigkeit (Insuffizienz) der Mitralklappe erfolgreich mit einem innovativen Verfahren behandelt:

Bei der kathetergestützten Mitralklappenrekonstruktion wird der Klappendefekt ohne konventionelle Operation und Öffnung des Brustkorbs korrigiert. Mit einem Katheter wird über die Leistenvene ein spezieller Clip ins Herz vorgeschoben, mit dem die defekten Klappensegel verbunden werden und die Klappe somit abgedichtet werden kann. Die Undichtigkeit, die sich oft in einer Schädigung des Herzmuskels und in vielfältigen Symptomen äußert, wird auf diese Weise ganz oder zumindest teilweise behoben. In Bochum ist das Bergmannsheil derzeit die einzige Klinik, die das Verfahren anwendet.

Neben der Aortenklappenverengung (Aortenklappenstenose) zählt die Mitralklappenundichtigkeit (Mitralklappeninsuffizenz) zu den häufigsten Herzklappenfehlern. Über die Mitralklappe wird der Blutfluss aus den Lungen über die linke Vorkammer in die linke Hauptkammer und dann in die Organe des Körpers kontrolliert. Schließt die Mitralklappe nicht richtig, so fließt das Blut zurück in die linke Vorkammer und in die Lunge. Um eine ausreichende Blutversorgung der Organe gewährleisten zu können, muss das Herz deutlich stärker pumpen. Die höhere Belastung führt häufig zu einer Schädigung des Herzmuskels. Diese kann beim betroffenen Patienten zu Wassereinlagerungen, Luftnot, Müdigkeit und einer eingeschränkten Belastbarkeit führen.

Um die Ursache dieser Symptome zu korrigieren, kann die defekte Mitralklappe durch einen herzchirurgischen Eingriff entweder ersetzt oder rekonstruiert werden. Doch nicht alle Patienten kommen für eine solche Operation in Betracht. Leidet der Betroffene aufgrund seiner Grunderkrankung zum Beispiel an einer stark eingeschränkten Pumpfunktion des Herzmuskels, sind die mit einer Operation verbundenen gesundheitlichen Risiken deutlich erhöht.

Für diese Patienten steht im Bergmannsheil seit 2010 ein innovatives Verfahren zur Verfügung, mit dem auf schonende Weise der Defekt der geschädigten Mitralklappe behoben werden kann, das sogenannte MitraClip-System. Eine Öffnung des Brustkorbs und der Anschluss des Patienten an eine Herz-Lungenmaschine sind hier nicht erforderlich. Bei dem Verfahren wird ein Kathetersystem über die Leistenvene durch die Vorhofscheidewand hindurch bis zur undichten Mitralklappe geführt. An der Spitze des Katheters befindet sich ein Clip. Der Katheter wird unter kontinuierlicher Röntgen- und Ultraschallkontrolle zwischen den Mitralklappensegeln, die den Blutfluss regulieren, platziert. Die Klappensegel werden dann mit dem Katheter „eingefangen“ und mit dem Clip verbunden. Die Undichtigkeit wird auf diese Weise beseitigt oder zumindest deutlich verringert und die Regulierung des Blutflusses sowie die Belastung des Herzmuskels normalisieren sich.

„Unsere Erfahrungen mit dem Clipping-Verfahren sind sehr positiv“, so Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Kardiologie im Bergmannsheil und im St. Josef Hospital. „Die Symptomatik der Patienten verbessert sich in der Regel bereits unmittelbar nach dem Einsetzen des Clips, und sie gewinnen dadurch ein großes Stück ihrer Lebensqualität zurück.“ Für die Durchführung des Eingriffs ist in der Regel ein einwöchiger Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich. Die Prozedur wird unter Vollnarkose im Katheterlabor durchgeführt und dauert in der Regel etwa 1,5 Stunden.

Derzeit wird das Verfahren im Ruhrgebiet in sieben Kliniken angewandt. In Bochum wird es nur im Bergmannsheil angeboten. Hier wurden seit der Einführung 2010 bislang 50 Patienten erfolgreich behandelt. „Für Patienten, bei denen die medikamentöse Therapie ausgeschöpft ist und die aufgrund ihres Gesundheitszustand für eine konventionelle Operation nicht geeignet sind, stellt die Mitralklappenrekonstruktion per Katheter eine wirksame und vor allem schonende Behandlungsoption dar“, so Dr. Leif Bösche, Oberarzt der Kardiologischen Universitätsklinik im Bergmannsheil.


Hebammen

hsg sucht wieder Schwangere

Hebammenstudierende lernen von schwangeren Frauen

Der Studienbereich Hebammenkunde der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum sucht schwangere Frauen, die ihren Entbindungstermin voraussichtlich im Zeitraum von Ende Januar bis Ende April 2015 haben werden.

Im Rahmen des Projektes 'Hebammenstudierende lernen von Schwangeren' sollen werdende Hebammen des fünften Semesters der hsg bei circa monatlich stattfindenden Treffen einen Eindruck gewinnen, wie Frauen ihre Schwangerschaft erleben, welchen Belastungen sie sich ausgesetzt fühlen und welche Momente besondere Glücksge-fühle bei der werdenden Mutter auslösen.

In Gesprächen, die mit und ohne die Anwesenheit einer erfahrenen Hebamme der Lern- und Forschungsambulanz der hsg erfolgen, soll ein reger Informationsaustausch stattfinden. Ziel des Projektes ist es, dass nicht nur die Studierende von der Schwangeren lernen kann, sondern die Schwangere ausgiebig Gelegenheit hat, Fragen zur Schwangerschaft, der bevorstehenden Geburt oder auch dem Wochenbett zu stellen.

Im Rahmen des Projekts erfolgt die Betreuung der Schwangeren weiterhin über die Hebamme der Schwangeren und durch ihre Gynäkologin oder ihren Gynäkologen. Die hsg-Studentinnen werden die Schwangere nicht zur Geburt begleiten.

Schwangere, die im Zeitraum von Ende Januar bis Ende April 2015 ihren Nachwuchs erwarten und Lust haben, über ihre Schwangerschaft zu erzählen, können sich ab sofort bei der hsg melden.

Kontakt: hebammenkunde@hs-gesundheit.de oder per Telefon dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr unter den Nummern 0234-77727-657 oder 0234-77727-660.


Industriekultur

Ganz Bochum auf Schicht

Nacht der Industriekultur am 28. Juni

Gleich mit acht Spielorten mischt Bochum die Besucher der ExtraSchicht am 28. Juni 2014 auf und macht die Nacht zum Abenteuer zwischen Industriekathedrale, Universität, Förderturm, Brauerei, Theater, Fußballstadion, Zeche und Eisenbahnwerk. Ein Ritt um die Welt von 18 bis 2 Uhr.

Europa als Fest.Spiel.Platz.
Die Jahrhunderthalle Bochum bietet in der ExtraSchicht-Nacht der Jungen Szene Ruhr eine prominente Bühne: beim Poetry-Jazz-Slam sprudeln gewitzte Texte und Impro-Jazz moderiert vom Slam-Urgestein Sebastian 23 und bei „Danse, Théatre & Cirque Nouveau“ wird der Wasserturm zur Multifunktionsbühne für Tanz, Musik, Artistik und Theater, wenn die Akteure in halsbrecherischer Höhe auf einer „Highline“ zwischen Wasserturm und Dampfgebläsehaus tanzen.

Im Vorfeld der ExtraSchicht erforschen die Artisten verborgene Orte der Jahrhunderthalle per Video und zeigen die Ergebnisse in der ExtraSchicht-Nacht. Das Klavier-Festival Ruhr ist mit dem KlavierMarathon zu Gast mit Meisterschülern der Musikhochschulen in NRW, die Fußballkultur driftet ins Literarische mit BVB-Legende Aki Schmidt und Fackelführungen durch die Unterwelt des Westparks bringen Licht ins Dunkle. Das Detroit-Projekt der Urbanen Künste Ruhr lädt ab 23 Uhr ein zum „Just in Time – Just in Sequence“-Remix, das Happening von Ari Benjamin Meyers in elektronischer Variante. Zum Abschluss erklärt DJ Kosta Kostov von Funkhaus Europa den Innenhof am Wasserturm zum „Europa Floor“.

Licht am Schacht
High-Class Comedy mit den Lost Locos, atemberaubende Akrobatik mit Noah Chorny und die sympathischen Walkact-Künstler von Chapeau Bas! erwarten die Besucher der ExtraSchicht im Deutschen Bergbau-Museum. Live-Musik zum Mittanzen liefert die Jim Rockford Band feat. Hugh Kanza und in der Nacht erleuchtet eine große Feuer- und Lasershow den Förderturm.

Daneben kann man bei ungewöhnlicher Akustik-Installation nach unter Tage fahren und eine Fahrt auf den illuminierten Förderturm unternehmen. Speziell für Fotofreunde: Die ausgeklügelte Architektur-Beleuchtung, die das DBM in Szene setzt. Im Rahmen des Bochumer Detroit-Projekts, dessen Sommerfestival am Bergbau-Museum im April eröffnet wurde, kreierte der britische Theatermacher, Autor und Bildende Künstler Tim Etchells (Forced Entertainment) eine großformatige, temporäre LED-Installation, eigens entworfen für das Fördergerüst des Deutschen Bergbau-Museums, das Bochumer Wahrzeichen schlechthin. Der Satz How Love Could Be, den Etchells in Neonschrift vom Fördergerüst leuchten lässt, ist ein Zitat der ersten Single des legendären Platten-Lables Motown aus Detroit. Die Installation How Love Could Be ist ein öffentlicher Akt des Erstaunens. Und auch oben auf dem Förderturm kommt man aus dem Staunen nicht heraus, wenn einem Bochum zu Füßen liegt.

Entdeckungstour für alle Sinne
Bei der Privatbrauerei Moritz Fiege Mitten im Herzen Bochums geht es mit Ehrlichkeit und Bodenständigkeit um eins der schönsten Getränke der Welt.

Charaktervolle Biere und wie sie gebraut werden zeigt die Privatbrauerei in der ExtraSchicht- beim Schau-Brauen – das ist Brau- und Handwerkskunst. Die Brauerei, die seit 1878 mit feinstem Aromahopfen anspruchsvolles Bier braut, öffnet Besuchern von 18 – 2 Uhr die Pforten zur Besichtigung und Bierverkostung. Währenddessen jagt es einem in der Zirbelstube kalte Schauer über den Rücken, wenn ab 19 Uhr alle zwei Stunden Nadine d‘Arachart und Sarah Wedler aus ihren „Tatort Ruhrgebiet“-Krimis vorlesen. Aufwärmen kann man sich dann unter anderem bei den Köstlichkeiten der Grillakademie Ruhr, die aus der Tugend des Grillens eine Kunst machen: ab 18 Uhr wird es alle 60 Minuten brenzlig. Für Live-Musik sorgen die Schüler der Musikschule Bochum und die Band Storksbergers Riesen. Mit den Illuminationen der Lichtkünstler Daniel und Nina Liewald sowie Peter Grotz wird es lounge-mäßig stimmungsvoll, denn die „Erleuchter“ rücken die Gebäude ins rechte Licht und Leuchtobjekte bringen den Brauhof zum Strahlen. Auf das, was kommt!

Forschung und Lehre
Beim Programm der Ruhr-Universität Bochum dreht sich alles um all die Bauwerke, die in den vergangenen 50 Jahren auf dem Campus entstanden sind.

Im Gegensatz zum durchschnittlichen Reihenhaus haben diese nämlich ganz besonders anspruchsvolle Bewohner: Mikroskope, Windkanäle, riesige Apparaturen – eben alles, um die Welt zu erforschen. Von der Spielfläche Querforum Ost starten 14 Erlebnisführungen, unter anderem in die hochmodernen Gebäude IC und ID, zum Windkanal, auf ein Gebäudedach sowie zu freigelegten Kohleflözen. Die Besucher bekommen dabei einen einmaligen Blick hinter die Kulissen von Forschung und Lehre und erfahren nebenbei, wo Plasma eingesetzt wird oder wie Werkstoffwissenschaftler arbeiten. Die Anmeldung für die Führungen startet im Juni unter www.rub.de/extraschicht.

Ab 22 Uhr wird die Fassade des Gebäudes IA, das kurz vor dem Abriss steht, zum Leben erweckt. Die Historie des Gebäudes läuft noch einmal als überdimensionaler Film vor den Augen der Besucher ab, unterlegt von Animationen mit 3D-Effekten und Sounds.

Mit Kopfhörerparty, Science Slams, Wissensduell, Parkour, Graffiti-Aktionen, Theaterperformances, Fotoausstellungen, Lesungen, Musik und Kinderunterhaltung erwartet die Besucher darüber hinaus ein abwechslungsreiches Programm.

Das Detroit-Projekt
Unter dem Motto „This is not Detroit“ laden Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr mit dem Detroit-Projekt anlässlich der Schließung des Opel-Werks internationale Künstler ein, sich den sozialen Veränderungen in der Stadt zu stellen. Neben dem Just in Time, just in Sequence-Remix in der Jahrhunderthalle wird die ehemalige Eve-Bar von Künstlern des Detroit-Projekts in einen Showroom für Kunstaktionen verwandelt. Unter der Leitung von Theater- und Technikexperten bieten außerdem Führungen in kleinen Gruppen seltene Einblicke hinter die Kulissen des Theaters.

Fußballkultur und Doppel(s)pass
Fußball gehört unbedingt mit zur Ruhrgebietskultur und im Rewirpower-Stadion kann man ber 100 Jahre Fußballkultur inhalieren. Seit 1911 wird „anne Castroper“ an ein und demselben Ort gekickt. Zur ExtraSchicht am 28. Juni wird das „Schmuckkästchen“ Schauplatz für Hochkultur, mit einem Hauch vom alten Charme der bolzenden Zunft.

Die Bochumer Symphoniker geben sich und der Fußballtradition des Ruhrgebiets unter der Leitung von Steven Sloane die Ehre. Am geschichtsträchtigen Standort des ehemaligen Stadions an der Castroper Straße bzw. des Ruhrstadions laden um 21.15 Uhr die BoSys mit begleitenden Chören bei populärer Klassik und Fußballfangesängen zum Mitsingen ein – da bleibt kein Auge trocken und keine Kehle stumm, das ist Gänsehautprogramm!

Wer den VfL-Cheftrainer Peter Neururer bei einer Lesung und im Talk mit Gästen erleben will, findet sich bereits um 19 Uhr im Stadion ein. Anschließend wird eine All-Star-Band rund um den Stadionsprecher des VfL Bochum, Michael Wurst, die Zeit bis zum Auftritt der Symphoniker verkürzen. Ab 18 Uhr geht es bei den Stadiontouren in die „heiligen Bereiche“ der Kabinen und Katakomben. Außergewöhnliche Fußballfotografien des Fotografen Martin Steffen gibt es in Form einer Videoprojektion zu bestaunen und in gepflegter Biergartenatmosphäre können sich heiser gesungene Sängerkehlen bei weiteren kulturellen und kulinarischen Highlights entspannen.

Junges Europa im Revier
Das LWL-Industriemuseum Zeche Hannover zeigt jugendliche Subkulturen zwischen Globalisierung und Verwurzelung in der Ausstellung „Einfach anders! Jugendliche Subkulturen im Ruhrgebiet“ – handfest illustriert durch die Urban Dance-Performances von Pottporus. Die Band Zirkus setzt den Kessel mit Balkan-Rock unter Dampf, dazu wird hochkarätiger Jazz der Big Band der Glenn Buschmann Jazz Akademie gereicht, nebst Erlebnisführungen mit hochgefahrener Fördermaschine, dem Kinderbergwerk Zeche Knirps und nächtlicher Illumination von Malakowturm und Maschinenhalle.

Kultur im Schuppen
Die Theodor-Körner-Schule gestaltet das Hauptprogramm des Eisenbahnmuseums Bochum mit Schmiss und Elan, z.B. mit der gesellschaftskritischen Komödie „Top Dogs“, Live-Musik von der Schulband und Beatles-Medleys vom Mittelstufenchor.

Im Lokschuppen erwartet die Kunstausstellung zum Thema „Eisenbahnlandschaften“ die Besucher und bei den industriegeschichtlichen Führungen durch die Fahrzeugsammlung entdeckt man manches alte Schätzchen. Der historische Schienenbus pendelt zwischen Museum und Dahlhausen und nach der Fahrt mit der Draisine kann man sich im Biergarten bei Gekühltem und Gegrilltem eine Pause gönnen.


Augusta

Augusta Kliniken schaffen Händedruck ab

Die Presse gab sich die Klinke in die Hand, nachdem die Augusta-Kliniken gemeldet hatten, dass der Händedruck in dem Bochumer Krankenhaus abgeschafft werden soll. Fernsehen, Radio, Printmedien und Agenturen reagierten unmittelbar und höchst interessiert auf die Ankündigung, dass die rund 1600 Mitarbeiter des Augusta per Dienstanweisung angehalten werden, nach 150 Jahren – im Jubiläumsjahr – auf diese Begrüßungsform zu verzichten.

„Natürlich ist uns bewusst“, schrieb Geschäftsführer Ulrich Froese in seiner Anweisung, „dass der Händedruck in unserem Kulturkreis mehr ist als eine bloße Begrüßung und dass er als nonverbales Signal Vertrauen zwischen den Menschen schafft.“ Man sei aber der Auffassung, so der Chef weiter, „dass diese Aspekte dem Ziel der Patientensicherheit unterzuordnen sind.“

Möglicherweise ist das Augusta sogar das erste Krankenhaus bundesweit mit einer solchen Regelung. Viele Menschen fragen sich zu Recht, wieso eine so einfache Maßnahme erst jetzt und nur im Augusta durchgesetzt wird. Denn es ist ja bekannt: Etwa 80 Prozent aller Infektionen, so stellte es Hygienfachkraft Alen Males klar, „werden mittels Handkontakt übertragen. Bei jedem Kontakt werden die Keime dann von Hand zu Hand weitergereicht.“

Die Augusta-Chefärzte Prof. Dr. Santiago Ewig (Pneumologie, Infektiologie) und Priv.-Doz. Dr. Burkhard Ubrig (Urologie) waren sich beim Pressegespräch einig, dass sich durch den Verzicht aufs Händedrücken einige Prozent der bisherigen Infektionen vermeiden lassen.

Alen Males hatte am praktischen Beispiel verdeutlicht, wie Keime von Hand zu Hand wandern. Der Spezialist verwendet eine Testsubstanz, mit der die Hände sorgfältig eingerieben werden. Die Bereiche, die im Schwarzlicht bläulich schimmern, sind „sauber“. Jene Stellen, die mit der Substanz nicht erreicht wurden, bleiben erkennbar farblos – und natürlich „im richtigen Leben“ voller Keime. Die blau schimmernde Substanz übernimmt dann aber beim Test-Händedruck die Rolle der vermeintlichen Keime: Nach einer „Händedruck-Kette“ ist auch an der letzten Hand noch Farbe nachweisbar.

Die Bedeutung der Maßnahme wird auch an der Tatsache deutlich, dass ein Drittel der Frauen und zwei Drittel der Männer sich nach dem Toilettengang nicht die Hände waschen. Man stelle sich vor: Ich wasche mir die Hände und drücke danach die eines Verweigerers ...

Handkontakt verursacht 80 Prozent aller Infektionen
„Unsere Patienten“, da ist sich Geschäftsführer Froese sicher, „werden unsere Maßnahme verstehen, denn das Thema Hygiene im Krankenhaus steht in der öffentlichen Diskussion wie nie zuvor.“ Man werde das Vorgehen so vermitteln, dass es keinesfalls als Unhöflichkeit missverstanden werden kann. „Das anfänglich Ungewohnte“, ist Froese überzeugt, „wird schon bald zur Normalität werden.“

„Mit dem richtigen Verhalten – nicht nur bei der Händedesinfektion“, so die Dienstanweisung, „können nicht nur Mitarbeiter von Krankenhäusern, sondern auch Besucher und Patienten viel dazu beitragen, dass sich Krankheitserreger nicht verbreiten.“ eb-en


Stubentiger

So haben Sie lange Freude am Stubentiger

Umfragen zufolge ist die Katze mit Abstand der Deutschen liebstes Haustier. In rund acht Millionen Haushalten leben geschätzt zwölf Millionen Stubentiger – fast so viele wie Kinder und deutlich mehr als Hunde, die nur in knapp sechs Millionen Haushalten zu finden sind. Katzenbesitzer sind stets auf das Wohl ihrer schnurrenden Lieblinge bedacht: Sie wer-den regelmäßig gefüttert, haben einen Kratzbaum, Spielzeug und Kuschelkissen und werden mit vielen Streicheleinheiten verwöhnt. Aber reicht das wirklich aus?

Die richtige Ernährung
Die Rohfütterung, das Barfen, wird auch bei Katzenhaltern immer populärer. Die Ernährungsexpertin Dr. Katrin Busch-Kschiewan, die als selbstständige Tierärztin mit Schwerpunkt Tierernährung in Wisskirchen arbeitet, gibt jedoch zu bedenken, dass wesentliche Bestandteile für eine ausgewogene Ernährung fehlen könnten.

Eine hochwertige Fertignahrung dagegen versorge die Katze mit allen wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und könne die Gesundheit der Katze und damit auch deren Lebenserwartung positiv beeinflussen. „Während Trockennahrung gesünder für die Zähne ist, wird Feuchtnahrung oft lieber gefressen“, ergänzt die Tierärztin. Eine qualitativ hochwertige Nahrung spiegle sich in „wohlgeformtem“ Kot und einem gesunden Fell der Katze wider.

Regelmäßiger Gesundheitscheck
Auch im Hinblick auf Nieren- und Harnwegserkrankungen, die bei alten Katzen häufig zum Tode führen, empfiehlt Dr. Katrin Busch-Kschiewan eine hochwertige Fertignahrung, die der Entstehung dieser Probleme vorbeugen kann.

Darüber hinaus sollten Katzen ab einem Alter von zehn Jahren mindestens einmal im Jahr dem Tierarzt vorgestellt werden, um versteckte Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Impfschutz nicht vernachlässigen
„Katzenschnupfen“ (felines Herpesvirus und felines Calicivirus) und „Katzenseuche“ (feline Panleukopenie) sind Erkrankungen, die bei schwerwiegendem Verlauf noch immer zum Tod einer Katze führen können.

Da eine Übertragung von Krankheitserregern auch über indirekten Kontakt möglich ist, sollten nach Ansicht von Dr. Susanne Streit, Tierärztin an der Tierklinik am Hasenberg in Stuttgart, auch Wohnungskatzen regelmäßig geimpft werden: „Dabei wird die Katze vom Tierarzt auch klinisch untersucht, sodass z. B. Zahn- oder Herzerkrankungen wesentlich eher entdeckt und entsprechend therapiert werden können.“

Gewichtszunahme nach der Kastration vermeiden
Nach einer Kastration neigen Katzen dazu, dicker zu werden, weil sie ein erhöhtes Hungergefühl haben und ihr Energiebedarf gleichzeitig sinkt. „Passt man nicht auf, wird die Katze dick“, erklärt Sabine Siebenbach, Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen im Kundenservice von Royal Canin. Sie rät, die Tiere bereits einige Zeit vor der Operation auf eine Spezialnahrung umzustellen, um schon im Vorfeld eine Gewichtszunahme zu vermeiden.

Allein oder zu zweit?
Von Katzen wird gerne behauptet, sie seien Einzelgänger. Beobachtet man die Tiere aber im Freien, sieht man, dass sie eine ganze Reihe sozialer Kontakte pflegen.

Wohnungskatzen, die häufig alleine bleiben müssen, sollten daher nicht ohne Artgenossen leben. Laut Tierärztin Dr. Susanne Streit ist der Charakter der Katzen das Wichtigste bei ihrer Vergesellschaftung: „Die Wahrscheinlichkeit für ein harmonisches Zusammenleben steigt, wenn man eine Zweitkatze wählt, die von Art und Temperament der ersten ähnlich ist.“ Ein Altersunterschied von zwei bis drei Jahren sei in der Regel bei mittelalten Tieren kein Problem, wobei das Geschlecht der Zweitkatze meistens keine Rolle spiele.

Konsequenz und Geduld bei der Erziehung
Katzen haben ihren eigenen Kopf und lassen sich nicht so leicht erziehen wie Hunde. „Auf Drill und Kommandos wird eine Samtpfote kaum reagieren“, weiß Katzenpsychologin Petra Twardokus, Gründerin und Leiterin des P.T. Instituts in Mülheim an der Ruhr, „aber sie ist in der Lage, zu lernen und man kann ihr bestimmte Dinge beibringen.“

Statt zu überlegen, was die Katze nicht darf, rät die Verhaltenstherapeutin, darüber nachzudenken, was ihr erlaubt wird. „Wichtig ist es, mit Lob und Belohnung zu arbeiten, wenn die Katze ein erwünschtes Verhalten zeigt, denn Bestrafungen vermitteln ihr nichts über das erwünschte Verhalten.“ Häufig gehe dabei sogar Vertrauen verloren, weil die Katze aus ihrer Sicht gar nicht versteht, dass sie etwas „falsch“ gemacht hat. „Geduld, Ausdauer und absolute Konsequenz sind unerlässlich bei der Erziehung von Stubentigern.“ djd


Greenlight-Laser

Greenlight-Laser mindert Beschwerden bei einengender Prostatavergrößerung

Außergewöhnlich präzise und schonend arbeitet der Greenlight-Laser der neuesten Generation, der jetzt in der Urologischen Klinik der Augusta-Kranken-Anstalt eingesetzt wird. „High-Tech zum Wohl unserer Patienten mit Beschwerden beim Wasserlassen“, lobt Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Burkhard Ubrig die brandneue Technik im Prostatazen­trum Ruhrgebiet. „Wir arbeiten minimal-invasiv durch die Harnröhre, mit nur geringen Blutungen und mit sehr kurzem Krankenhausaufenthalt.“

Über 3 Millionen Männer in Deutschland, sagen die Statistiker, haben eine einengende Prostatavergrößerung, aber nur etwa 800.000 gehen wegen der Beschwerden zum Arzt.

Diese gutartige Veränderung der Prostata ist die häufigste von Urologen gestellte Diagnose bei Männern zwischen 45 und 75 Jahren. Statistisch gesehen sind allein in Bochum gut 13.000 Männer betroffen.

Allein in Bochum sind 13.000 Männer betroffen
Aber weil dies wieder eines von vielen schambesetzten Themen ist, leiden die Herren oft einfach vor sich hin, statt Hilfe in Anspruch zu nehmen, die es in vielerlei Hinsicht gibt. „Wenn sich die Prostata vergrößert“, erklärt Dr. Ubrig, „kann die Harnröhre eingeengt sein, was nicht nur Beschwerden beim Wasserlassen bewirken kann.“ In der Folge können auch – vom Patienten zunächst unbemerkt – Nierenschädigung, Blasenveränderungen und schwere Entzündungen der Blase und der Hoden auftreten. „Hier sollte der Mann also nicht nachlässig sein.“

Schambesetztes Thema offensiv angehen
Bisher standen zur Behandlung Medikamente oder auch die Entfernung von überschüssigem Prostatagewebe durch die Harnröhre (TURP) zur Verfügung. „Heute können wir darüber hinaus äußerst effektiv mit dem neuen Greenlight-Laser behandeln“, sagt Oberarzt Dr. Dirk Scheer. „Mit einem leistungsstarken Laserstrahl verdampfen wir das einengende Prostatagewebe.“ Auf diese Weise werde die Abflussbehinderung beseitigt. Diese Methode sei besonders unblutig.

Die Prostata – wichtige Drüse im Harntrakt
Die Prostata ist eine Drüse. Sie liegt unterhalb der Blase und ist Teil des Harntraktes. Hauptfunktion der Prostata ist die Produktion der Samenflüssigkeit (Trägerlösung für die Spermien).

BPO (benign prostatic obstruction) ist eine Auslassbehinderung der Harnblase durch überschüssiges Wachstum von Prostatagewebe im Alter. Die Prostata erreicht normalerweise nach Abschluss der Pubertät zunächst ihre Endgröße (Kastanie).

Bei Männern mittleren Alters beginnt die Prostata meist noch einmal zu wachsen. Die Gründe hierfür sind nicht völlig bekannt. Im Alter von 80 Jahren leiden 80 % der Männer an einer BPO. Dabei kommt es nicht allein auf die Prostatagröße, sondern auf die Form ihres Wachstums an. Eine Untersuchung beim Urologen klärt, ob man von einer Entfernung des wuchernden Prostatagewebes Vorteile hat. eb-en


Hirnstimulation

Tiefe Hirnstimulation hilft bei Parkinson

Eine Verlangsamung der Bewegungsabläufe, eine erhöhte Muskelsteifheit und unkontrollierbares Zittern: Schätzungen der Deutschen Parkinson Vereinigung zufolge leiden bundesweit rund 300.000 Menschen unter einem Morbus Parkinson, einer Erkrankung des Nervensystems.

Eine von davon ist die 50-jährige Dagmar Bürger, die seit 2008 nun als erste Patientin wieder mit der Tiefen Hirnstimulation am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum behandelt wurde. Bereits vier Tage nach der Operation geht es ihr spürbar besser: Sie kann aus dem Bett aufstehen, gehen ohne dass ihre Bewegungen einfrieren und ihre Handschrift ist auch wieder fast wie früher. „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass man mit diesem Eingriff solche Erfolge erzielen kann“, sagt sie erleichtert.

Bei der Tiefen Hirnstimulation werden feine Elektroden in einer mehrstündigen Operation in das Gehirn eingesetzt. Diese übertragen in der Folge dauerhaft elektrische Impulse in bestimmte Regionen des Gehirns und bringen die Funktion von erkrankten Hirnstrukturen wieder ins Gleichgewicht. Um die Elektroden implantieren zu können, wird der Kopf während der OP mit einem Rahmen fixiert, damit er sich nicht bewegt, und dann lokal betäubt. Der Patient ist während des Eingriffs bei Bewusstsein und kann sich mit dem Ärzteteam unterhalten. Das ist wichtig, damit der Patient während der OP präzise untersucht werden kann. Nur so können die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen der Stimulation überprüft und ein optimales Behandlungsergebnis erzielt werden.

Schrittmacher unter Schlüsselbein
Nach der Implantation der Elektroden wird unter Vollnarkose ein Schrittmacher unter dem Schlüsselbein eingebracht. Mittels eines unter der Haut und hinter dem Ohr verlaufenden Kabels wird die Verbindung zu der Hirnelektrode geschaffen. In den Tagen nach dem Eingriff erfolgt die Feinjustierung des sogenannten „Hirnschrittmachers“. Fortan gibt er dauerhaft eine individuell eingestellte Menge elektrischer Impulse ab, um die „im falschen Takt“ arbeitenden Hirnareale zu synchronisieren.

Keine dauerhaften Schäden
„Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass dabei keine dauerhaften Schäden an Gehirnstrukturen verursacht werden und die Wirkung der Stimulation auch im späteren Krankheitsverlauf individuell angepasst werden kann“, erklärt Dr. Yaroslav Parpaley, Funktionsoberarzt in der Neurochirurgischen Klinik am Knappschaftskrankenhaus.

Auch wenn die Tiefe Hirnstimulation keinen Einfluss auf den natürlichen Verlauf der Parkinson-Erkrankung hat, so sind die Symptome in den meisten Fällen dank des Hirnschrittmachers besser beherrschbar und es reicht die Verabreichung eines Bruchteils des vorher eingenommenen Medikamentes aus. In internationalen Studien sind die Verbesserung der Beweglichkeit und die Steigerung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten über einen längeren Zeitraum bewiesen.

Verbesserungen bei Parkinson-Patienten nach Eingriff bewiesen
Zur Durchführung dieses Eingriffs konnte im Oktober des letzten Jahres mit Dr. Yaroslav Parpaley ein Experte für Stereotaxie und Neuromodulation gewonnen werden, der seitdem das Verfahren der Tiefen Hirnstimulation in enger Zusammenarbeit mit Priv.-Doz. Dr. Sabine Skodda, Leitende Oberärztin der Neurologischen Klinik, wieder in Bochum als effektive Therapie von Bewegungsstörungen etabliert hat.

Eine solche Art der integrierten Versorgung der Patienten durch spezialisierte Neurochirurgen und Neurologen innerhalb eines Hauses wird im Ruhrgebiet derzeit nicht angeboten. Viele Wege von Abteilung zu Abteilung bleiben dem Betroffenen so erspart. „Wir setzen auf eine nahtlos ineinandergreifende Betreuung und vor allem auf Qualität“, erklärt Dr. Parpaley. Denn die Behandlung ist nicht mit der Operation abgeschlossen, sondern mit umfassender neurologischer und neurochirurgischer Vor- und auch Nachsorge verbunden. Dazu gehören beispielsweise die regelmäßige Stimulationsanpassung und die medikamentöse Optimierung. Um eine patientenorientierte Betreuung gewährleisten zu können, plant das Expertenteam am Knappschaftskrankenhaus künftig zehn bis 20 Patienten jährlich mit der Tiefen Hirnstimulation zu behandeln. Bianca Braunschweig


Palliativnetz

Palliativnetz informiert: „Das Thema Pflegebedürftigkeit wird gern verdrängt“

Das Palliativnetz Bochum e.V. hatte ins Museum Bochum eingeladen. Es gab Vorträge und Diskussionen zum Thema „Wenn wir pflegebedürftig werden – Vorsorge, Chancen und Möglichkeiten“.

Dieses Thema wird „gerne so lange wie möglich verdrängt“ sagte Christiane Breddemann, Vorstandsmitglied des Palliativnetzes. Das Interesse ist dennoch groß, denn zu dieser Veranstaltung kamen etwa 100 interessierte Besucherinnen und Besucher, um sich über die Möglichkeiten ihrer eigenen Pflege und der Pflege ihrer Angehörigen zu informieren. Pflegebedarf entsteht nicht erst im Akutfall, so die wichtige Botschaft, sondern beginnt schon bei Themen wie Patientenverfügung oder der Vorsorgevollmacht. Diese sollten idealerweise schon frühzeitig verfasst und mit Angehörigen besprochen werden.

Pflegebedarf frühzeitig besprechen und organisieren
Diese und weitere Aspekte haben die Referentinnen ihrem Publikum anhand von interessanten Fallbeispielen veranschaulicht. Die Expertinnen kamen allesamt aus den Reihen des Palliativnetzes Bochum und repräsentierten einen Teil der Netzpartner: Tanja Moormann, Mitarbeiterin des Sozialdienstes im Augusta, Christiane Breddemann, Pflegedienstleitung der Augusta Ambulanten Dienste, Christel Müller-Ovelhey, Koordinatorin des Hospizvereins Wattenscheid e.V. und Birgitta Behringer, Haus- und Palliativ­ärztin in Bochum. Moderiert wurde der Nachmittag vom Palliativarzt Jürgen Thomas. Im Anschluss an die Vorträge standen, neben den Referentinnen, zahlreiche weitere Netzpartner für Gespräche, Fragen und praktische Tipps bereit. Spätestens jetzt konnte man sehen, dass dieses Thema vielen auf den Nägeln brennt. Die Besucher jedenfalls zeigten starkes Interesse an individuellen Gesprächen.

Das Palliativnetz ist ein gemeinnütziger Verein und finanziert seine Arbeit für schwerstkranke und sterbende Bochumerinnen und Bochumer aus Spenden. Es war auch an diesem Tag um Spenden gebeten worden – und die Vertreter des Netzes freuten sich, dass diese Bitte beim Publikum nicht ungehört verhallte. eb-en


Herzkranke Patienten

Verbesserung für herzkranke Patienten

Augusta-Kardiologen implantieren neuartigen Defibrillator / Herzkammern werden synchron stimuliert

Stress statt Besinnlichkeit: Vor Weihnachten meldete die DAK, dass es an Heiligabend besonders viele Herzinfarkte gebe. An den Weihnachtstagen, so die Krankenkasse, werden ein Drittel mehr Menschen wegen eines Infarkts ins Krankenhaus eingeliefert als im Jahresdurchschnitt.

60 Prozent der Betroffenen sind Männer. Das Fest der Liebe schlage also im Wortsinn „aufs Herz“, hieß es bei der DAK. Sie hatte die Daten aus den vergangenen vier Jahren verglichen und war zu dem Schluss gekommen: Die Häufung zu Weihnachten sei auffällig.

Nicht gegen Infarkte, aber gegen die sehr häufigen Erkrankungen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Herzrhythmusstörungen wird ein neuartiges System verwendet, das Abteilungsleiter Dr. Magnus Prull gerade erstmalig in Deutschland einer Patientin der Augusta Herzklinik implantierte: Ein Defibrillator (Defi) mit einer neuartigen, vierpoligen Elektrode ist in der Lage, durch einen hochenergetischen Stimulationsimpuls gefährliche Herzrhythmusstörungen zu beenden und durch eine permanente elektrische Stimulation bestimmte Formen der Herzinsuffizienz zu behandeln. Die Elektrode leitet die elektrischen Impulse vom Defibrillator zum Herzen. „In der Herzinsuffizienztherapie“, so Dr. Prull, „werden beide Herzkammern synchron elektrisch stimuliert, um deren Gleichklang wieder herzustellen. Deshalb spricht man hier von der kardialen Resynchronisationstherapie.“

Der Kern der Sache, die neuartigen vier Elektrodenpole, so Augusta-Chefarzt Privatdozent Dr. Bodo Brandts, „geben uns mehr Möglichkeiten, die Therapie an die individuellen Bedürfnisse des Patienten anzupassen.“ Auch minimale Abweichungen in der Lage der Elektroden können ohne erneuten operativen Eingriff korrigiert werden. Für die Therapie spielt sowohl die Reizschwelle (also die Menge Energie, die abgegeben werden muss, damit der Herzmuskel auf die Elektroden-Stimulation reagiert) eine sehr große Rolle, als auch die Vermeidung einer ungewollten Zwerchfellstimulation (Schluckauf), die durch die Nähe zum Herzen möglich wäre.

Batterie hält acht Jahre
Eine niedrige Reizschwelle bedeutet z.B. einen geringeren Energiebedarf, wodurch die Batterie des neuartigen Defibrillators länger hält: Bis zu 8 Jahre sind möglich. Wechsel­eingriffe zum Defi-Austausch sind deshalb seltener. „Und mit den vier Elektrodenpolen habe ich deutlich mehr Möglichkeiten, die optimale Stimulationskonfiguration für den Patienten einzustellen“, so Dr. Prull. „Mit den 17 Konfigurationen des Mini-Computers sehe ich eine deutliche Verbesserung in der Versorgung herzkranker Patienten, die für eine kardiale Resynchronisationstherapie in Frage kommen.“ Mit der neuartigen Elektrode der Firma Boston Scientific dürften nun also alle noch bevorstehenden, mit Liebe verbundenen Festlichkeiten auch herzschwachen Menschen wie der im Augusta behandelten Patientin keinerlei Probleme mehr bereiten. eb-en

www.kardionet.de


Schwerkranke Kinder

Bis zu acht Stunden füttern – täglich

Neues Projekt widmet sich Ernährungssituation schwer behinderter Kinder

Evaluation und Verbesserung der Ernährungssituation behinderter Kinder und Jugendlicher im Ruhrgebiet“ – unter diesem Titel läuft ein wissenschaftliches Projekt der Universitätskinderklinik Bochum (Direktor: Prof. Dr. Eckard Hamelmann). forum bochum sprach mit Projektleiterin PD Dr. Anjona Schmidt-Choudhury über die Hintergründe.

Frau Dr. Schmidt-Choudhury, welche Problematik motivierte Sie zu diesem Projekt?
Die Ernährungssituation behinderter Kinder und Jugendlicher unterscheidet sich extrem von einer normalen Ernährungssituation. Dank der verbesserten medizinischen Versorgung überleben heute mehr Kinder als früher, die schwere neurologische Erkrankungen aufweisen, etwa weil sie sehr früh geboren wurden oder einen Unfall überlebten. Im Laufe ihrer Erkrankung verschlechtert sich meist der Gesundheitszustand. Die Kinder können sich immer schlechter bewegen, sind auf einen Rollstuhl angewiesen, liegen viel. Damit verschlechtert sich aber auch die Fähigkeit zu schlucken, Verschleimungen und Husten nehmen zu. Das alles stellt die Eltern, die ihre Kinder füttern, vor immense Probleme.

Welche Probleme sind das genau?
Wir haben Fälle gehabt, wo die Eltern bis zu acht Stunden jeden Tag damit beschäftigt waren, das behinderte Kind zu füttern. Nicht nur, dass an ein normales Familien- und Berufsleben sowie ein funktionierendes Sozialleben der Familie bzw. der Betreuer nicht zu denken war. Die körperlichen Schwierigkeiten des Kindes verhinderten, dass es genug Kalorien zu sich nahm, und das Kind war trotz der Mühen der Eltern unterernährt.

Aber es gibt doch z.B. die Möglichkeit, PEG-Sonden, also Ernährungssonden einzusetzen.
Das ist richtig. Ich habe aber – wie viele andere Kinder- und Jugendärzte, die sich in erster Linie mit der Gastroenterologie, also Erkrankungen des Magen-Darm-Systems befassen – häufig die Erfahrung gemacht, dass die PEG-Sonde zu selten zum Einsatz kommt.

Was steht dem Einsatz der Sonde entgegen?
Es beginnt häufig mit der schlichten Unkenntnis der Eltern und Betreuer, dass es diese Sonden gibt. Wenn wir die Ernährungssonde thematisieren, begegnen wir oft Ängsten der Eltern. Das Füttern ihrer Kinder ist ein Urbedürfnis, speziell der Mütter. Sie reagieren z.B. darauf, ihr behindertes Kind nicht komplett selber so ernähren zu können, dass keine Mangelernährung auftritt, mit Scham- und Schuldgefühlen oder haben die Sorge, dass sie ihr Kind nach Einbringen der Sonde nicht mehr parallel über den Mund ernähren können. Das löst bei ihnen verständlicherweise Hemmungen aus, sich für eine Sonde zu entscheiden. Hat man sie dann überzeugt, gibt es weitere Probleme. So kann man bei Familien mit Migrationshintergrund sprachliche und kulturelle Barrieren beobachten. Die Bereitschaft, Pflegedienste in die häusliche Sphäre zu lassen, ist mitunter gering. Das erschwert auch die Ernährungsüberwachung und die Anleitung zur Sondentherapie.

Also steht viel Überzeugungsarbeit für die behandelnden Ärzte an ...
Damit sprechen Sie den nächsten Problemkreis an: Es gibt mangelnde Kenntnisse auch bei Ärzten, Pflegern und medizinischen Einrichtungen. Und auch in der Fachwelt herrschen viele Unklarheiten. Kurz gesagt: Für das Kollektiv schwer behinderter Kinder und Jugendlicher gibt es wenige wissenschaftlich fundierte Ernährungs- und Handlungsempfehlungen. Deshalb haben wir ja unser Projekt ins Leben gerufen.

Welche Ziele verfolgen Sie genau?
Beginnend mit unserer Klinik, wollen wir eine Bestandsaufnahme machen, wollen Versorgungslücken identifizieren und die Ernährungsüberwachung optimieren. Auf lange Sicht möchten wir über die Grenzen des Ruhrgebietes hinaus als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Wir möchten die Ernährungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen anhand wissenschaftlicher Untersuchungen überarbeiten. Zusätzlich haben wir es uns in diesem Zusammenhang zum Ziel gemacht, die Betreuung von Patienten aus anderen Kulturkreisen zu verbessern. nir


Panini-Bilder

Alles Panini! Das Revier sammelt das Revier

Kleben & Tauschen: Album mit 288 Stickern fürs Ruhrgebiet und Bochum

Wer hätte nicht früher schon Panini-Bildchen gesammelt und getauscht: Zwei Sepp Maier gegen einen Beckenbauer. Das war eine heiße Zeit, weil es in den Alben immer Lücken gab.

Jetzt kann man sich auch das Ruhrgebiet ins Album kleben – und auch Bochum, als ein ganz eigenes Stück Ruhrgebiet: Die Hamburger Journalisten Alexander Böker und Oliver Wurm haben gemeinsam mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung ein liebevoll gestaltetes Sticker-Sammelalbum für das Ruhrgebiet an die Kioske gebracht.

Frida Gold bis Atze Schröder
288 Klebebildchen zeigen fast 20 Mal auch unsere Stadt: z.B. Ruhr-Uni, Bergbaumuseum und den Stadtpark. Bei den Persönlichkeiten sind Frida Gold und Atze Schröder ebenso zu finden wie Revierduse Tana Schanzara. Dazu gibt‘s viele Motive aus Vergangenheit und Gegenwart des Reviers – vom Malakowturm bis zur Bramme, vom Abstich bis zum Grubengeleucht, vom Landschaftspark Duisburg bis zur Halde Haniel. Natürlich auch dabei: Sticker aus allen wichtigen Städten und Kreisen des Reviers.

Und – logisch – auch der Fußball kommt nicht zu kurz. Denn es gibt die wichtigsten Fußball-Bilder aus dem Ruhrgebiet, von Schalke 04 bis zum VfL Bochum. Kurze Texte zu jedem Motiv machen das Album zu einer richtigen Klebechronik des Reviers.

„Wir sind sicher: Das ganze Revier wird vom Sammelfieber gepackt“, prognostizierten die Macher kurz vor dem Start. „Ganz nach dem Motto: Tausche Ludger Stratmann gegen Helmut Rahn, biete den Deutschland-Achter, suche Zeche Nordstern!“ Start der Aktion war der 18. Januar. Alben und die Sticker gibt es seitdem an fast allen Kiosken, Tankstellen und Supermärkten im ganzen Revier. Zwischenzeitlich waren die Stickertütchen (mit 5 Stickern je 50 Cent) und das Album (1,50 Euro Schutzgebühr) ausverkauft. Aber es wird nachgeliefert – und für unsere Leser gibt es die nette Möglichkeit, ein Album mit Stickertüten bei uns zu gewinnen. Man darf gespannt sein, welchen Suchtfaktor dieses Sammelalbum produziert. eb-en


Lehrstuhl Zahnmedizin

Erster Lehrstuhl für zahnmedizinische Behandlung von behinderten Menschen

An der Universität Witten/Herdecke (UW/H) wird der bundesweit erste Lehrstuhl für behindertenorientierte Zahnmedizin geschaffen. Möglich machen dies die Software AG-Stiftung, die die Finanzierung des Stiftungslehrstuhls für fünf Jahre übernimmt, sowie die Mahle-Stiftung, die als Co-Förderer zunächst für ein Jahr im Boot ist.

Bereits 1987, also schon vier Jahre nach ihrer Gründung, wurde an der ersten privaten Universität Deutschlands die Sektion „Special Care“ ins Leben gerufen, die sich mit der Behandlung von Menschen mit Behinderungen befasst. Im Jahr 1999 wurde Prof. Dr. Peter Cichon zum bundesweit ersten Professor für die Behandlung von Menschen mit Behinderungen ernannt und hat im gleichen Jahr auch das einzige Lehrbuch zu diesem Thema verfasst.

Seit 2001 bildet die Uni alle angehenden Zahnärzte auch für die Behandlung behinderter Patienten aus. „Die Universität Witten/Herdecke verfügt auf diesem Gebiet über die größte Expertise und hat auch die Pionierarbeit in Deutschland geleistet“, sagt Dirg-Lothar Ollinger von der Software AG-Stiftung. „Für uns war es deshalb nur folgerichtig, den Stiftungslehrstuhl zum Thema auch in Witten anzusiedeln.“

„Wir freuen uns sehr über dieses vorbildliche und innovative Projekt, dessen Realisierung wir gerne unterstützen“, bekräftigt Jürgen Schweiß-Ertl, Geschäftsführer der MAHLE-Stiftung GmbH, einem weiteren Förderer des Projektes.

„Die zahnärztliche Versorgung von Menschen mit Behinderungen ist in Deutschland immer noch unzureichend“, erläutert Prof. Cichon. Gründe seien mangelnde Behandlungskooperation, Angst vor der Behandlung und eine eingeschränkte Zahn- und Mundhygiene. „Einen angemessenen Umgang mit diesen Patienten lernt man normalerweise nicht im Zahnmedizinstudium, daher fühlen sich viele Kollegen überfordert.“

Behandlungsmobil soll angeschafft werden
Die UW/H hat die zahnmedizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen schon früh als wichtigen gesellschaftlichen Auftrag begriffen. Jährlich werden hier rund 1800 Patienten mit meist schweren Mehrfachbehinderungen behandelt. „Mit der Einrichtung des neuen Lehrstuhls möchten wir nicht nur die Qualität und Quantität der studentischen Lehre weiter verbessern, sondern das Thema vor allem auch beforschen und verbesserte Möglichkeiten zur akademischen Qualifikation, zu Promotionen und Habilitationen bieten“, sagt Prof. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der UW/H. Schwerpunktmäßig sollen dabei zwei Themen behandelt werden: Programme zur Prävention und Therapie der wichtigsten oralen Erkrankungen Karies und Parodontitis sowie die Erarbeitung von Grundlagen für die Einbringung solcher Maßnahmen in den Leistungskatalog der Krankenversicherungen.

Prof. Zimmer: „Bislang gibt es kaum etablierte spezielle Präventionsprogramme für Menschen mit Behinderungen. Die Therapie erfolgt nach den gleichen Abrechnungsbestimmungen wie für Menschen ohne Behinderungen. Da Prävention und Behandlung bei Menschen mit Behinderungen in der Regel aber erheblich zeitintensiver und schwieriger sind, wird dieser Personenkreis aus wirtschaftlichen und fachlichen Gründen häufig nicht adäquat versorgt.“ Aus diesem Grund solle der Lehrstuhl Konzepte entwickeln, die nicht nur den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe gerecht werden, sondern auch die ökonomischen Rahmenbedingungen verändern können. Im Kern gehe es dabei darum, eine belastbare Datenbasis für die Realisierung einer verbesserten Leistungsabrechnung bei der Behandlung von Menschen mit Behinderungen zu realisieren.

Für präventive Maßnahmen und Behandlungen sollen die in Behinderteneinrichtungen lebenden Patienten zudem vor Ort aufgesucht werden. „Wir bemühen uns, dafür ein Behandlungsmobil zu beschaffen und haben dazu einen Förderantrag gestellt“, so Prof. Zimmer. „Dies würde den Patienten und ihren Betreuern langwierige und teure Transportwege ersparen und eine Versorgung im gewohnten räumlichen Umfeld ermöglichen.“


Endometriose

Endometriose wird oft zu spät erkannt

Enormen Aufklärungsbedarf gibt es bei der Endometriose, einer Krankheit, die bei zehn bis 25 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter auftritt und nicht selten Ursache ist für einen unerfüllten Kinderwunsch. Dabei wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter und verursacht massive Beschwerden, die in der gleichen Form sehr oft auch mit anderen Erkrankungen einhergehen, so dass die korrekte Diagnose Endometriose leider oft erst spät gestellt wird.

Sechs Millionen Frauen – so Schätzungen – leiden in Deutschland an Endometriose. Rund 40.000 erkranken jährlich neu, sagt Priv.-Doz. Dr. Gabriele Bonatz, die Chefärztin der Frauenklinik an der Augusta-Kranken-Anstalt. „Diese Zahlen sind erschütternd, weil eben sehr oft junge Frauen betroffen sind. Aber es handelt sich generell um eine gutartige Erktankung.“ Die aber böse Symptome verursachen kann.

Mitte November hatte Dr. Bonatz mit ihrem frisch zertifizierten Endometriosezentrum Augusta eine Patienteninformationsveranstaltung zur Erkennung und Behandlung der Endometriose angeboten. In der Aula des Institutsgebäudes an der Bergstraße 26 gaben die Experten einen Überblick über Diagnostik und Therapieoptionen dieser häufigen Erkrankung, die sehr oft mit Schmerzen bei der Regelblutung einhergeht.

Frühzeitig zum Arzt
„Für viele junge Frauen waren die ersten Regelblutungen schmerzhaft“, sagt Oberärztin Elzbieta Witt. „Sie denken dann, dies sei die Normalität und gehen deshalb nicht zum Arzt.“ Wenn sie aber doch einen Mediziner aufsuchen, kann die Differenzialdiagnose, der Abgrenzung zu anderen Krankheiten und dem Herausarbeiten der richtigen Diagnose. häufig kompliziert sein.

Das außerhalb der Gebärmutter wachsende Gewebe – das kann im Extremfall sogar in der Lunge sein – verhält sich wie das Endometrium, die Gebärmutterschleimhaut. Es wächst und blutet z.B. in den Eierstöcken, im Bauchfell oder den Eileitern also genau so zyklusabhängig wie die „richtige“ Gebärmutteraschleimhaut im Inneren der Gebärmutter. Die Blutung kann aber nicht nach außen abfließen.

Nicht nur dies verursacht die Beschwerden. Häufig sind es zyklusabhängige Bauch- und Rückenbeschwerden sowie schmerzende Monatsblutungen, wobei die sichere Diagnosestellung erst nach einer Bauchspiegelung gelingt, bei der das Problem gleich beseitigt werden kann. Dr. Bonatz hatte für diese Patientenveranstaltung eine ganze Reihe von Experten eingeladen, die aber nicht nur die Laien informierten, sondern einen Tag später auch Ärzte.

Am ersten Tag war auch Prof. Dr. med. Dr. h. c. Adolf E. Schindler, der ehemalige Direktor der Universitätsfrauenklinik Essen und Mitbegründer sowie Vorstandsmitglied der Stiftung Endometrioseforschung, nach Bochum geladen worden.

Anschauliches Referat
Zum einen referierte der Direktor des Instituts für Medizinische Forschung und Fortbildung sehr anschaulich und beantwortete viele Fragen. Zum anderen hatte er die angenehme Aufgabe Dr. Bonatz das offizielle Zertifikat für die Anerkennung als Endometriosezentrum zu überreichend.eb-en


Bluthochdruck

Neue Bluthochdruck-Therapie bei den St.-Josef-Hospital-Kardiologen

Als erste Klinik im Raum Bochum bietet die Kardiologie in der Universitätsklinik St. Josef Hospital eine neue effektive Therapie zur Behandlung des schwer einstellbaren arteriellen Bluthochdrucks an. Für Patienten, die trotz medikamentöser Behandlung weiterhin erhöhte Blutdruckwerte zeigen, gibt es nun eine neue, erfolgreich getestete Technologie, die die körpereigene Regulation steuert.

Kardiologie-Chefarzt Prof. Dr. Andreas Mügge: „Ein Spezialschrittmacher stimuliert durch elektrische Impulse so genannte Barorezeptoren in der Halsschlagader. Diese Rezeptoren sind die Messfühler der körpereigenen Kreislaufregulation. Werden sie stimuliert, werden unmittelbar Signale an das Gehirn gesendet, das daraufhin den Blutdruck sehr zuverlässig zentral senkt.“ Oberärztin Dr. Susanne Böhm erläutert den Ablauf: „Wir implantieren einen Schrittmacher, der über ein Kabel an eine der beiden Halsschlagadern angeschlossen wird. Diesen Eingriff nehmen wir in Vollnarkose zusammen mit unserem Oberarzt-Kollegen Dr. Thomas Hummel aus der benachbarten Klinik für Gefäßchirurgie vor, dessen jahrelange OP-Erfahrung eine notwendige Voraussetzung für den Einsatz dieser Technologie ist“.

Das neue so genannte Barostim™neo™-System kann über wählbare Zeiträume und Signalstärken an die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten angepasst werden. Die Bochumer Patientin Martina Schrage litt seit 25Jahren an Bluthochdruck. Zuletzt reichten auch 13Tabletten pro Tag nicht mehr aus, den durchschnittlich bei 180 mmHg liegenden Blutdruck zu kontrollieren. Nach der Wundheilung aktivierten die Kardiologen den Schrittmacher nach neun Tagen. Folge: Der systolische Blutdruck sank bei der 52-jährigen unmittelbar um 15 mmHg ab. Auch im Verlauf zeigten sich weiterhin gebesserte Blutdruckwerte und die Patientin fühlt sich besser. Für die Zukunft kann die Patientin sogar damit rechnen, dass ihre Blutdruck-Medikamente reduziert werden können.

An Bluthochdruck leiden bundesweit gut 35 Millionen Menschen. Ein Viertel davon ist nur schwer medikamentös zu behandeln. Diese Patienten sind durch Gefäßkomplikationen, vor allem durch einen Schlaganfall, besonders gefährdet. Neben der neuen Barorezeptor-Stimulation steht seit einigen Jahren auch die Nierensympathikus-Denervation zur Verfügung. Diese Verfahren erweitern die Möglichkeiten, mit weniger Tabletten den Bluthochdruck zu normalisieren. Im St. Josef-Hospital gibt es darüber hinaus seit langem eine Spezialambulanz (Leiterin: Dr. Susanne Böhm), die Bluthochdruck-Patienten individuell berät und dort Ursachen des Bluthochdrucks erforscht. V. Psaltis


Körperwelten

Körperwelten

Körperwelten – Eine seriöse Ausstellung

Etwa 150.000 Besucher erwarten die Macher der „Körperwelten“-Ausstellung im Lueg-Pavillion an der Hermannshöhe 42, die nach ihrem Besuch in Oberhausen im Jahr 2000 nun zum zweiten Mal im Ruhrgebiet Station macht. Die seit Jahren heiß diskutierte Präsentation plastinierter Leichen schlug auch vor ihrer Premiere in Bochum wieder hohe Wellen. Die Macher der Ausstellung begegnen den Kritikern sehr sachlich – und lassen vor allem die großartigen Exponate sprechen.

„Das ist keine Show, um Grusel- und Horrorbedürfnisse zu befriedigen“, sagt Ethikprofessor Dr. Franz Josef Wetz. Und es gebe auch keine Szenen in den Ausstellungsräumen. Hier gebe es keine Kirmes und keinen Rummel, sondern die Besucher seien stets außerordentlich beeindruckt und widmen sich den Exponaten mit großem Interesse. „Die Menschen bringen es nicht fertig, den Plastinaten frivol zu begegnen.“

37 Millionen Menschen haben die Ausstellung, die seit 1995 „auf Tour“ ist, bisher weltweit gesehen. „Widerstände und Kontroversen“, so Wetz, „gibt es nur in Deutschland, wo etwa 8 Mio. Besucher gezählt wurden.“ Dort werde die Diskussion um Totenruhe, Menschenwürde und Pietät immer wieder geführt, obwohl das längst gerichtlich geklärt ist: „Die Ausstellung verstößt nicht gegen diese ethischen Werte.“ In der muslimischen Welt wurden die Körperwelten übrigens bereits in Istanbul und Ankara gezeigt. Es gab keinerlei Diskussionen und selbst Premier Recep Tayyip Erdogan war unter den Besuchern.

„Die Ausstellung ist in der Gesellschaft angekommen“, bilanziert Prof. Wetz. Sie werfe die Frage auf, was denn der Mensch überhaupt ist. „Und sie ist deutungsoffen.“ Er lenkt den Blick auf die Zwiespältigkeit der Anatomie und dieser Ausstellung, die am Toten das Leben studiert. „Die Menschen begegnen sich in der Ausstellung selbst“, sagt die Leiterin Dr. Angelina Whalley, „und bekommen dabei eine ganz andere Vorstellung von ihrer ‚Leiblichkeit‘.“

Einer der sechs Körperspender, die sich zum Pressegespräch eingefunden hatten, regte an, dass man doch in der Beschreibung der Plastinate das Alter der Spender kommunizieren könne, und ob er/sie Sportler war. Dr. Whalley erklärte, dass dies keine gute Idee sein, weil dann die Ich-Projektion des Betrachters nicht mehr funktioniere. „Der 35-jährige findet sich dann nicht mehr wieder im Plastinat eines 70-jährigen.“

Rund 1.500 Arbeitsstunden investieren die Spezialisten von Körperwelten in ein Ganzkörper-Plastinat 20 dieser Gesamtkunstwerke können in der Ausstellung betrachtet werden. Wie Leichen wirken diese Körper aber keineswegs. Viele der Körper präsentieren sich in sportlichen Positionen: Da sind der Turner, die Bogenschützin, der Torwart und der Basketballspieler, die mit dem Spiel ihrer Muskeln eindrucksvoll in Szene gesetzt sind. „Wir leisten einen tief greifenden Beitrag zur Gesundheitserziehung“, so Whalley. „70 Prozent der Besucher nehmen nach Ansicht unserer Exponate mit nach Hause, dass sie mehr Sport machen, gesünder leben und sich gesünder ernähren wollen.“ Sie erfahren hier, „dass sie den Alterungsprozess in den eigenen Händen haben.“

Spekulationen darüber, dass in der Ausstellung Körper von Gewaltopfern aus China gezeigt würden, verwies Dr. Whalley bei der Pressekonferenz in den Bereich der Fabel. „Das ist völlig absurd. Wir wollen die Anatomie demokratisieren und nicht an der Universität verstecken.“ Nicht weniger als 13.000 Namen stehen in der Spenderdatei von Körperwelten und alle in der Ausstellung gezeigten Plastinate stammen aus diesem Körperspende-Programm.

Neben den Ausstellungen gibt es die Möglichkeit, die Körperwelten auch gewissermaßen an der Quelle zu besuchen: Das Plastinarium in Guben, nahe der polnischen Grenze, steht Besuchern offen Dort kann man die Labors besichtigen und den Spezialisten über die Schulter schauen, die Exponate nicht nur für die Ausstellungen, sondern auch für Studienzwecke produzieren.

Andreas Mühlenbernd (49) aus Bochum, ist ausgebildeter Rettungssanitäter und arbeitet seit Jahren in einer palliativmedizinischen Praxis. „Schon im Jahr 2000, bei der Ausstellung in Oberhausen, fand ich die Körperwelten gut.“ Durch den Tod eines guten Freundes kam schließlich der letzte Anstoß zur Körperspende. „Ich dachte: Jetzt machst du einfach mal was total Verrücktes.“

Svenja Stadermann (44) aus Bochum ist ebenfalls im „Bundesverband der Körperspender“. Stadermann fand das Konzept schon immer faszinierend und hatte Kontakt mit den Körperwelten anlässlich eines Besuches in Cottbus, als sie auch einen kleinen Abstecher ins Institut nach Guben machte. Dort konnte sie den „Plastinatoren“ live über die Schulter sehen. „Und ich hatte auch ein persönliches Gespräch mit Gunter von Hagens.“

Die Ausstellung ist Mo-Do 9 bis 19 Uhr, Fr 9 bis 21 Uhr, Sa/So 10 bis 19 Uhr geöffnet. Erwachsene 18 Euro, Studenten und Senioren (ab 65 Jahre) 15 Euro, Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) 13 Euro - www.koerperwelten.de und www.eventim.de


Allergie und Umwelt

Allergie und Umwelt

Versorgungsdefizit: 90 Prozent der Allergiker sind suboptimal versorgt

Allergien sind schwere und häufige Erkrankungen“, betonte Kongresspräsident Prof. Dr. Eckard Hamelmann in seiner Begrüßungsrede auf dem 8. Deutschen Allergie-Kongress, der vom 5. bis 7. September 2013 im Bochum stattfand.

Dieser bundesweit größte Kongress seiner Art stand unter dem Motto „Allergie und Umwelt“. Rund 900 Experten aus dem Bundesgebiet waren zusammengekommen, um sich bei Vorträgen, Seminaren und Workshops auszutauschen, zu informieren und auf den neuesten Stand der wissenschaftlichen Kenntnis zu bringen. Der Kongress erhielt durch die launige Begrüßungsrede von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert einen humorvollen Anstoß. Doch einige der Neuigkeiten, die die Allergologie zum Kongressauftakt bereithielt, deckten besorgniserregende Entwicklungen in Deutschland auf.

Heuschnupfen, atopische Ekzeme (Neurodermitis), Nahrungsmittelallergien und Asthma bronchiale – Allergien jeder Form nehmen in den westlichen Industrienationen in den letzten Jahren immer weiter zu. An der Volkskrankheit Allergie leiden in Deutschland zwischen 15 und 20 Prozent der Erwachsenen, gegenwärtig ist bereits jedes vierte Kind betroffen. Das alles bei stark steigenden Tendenzen. So ist die Zahl der Asthmatiker in den letzten drei Jahren in Deutschland um rund 10 Prozent angewachsen – und 5000 Menschen sterben jedes Jahr an Asthma. 2050, schätzen Experten, wird etwa jeder zweite Erwachsene in Deutschland auf mindestens eine Pollenart sensibilisiert sein.

Asthma: häufiger und schwerer
„Vor allem beim Asthma bronchiale ist neben der Zunahme der Allergiehäufigkeit auch eine Zunahme des Schweregrades der Erkrankungen zu verzeichnen“, sagte Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI). Die Gründe für diese Entwicklungen, die vor allem in industrialisierten Staaten zu beobachten sind, sind sehr vielschichtig und stehen im Blickpunkt weiterer Forschung. Als bislang bekannte Gründe nannte Kongresspräsidentin Prof. Dr. Monika Raulf-Heimsoth genetische Faktoren, Ernährung und Lebensstil. Aber auch Umweltfaktoren wie Außenluftschadstoffe und Innenraumbelastungen oder Schadstoffe im Arbeitsumfeld rückten verstärkt in den Fokus.

Fakt ist, so Prof. Dr. Eckard Hamelmann: „Obwohl jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens von einer allergischen Erkrankung betroffen ist, wird das Risiko einer Allergie vielfach bagatellisiert – sowohl von den Betroffenen oder ihren Angehörigen als auch von den behandelnden Medizinern.“ Diese Aussage erhält eine besondere Bedeutung, betrachtet man die Ergebnisse der Versorgungsstudie von Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Essen-Duisburg. Sie bringt ein dramatisches Therapiedefizit in Deutschland ans Licht.

Für diese Studie wurden die Daten von 40 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen in Bezug auf Allergie-Behandlungen ausgewertet. Prof. Dr. Ludger Klimek, Vizepräsident des Auftraggebers AeDA (Ärzteverband Deutscher Allergologen): „Das Ergebnis bestätigt für uns eine dramatische Unterversorgung von Allergikern in Deutschland mit der einzig ursächlich wirksamen Therapie. Das gilt vor allem für die Allergie-Impfung, die von der WHO und den nationalen Leitlinien empfohlen wird, um eine Asthmaentwicklung zu verhindern.“

Nur 7 Prozent der Patienten werden optimal versorgt
Laut Studie wird nur jeder 20. Asthmatiker und jeder 14. Heuschnupfen-Patient hyposensibilisiert; erhält also eine Allergie-Impfung. Rund 90 (!) Prozent der Allergie-Patienten sind suboptimal versorgt – und ganze 7 Prozent erhalten die optimale Therapie. Die Gründe für diese Defizite sind Prof. Dr. Klimek zufolge vielschichtig. So wirkten hier ein schlechtes Honorarsystem, die Furcht vor Arzneimittel-Regressen, die Zersplitterung der Allergologie auf verschiedene Facharztgruppen sowie die sinkende Zahl allergologisch behandelnder Ärzte hinein.

Eine „dramatische Unterversorgung“ von allergiekranken Patienten befürchtet auch DGAKI-Präsident Prof. Dr. Harald Renz: „Es fehlt nach wie vor eine verbindliche Verankerung der Allergologie im Medizinstudium. Es bleibt heute dem lokalen und regionalen Zufall überlassen, ob ein Medizinstudent im Bereich der Allergologie ausgebildet wird oder nicht.“ Darüber hinaus stellt die DGAKI aktuell einen bedenklichen Einbruch an qualifizierten Weiterbildungsaktivitäten im Bereich der Allergologie fest. Die beruhe einerseits auf einem Mangel an Rotationsstellen zur allergologischen Weiterbildung, andererseits fehlen in der Spitzenmedizin allergologische Spitzenprofessuren in Deutschland.

Ergebnisse der Spitzenforschung kommen nicht bei Patienten an
Diesem Defizit gegenüber steht der im Grunde erfreulich hohe Rang der deutschen Allergologie im internationalen Vergleich. Die allergologische Forschung in Deutschland nimmt hier einen Spitzenplatz ein: Als Indikatoren gelten wissenschaftliche Publikationen in internationalen Spitzenjournalen unter deutscher Federführung, die Repräsentanz deutscher Gastredner auf internationalen Kongressen und die Einwerbung von qualifizierten Forschungsgeldern für allergologische Forschung an deutschen Universitäten.

„Die bittere Erkenntnis jedoch ist: Die Ergebnisse dieser Forschungsleistungen kommen nicht bei den Patienten an“, sagte Prof. Dr. Carl-Peter Bauer (DGAKI) beim Kongressauftakt. Für die Spitzenverbände der Allergologie signalisieren die Ergebnisse der Versorgungsstudie dringenden Handlungsbedarf, um das Versorgungsdefizit dauerhaft zu beenden.

Als erste Reaktion auf diese Kluft zwischen dem Möglichen und dem Tatsächlichen gründete sich am Ende des 8. Allergiekongresses das „Aktionsforum Allergologie“. Drei allergologische Fachgesellschaften – die DGAKI, die AeDA und die GPA – haben sich darin mit ärztlichen Berufsverbänden zusammengeschlossen, um das Wissen über Allergierisiken, die Möglichkeiten der Behandlung und die Erarbeitung einer gemeinsamen, bundesweiten Präventionsstrategie stärker in die Öffentlichkeit zu tragen.

Aktionsforum Allergologie gegründet
Prof. Hamelmann: „Es wird höchste Zeit, dass wir uns gemeinsam dieser gesundheits- und gesellschaftspolitischen Herausforderung stellen. Wir brauchen einen nationalen Aktionsplan Allergie, wie er in Finnland bereits erfolgreich umgesetzt wird. Mit der Gründung des Aktionsforums haben wir einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan.


Herzschrittmacher

ECMO

Eine ganz besondere „Lunge“ kann Leben retten

Das Gerät ist eher unscheinbar und klein. Aber es steckt eine Menge drin: Es kann noch Leben retten, wenn andere Methoden praktisch aussichtslos sind. „Gerade bei akutem Lungenversagen“, so Privatdozent Dr. Jan Florian Heuer, „können wir den Patienten mit der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) noch helfen.“

Der Chefarzt der Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin an der Augusta-Kranken-Anstalt, weiß, wovon er spricht. Vor seiner Bochumer Zeit war Dr. Heuer unter anderem jahrelang auf dem Rettungshubschrauber im Einsatz, hat schwerste Verletzungen oder akute Erkrankungen notfallmäßig behandelt und vom Unfall- bzw. Einsatzort bis in die Uniklinik Göttingen begleitet.

“Viele dieser Patientenschwebten zwischen Leben und Tod.“ Dem Intensivmediziner lag aber auch die erfolgreiche Weiterbehandlung dieser Patienten am Herzen. Daher beschäftigte er sich frühzeitig mit dem Thema ECMO und erwarb als leitender Arzt des Göttinger ECMO-Zentrums über die Jahre enorme Erfahrungen in der Behandlung dieser besonderen Patienten. Heuer sagt, dass gerade die Schweinegrippeepidemie ihn sehr beindruckt hat und dass ohne ECMO zahlreiche Patienten verstorben wären.

Akutes Lungenversagen – in der Fachsprache ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) – tritt nicht nur bei Schwerstverletzten im Straßenverkehr auf. Auch Patienten nach großen und schweren Operationen oder im Rahmen einer Lungenentzündung können betroffen sein. Wenn aber eine konventionelle Beatmung durch das akute Lungenversagen unmöglich wird und dadurch kein Sauerstoff mehr in den Körper gelangt, wird es brenzlig. „Genau dann“, so Dr. Heuer, „kann ECMO die lebensrettende Maßnahme sein.“

Über eine Leistenvene wird das venöse, sauerstoffarme Blut abgesaugt. Das kleine, tragbare Hightech-Gerät tauscht mit Hilfe einer künstlichen „Membranlunge“ das Kohlendioxid im Blut gegen Sauerstoff aus und führt das nun wieder „frische“ Blut dem Körper über die innere Halsvene (vena jugularis interior) wieder zu. „Das Gerät ersetzt für eine gewisse Zeit die Lunge“, so Chefarzt Dr. Heuer, „aber im Regelfall beatmen wir auch gleichzeitig, damit die Lunge nicht noch weiter zusammenfällt und sich später wieder entfalten kann.“

Die noch junge ALIVE-Studie hat auf 78 Intensivstationen in zehn europäischen Ländern bei Lungenversagen eine Sterblichkeit von ca. 58 Prozent festgestellt. Bei einer Häufigkeit von 110 Fällen jährlich pro 100.000 Einwohner, sind das rein rechnerisch für die Bundesrepublik rund 50.000 Todesfälle, die – unabhängig von der Grunderkrankung – mit einem Lungenversagen in Zusammenhang standen.

ECMO ist praktisch die eine Hälfte einer Herz-Lungen-Maschine, übernimmt aber natürlich nur die Lungen-Funktion. Nicht alle Krankenhäuser haben ein solches Gerät bzw. die Möglichkeit und die Erfahrung, ECMO einzusetzen. Deshalb bietet Dr. Heuer seit einiger Zeit den Kolleginnen und Kollegen an, Patienten mit akutem Lungenversagen zu übernehmen. „Wir holen die Schwerkranken ab“, sagt der erfahrene Intensivmediziner, „und versuchen, für sie das Beste zu erreichen.“

Wobei das Beste immer das (Über)Leben ist. Dr. Heuer erinnert sich an einen LKW-Fahrer, der – allein dank ECMO – seine extrem schweren Verletzungen (mit anschließendem Lungenversagen) überlebte. „Der zeigte uns – immer noch an ECMO-Schläuchen angeschlossen – bei einer Visite den hochgereckten Daumen.“ Das sei, so der Augusta-Chefarzt, einer dieser Momente gewesen, „der uns Intensivmediziner für alle Mühe und Sorgen entschädigt.“


Herzschrittmacher

Neues Herzschrittmacher-System
erstmals erfolgreich implantiert

Erstmals wurde am Berufsgenos-senschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil einem Patienten mit Herzinsuffizienz (umgangssprachlich: Herzschwäche) ein neuartiges Schritt-machersystem eingesetzt.

Es basiert auf dem Prinzip der sogenannten Kardialen Resynchronisationstherapie (CRT): Mittels eines Schrittmachers, der über Elektroden mit dem Herzen verbunden wird, werden schwache elektrische Impulse an den Herzmuskel abgegeben, um das Zusammenziehen der Herzkammerwände zu normalisieren und die Pumpleistung des Herzens zu stärken.

Das System, das jetzt im Bergmannsheil implantiert wurde, hat eine vierpolige CRT-Elektrode und passt sich dank eines speziellen Algorithmus selbstständig an die jeweilige individuelle Belastungssituation des Patienten an. Es eröffnet damit erweiterte Möglichkeiten, die Stimulation des Herzens optimal zu steuern; der Aufwand zur Wartung und manuellen Nachjustierung wird zudem erheblich reduziert. Der Eingriff erfolgte in der Kardiologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mügge) im Bergmannsheil.

„Mit dem neuen System können wir die individuelle Anpassung der Resynchronisationstherapie für den Patienten deutlich verbessern“, sagt Leitender Oberarzt Dr. Axel Koppe. „Das bedeutet für den Patienten in der Regel eine effektivere Therapieunterstützung, weniger Nachsorgetermine in der Klinik und damit ein Zugewinn an Lebensqualität.“

Neue Therapie bei Herzinsuffizienz
Das Verfahren ist eine Therapieoption bei Menschen, die an einer Herzschwäche leiden und bei denen zugleich die Ausbreitung der elektrischen Impulse, die die Kontraktionen des Herzens koordinieren, gestört ist. Die Folge: Die Herzkammern (Ventrikel) ziehen sich nicht mehr gleichzeitig zusammen, was die Ausprägung der Herzschwäche weiter verstärkt. Ziel der Kardialen Resynchronisationstherapie ist es daher, das Zusammenziehen der Herzkammerwände wieder zu synchronisieren. Der Eingriff wird unterstützend neben weiteren Therapiemaßnahmen zur Behandlung der Herzinsuffizienz eingesetzt (insbesondere medikamentöse Therapie, Umstellung von Ernährungs- und Lebensgewohnheiten etc.).

Bei der Resynchronisationstherapie wird ein spezieller, mikrocomputer-gesteuerter Schrittmacher im oberen Brustbereich unter die Haut des Patienten implantiert. Er ist mit drei dünnen Elektrodenkabeln verbunden, die in Venen des Patienten zum Herzen geführt werden. Sie berühren dann die beiden Herzkammern beziehungsweise den rechten Vorhof im Herzen.

Das Einsetzen des Schrittmachersystems dauert etwa zwei Stunden und erfordert lediglich eine lokale Betäubung, der Patient ist also bei Bewusstsein. Nach der Implantation erfolgt die individuelle Programmierung des Schrittmachers. Das System gibt jetzt permanent schwache elektrische Impulse über die Elektroden an die Herzkammern ab, sodass sie sich wieder koordiniert zusammenziehen können. Die Pumpleistung des Herzens wird dadurch verbessert, die Symptome der Herzinsuffizienz werden zum Teil erheblich gemildert und körperliche Belastungen wie zum Beispiel Treppensteigen können besser bewältigt werden.

Beteiligung an weltweiter Studie
„Das neue System mit einer vierpoligen Elektrode vervielfältigt unsere Möglichkeiten, die Kammerinnenwände optimal zu stimulieren“, so Dr. Kloppe. Es sei ein großer Vorteil für den Patienten, dass sich das Gerät automatisch an die Krankheitsausprägung und die verschiedenen Belastungssituationen des Patienten anpasst. Ältere Geräte mussten je nach Bedarf jeweils manuell in der Klinik nachjustiert werden – für den Patienten ein aufwändiges und bisweilen auch belastendes Verfahren. „Bisher sind wir die einzige Klinik in Bochum, die das neue CRT-System implantiert“, sagt Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Kardiologischen Klinik.

In einer weltweiten Anwenderstudie mit 140 beteiligten Herzkliniken wurde das System getestet, seit kurzem ist es zugelassen und als Therapieangebot verfügbar. „Wir freuen uns, dass wir hier eine neue und verbesserte Behandlungsoption zur Verfügung haben – zum Nutzen unserer Patienten“, so Mügge. In der Kardiologischen Klinik im Bergmannsheil werden jährlich über 1.000 Patienten mit Herzschwäche ambulant oder stationär behandelt. Rund 120 Patienten erhalten einen sogenannten Dreikammer-Schrittmacher zur Durchführung der Kardialen Resynchronisationstherapie. R. Jopp


Dr. Brandts

Augusta-Kardiologie soll mit Dr. Brandts ein Leuchtturmprojekt werden

Einen ersten Schritt auf dem Weg, eine der führenden Herz-Kliniken der Region zu werden, macht die Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum: Zum neuen Chefarzt der Kardiologie wurde gerade Privatdozent Dr. med. Bodo Brandts ernannt.

Geschäftsführer Ulrich Froese will mit Dr. Brandts die Kardiologische Klinik zu einem Leuchtturmprojekt formen.

Der „Neue“ ist gebürtiger Bonner, studierte in Bochum, legte jedoch sein Staatsexamen in den USA, vor der Educational Commission in Philadelphia ab. Facharzt-Qualifikationen für die Bereiche Physiologie und Innere Medizin folgten in den Jahren darauf.

Wissenschaftliche Arbeit begeistert den neuen Chefarzt. Brandts war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Royal Lung and Heart Institute der Universität London und am Physiologischen Institut der Uni Maastricht tätig. Von 2009 bis 2012 betraute ihn die Semmelweis Universität in Budapest mit einer Gastprofessur. Dr. Brandts gewann einige wissenschaftliche Preise wie z.B. den Jahrespreis der Gesellschaft für Innere Medizin und hält mit einer schwedischen Firma das Patent für ein Medikament gegen Herzrhythmusstörungen.

In seiner Freizeit widmet sich der neue Chef seiner Familie. „Ich habe fünf Kinder“, lacht Dr. Brandts. „Das beweist, dass ich für meine Chefarzttätigkeit neben meiner Fachkompetenz enorm viel Teamgeist und Einfühlungsvermögen, ein stets offenes Ohr, sowie Belastbarkeit und Koordinationsvermögen mitbringe.“ Brandts ist ein großer Freund der Oper und interessiert sich für die Geschichte des Altertums.

Weitere Spezialisten für Elektrophysiologie und Herzinsuffizienz werden im Übrigen das Augusta-Team kurzfristig verstärken. Auch die ohnehin erstklassige apparative Ausstattung mit bereits allen modernen diagnostischen Verfahren, so Ulrich Froese, „werden wir als Herzzentrum u.a. mit Volumen-CT und zwei Messplätzen noch weiter ausbauen.“


Tabuzone Tad

„Wir müssen den Umgang mit dem Tod aus der Tabuzone herausholen“

Palliativmedizin ist nicht nur Sterbebegleitung“, sagt Dirk Gellesch. „Sie hat mit dem Leben zu tun.“ „Tod und Sterben“, fährt der Rektor der Graf Engelbert-Schule fort, „stehen sogar als Themen im Lehrplan.“

Nachdem in den Religionskursen der 10. Klassen bereits über Sterbehilfe gesprochen wurde, war dort nun das Palliativnetz Bochum zu Gast. Christiane Breddemann und Dr. Birgitta Behringer setzten einen Satz des Rektors in die Tat um: „Wir müssen den Umgang mit dem Tod aus der Tabuzone herausholen.“

Die beiden Besucherinnen stellten sich den Schülerinnen und Schülern kurz vor: Breddemann („Ich liebe meinen Beruf immer noch“) ist Pflegedienstleiterin bei den Augusta Ambulanten Diensten und Ausbilderin in den stiftungseigenen Pflege-Seminaren. Dr. Birgitta Behringer arbeitet als niedergelassene Hausärztin und Palliativmedizinerin. Die Medizinerin outete sich noch als ehemalige Engelbert-Schülerin, bevor die Expertinnen in ihr Thema einstiegen. „Wer hat denn schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht?“ fragten sie. „Wo wollt ihr einmal sterben?“ und „Habt Ihr Angst vor dem Tod?“ Vom Siechtum und der Demenz des Großvaters war zu hören, und Annalena Helbig sprach vom viel zu frühen Tod der Mütter zweier Freundinnen. „Bei der einen habe ich das hautnah mitbekommen, habe sie auch nebenan im Hospiz besucht.“ Es sei kein toller Anblick gewesen, sagt sie, aber „sie sah sehr friedlich aus. Gut, dass es Hospize gibt.“ Es waren im Übrigen nicht allzu viele, die schon einmal Kontakt mit Sterbenden hatten. „Gut, dass es Hospize gibt“

Die Schüler stellten fest, dass vor allem Schmerzfreiheit sowie die Nähe der Familie und anderer liebender Menschen am Ende des Lebens wichtig sei. Dass in unmittelbarer Nähe der Schule das Hospiz St. Hildegard ist, wussten die meisten. Wie tief die Pflege am Ende des Lebens aber in die Persönlichkeitsrechte eingreift, war vielen nicht bewusst.

„Wie würdest du es denn finden“, ging Breddemann bewusst forsch auf den leicht verunsicherten Rudolf Titz zu, „wenn ich dich morgens um 6 Uhr wecken würde, um dich zu waschen und mit dir zur Toilette zu gehen?“ Man war sich ganz schnell einig, dass beide sich das nur schlecht vorstellen könnten – und selbst den Mitschülern blieb bei dieser Szene das aufkeimende Kichern im Hals stecken.

Dr. Behringer führte aus, dass Palliativmedizin (von lat. palliare = ummanteln, umhüllen) die lindernde Behandlung Todkranker sei, bei denen nichts mehr zu heilen ist. Christiane Breddemann schilderte hier das drastische Beispiel eines gerade 50-jährigen Patienten, der voller Hoffnung alle sich bietenden Therapien mitgemacht hatte, schließlich aber nicht geheilt werden konnte und sich in sein Schicksal ergeben musste. Das war zu viel für eine der jungen Frauen: Sie, die vor einiger Zeit ihre Mutter verloren hatte, verließ mit einer Freundin den Informatikraum.

Sich in sein Schicksal fügen
Das Palliativnetz, so lernten die Jugendlichen, betreut nicht nur die Kranken, sondern auch die Familien, die mit der neuen Situation an der Seite eines Sterbenden oft überfordert sind. „Manchmal gehen wir z.B. mit dem Hund Gassi“, so Breddemann, „schminken eine Frau, für die das gute Aussehen jahrzehntelang wichtiger Teil ihres Lebens war, oder gönnen einer überlasteten Ehefrau ein paar freie und unbeschwerte Stunden.“ Es gehe dabei aber in erster Linie um Lebensqualität und ein bisschen Normalität für die kranken Menschen.

Gleichermaßen berührt und betroffen sind die Jugendlichen von den Ausführungen der Besucherinnen. Auch die anderen Engelbert-Schüler können sich übrigens über das Palliativnetz informieren: In der Schule gibt es zusätzlich eine Ausstellung zum Thema. Die Teilnehmer der beiden Veranstaltungen hatten einige frisch gebackene Kuchen mitgebracht. Die werden in den Pausen zugunsten des Palliativnetzes verkauft, denn das Netz, bedankte sich Dr. Behringer, „finanziert sich ausschließlich aus Spenden.“ eb-en


Spielsucht

Wenn die Freude am Spiel zur Sucht wird

Interview zum Thema PC- und Internetabhängigkeit: Rund 600.000 Menschen in Deutschland sind betroffen

Alkohol, Zigaretten, Kokain – deren Suchtpotenzial kennt jeder. Aber nicht nur „Stoff“ kann süchtig machen. Vermehrt sind es die nicht-substanzgebundenen Abhängigkeiten, die in den Fokus der Medizin rücken, wie z.?B. PC-Spiele-Abhängigkeit. Von den gegenwärtig rund 53 Millionen Internetnutzern in Deutschland (2011) sind zwischen 500.000 und 600.000 internetabhängig.

Den größten Anteil an dieser Gruppe bilden die Computerspielabhängigen. forum bochum sprach über dieses Phänomen mit zwei Suchtexperten: PD Dr. Bert te Wildt (Foto), Medienforscher und Oberarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum, sowie Psychologe Kai Schönberger.

Was macht die PC-/Internet-Spiele eigentlich so attraktiv, was ist ihr Suchtpotenzial?
Schönberger: Das Internet und die Computerspiele bieten für manche Menschen die einzigartige Gelegenheit, in eine Parallelwelt voller Phantasie und Abenteuer abzutauchen. Diese Welt ist dann frei von Problemen und Sorgen und bietet zusätzlich Spannung und die Möglichkeit, Geschichten zu erleben, die man im wirklichen Leben so nie erleben würde. Wenn man in einem Spiel etwa in die Rolle eines Geheimagenten schlüpft.

te Wildt: Computerspiele schaffen es, verborgene oder gar vergessene Träume und Wünsche auf virtuelle Weise umzusetzen. Dies wird von der Spieleindustrie auf raffinierte Art und Weise aufgegriffen. Wird die Spielwelt auf individuelle Weise als belohnend erlebt, dann lernt die Person, dass sie durch das Spielen Freude erfährt und wird mit höherer Wahrscheinlichkeit das Computerspiel mindestens noch ein zweites Mal nutzen.

Wie sieht das persönliche oder soziale Profil des PC-Spiele-Abhängigen aus? Schützt z.B. Bildung vor der Sucht?
Schönberger: Die Computerspielsucht nimmt keine Rücksicht auf Armut oder Reichtum und auch gebildete Menschen können betroffen sein. Vielmehr ist entscheidend, inwiefern die Person in der Lage ist, sich selbst zu kontrollieren und ihr Umfeld zu regulieren. Eine sinnvolle Tagesstruktur, Freizeitaktivitäten sowie soziale Unterstützung durch Familie und soziale Kontakte wirken hier protektiv.

Welche Faktoren begünstigen die Vulnerabilität, also die Anfälligkeit für Computerspielabhängigkeit?
te Wildt: Bekannte Faktoren sind zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Langeweile, Schüchternheit und Einsamkeit. Darüber hinaus gelten auch innere Unruhe und das sensation seeking sowie eine pathologische Gefühlsregulation als Risikofaktoren. Einige Studien über Computerspielsucht belegen Korrelationen mit Depressionen, sozialer Ängstlichkeit und ADHS.

Ab wann beginnt die Freude am Spiel zur Sucht zu werden?
Schönberger: Es gibt einige Anzeichen in Verhaltensweisen, die auftreten können, aber nicht auftreten müssen. Häufig zeigt sich ein Kontrollverlust bei den betroffenen Personen; sie neigen dazu, mehr zu spielen, als sie eigentlich beabsichtigt hatten, oder können nur schwer aufhören. Manchmal zeigt sich auch eine Toleranzentwicklung: Sie müssen immer mehr spielen, um noch zufrieden zu sein. Betroffene suchen mitunter auch nur die Nähe des Computers, etwa, weil sie etwas für die Schule recherchieren möchten. Dann sind sie dem Medium Computerspiele aber schon mal einen Schritt näher. Hier kann es dann zum Kontrollverlust kommen, und sie beginnen dann doch wieder zu spielen.

te Wildt: Die Personen können auch verlernen, ihre Gefühlswelt durch die reale Welt und nicht durch das Spielen zu regulieren. Es können negative Konsequenzen im schulischen oder beruflichen Kontext oder im körperlichen Bereich auftreten. Die Vernachlässigung von sozialen Kontakten ist hier ebenfalls erwähnenswert. Typischerweise persistiert das pathologische Computerspielverhalten trotz der Erkenntnis darüber, dass dieses zu negativen Konsequenzen führt oder führen kann. Eine gewisse Anzahl dieser Verhaltensweisen müssen vorliegen, damit durch einen Experten eine Computerspielsucht diagnostiziert werden kann.

Gibt es auch „Entzugserscheinungen“?
te Wildt: Natürlich. Dies kann sich in gedrückter Stimmung oder Reizbarkeit äußern. Wenn einer stark computerspielsüchtigen Person plötzlich das Spielen verwehrt wird, wird in deren Leben eine große Lücke hinterlassen. Man darf nicht vergessen, dass viele Betroffene spielen, weil sie zu wenig Alternativen in ihrem Leben haben. Diese Leerstelle muss mit Hilfe von Therapeuten mit sinnvollen Inhalten und Strukturen gefüllt werden, ansonsten kann tatsächlich eine Suchtverschiebung oder eine Verschlimmerung der affektiven Symptomatik erfolgen, insbesondere in Form von Ängsten und Depressionen.

Wann muss Vorbeugung, also Schaffung einer Medienkompetenz, beginnen?
Schönberger: Die Verantwortung zur Aufklärung und Erziehung einer guten Medienkompetenz liegt natürlich primär bei den Eltern und muss früh erfolgen. Auch die Schule sollte sich im Zuge der digitalen Revolution an der Aufklärung im Hinblick auf eine gesunde Mediennutzung engagieren.

Computer spielen in Schule, Ausbildung und Beruf zentrale Rollen – können PC-Spieleabhängige da überhaupt erfolgreich therapiert werden? te Wildt: Computerspielabhängigkeit kann therapiert werden. Genau wie bei anderen Süchten gilt hier auch, je früher die Computerspielsucht entdeckt wird, desto höher sind die Chancen für eine Rückkehr zum normalen Leben. Die betroffenen Personen müssen einfach lernen, dass Computer nicht nur zum Spielen da sind und dass das Leben nicht ausschließlich aus Vergnügen besteht, sondern dass zum Leben auch Disziplin und Arbeit dazugehört, die im besten Falle auch Freude macht.

Welche Therapieansätze gibt es?
Schönberger: Weltweit gelten momentan vor allem verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze als Mittel der Wahl. Es scheinen sich vor allem manualisierte störungsspezifische Gruppentherapieangebote, die in der Regel ambulant durchgeführt werden, durchzusetzen. Dabei geht es einerseits darum, die Internet- und Computerspielnutzung zu reduzieren oder zu unterlassen, und andererseits darum, neue Spielräume im Alltagsleben, vor allem im Sozial- und Berufsleben zu eröffnen. Es ist wichtig, dass die Betroffenen (wieder) lernen, Freude und Wertschätzung in konkret-realen Lebenszusammenhängen zu suchen und zu erfahren.

Übernimmt die Krankenkasse Behandlungskosten?
te Wildt: Die Behandlung einer Computerspielsucht kann von den Kassen bezahlt werden. Früher wurden vor allem die Begleiterkrankungen in den Vordergrund gerückt, weil man befürchtete, dass die Kassen die Diagnose nicht anerkennen. Mittlerweile scheinen die Kostenträger aber erkannt zu haben, dass wir es hier mit einer eigenständigen Abhängigkeitserkrankung zu tun haben.

Wo kann man in Bochum Rat suchen oder sich behandeln lassen?
Schönberger: Von einer Mediensucht betroffene Menschen und deren Angehörige können sich für eine Diagnostik oder für eine Behandlung in eine Ambulanz oder für eine stationäre Behandlung in eine Klinik begeben. Wir haben in Bochum einige Experten, die sich auf das Thema Computerspielsucht spezialisiert haben und die Behandlung zum Teil speziell auf die Situationen der Betroffenen angepasst haben.

ZUSATZINFORMATIONEN
Mediensucht: Anlaufstellen in Bochum

In Bochum gibt es, je nach Alter der Betroffenen, verschiedene Anlaufstellen für die Diagnostik und Therapie einer Mediensucht. Im Kindes- und Jugendalter wäre das zum Beispiel für ambulante Patienten der Leitende Arzt, PD Dr. med. Rainer Siefen am MVZ Kath. Klinikum Bochum der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum. Für stationäre und ambulante Patienten gibt es das HELIOS St. Josefs-Hospital Bochum-Linden, zuständig für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie unter Leitung von Chefarzt Dr. med. Andreas Richterich. Auf die Behandlung Erwachsener hat sich PD Dr. med. Bert Theodor te Wildt, Oberarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum, spezialisiert.

Selbsttest per Online-Fragebogen möglich
Interessierten ist es auch möglich, online einen Fragebogen auszufüllen und am Ende des Fragebogens eine kurze Selbsteinschätzung über eine mögliche Gefährdung einer Computerspielabhängigkeit zu erhalten. Dieser Online-Fragebogen dauert in seiner Bearbeitung nur ca. 30 Minuten und kann sowohl durch die betroffenen Personen als auch von den Angehörigen, Partnern oder Freunden ausgefüllt werden. Der Online-Fragebogen ist wesentlicher Bestandteil der noch bis Ende Juli laufenden Studie „Persönlichkeit und Computerspielverhalten“. Psychologe Kai Schönberger ist Leiter dieser gemeinsamen Studie der Universitätskinderklinik Bochum und der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum.

Zum Online-Fragebogen: ww3.unipark.de/uc/computerspiele2013/


Femtolaser

Neue OP-Methode bei Kindern mit Katarakt

Grauer Star: Eingriff wird durch Einsatz eines Femtosekundenlaser schonender

Als erstes Ärzteteam weltweit haben Augenärzte des Universitätsklinikums Knappschaftskrankenhaus Bochum eine neue Operationsmethode bei Kindern mit einem angeborenen Grauen Star (Katarakt) erfolgreich angewandt.

Das Team um Prof. Dr. Burkhard Dick hat mit dem Catalys-Femtosekundenlaser bislang zwölf Kleinkinder operiert, deren Sehvermögen durch eine Trübung der Augenlinse massiv gefährdet war. Ein erster wissenschaftlicher Bericht über die neue Methode steht vor der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Journal of Cataract and Refractive Surgery“.

Üblicherweise erkranken Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte am Grauen Star, doch eine Katarakt kann auch angeboren sein. Drei von 10.000 Kindern kommen mit einer getrübten Augenlinse auf die Welt. Damit das betroffene Auge seine volle Sehkraft entwickeln kann, wird versucht, die Kinder so früh wie möglich zu operieren. Der spezielle Femtosekundenlaser wird bereits seit anderthalb Jahren in Bochum erfolgreich bei der Katarakt-Operation von Erwachsenen verwendet. Wichtige Schnitte des Eingriffs sind sicherer und exakter als bisher per Hand und Skalpell.

Davon profitieren nun die Kleinkinder. Selbst erfahrene Operateure haben oft Probleme, manuell eine kreisrunde Eröffnung der Linsenkapsel zu schaffen, um danach – wie bei der Operation eines erwachsenen Patienten – die getrübte Linse mit Ultraschall zerkleinern und absaugen zu können. Für den computergesteuerten Infrarot-Laser hingegen ist das kein Problem. „Die Präzision dieser Eröffnung der Linsenkapsel, die sogenannte Kapsulotomie,“ betont Professor Dr. Burkhard Dick, „ist entscheidend für den Erfolg der Operation und damit auch für die Entwicklung der Sehkraft bei diesen Kindern. Die Brechkraft der Linse wird bei kleinen Kindern zunächst von einer Kontaktlinse übernommen, die in aller Regel sehr gut vertragen wird. Kurz vor der Einschulung, wenn das Auge ausgewachsen ist, kann dann eine moderne Intraokularlinse implantiert werden, die das ganze Leben lang im Auge bleibt. Bei den meisten unserer Patienten erwarte ich ein weitgehend ganz normales Sehvermögen.“

Der Femtosekundenlaser schneidet mit einer Spot-Größe von einem Hundertstel Millimeter genauer als jedes mikrochirurgische Skalpell. Das Gewebe wird exakt und schonend geteilt; die Heilung geht nach einem Eingriff mit dem Femtosekundenlaser sehr schnell. In der Universitäts-Augenklinik gehört die Katarakt-Operation mit fast 4000 Eingriffen pro Jahr zu den häufigsten Behandlungen. B. Braunschweig


Pneumonie

Ambulant erworbene Lungenentzündungen –
eine weithin unterschätzte Gefahr

Prof. Dr. Santiago Ewig:
Neue Impfung vor allem für Herzkranke wichtig

Lungenentzündungen sind unverändert eine Gefahr. Diese Infektion – medizinisch: Pneumonie – „holt“ man sich nicht nur am Ende des Lebens oder im Krankenhaus, wenn bereits andere schwere Erkrankungen den Organismus belasten und die Abwehr schwächen. „Eine Pneumonie“, erklärt Prof. Dr. Santiago Ewig, „kann jeden Menschen auch im ganz normalen Alltag betreffen.“

Diese ambulant erworbenen Lungenentzündungen, so der Fachbegriff, sind – bei drei bis fünf Fällen pro Tausend – etwa so häufig wie Herzinfarkte, die das Krankenhaus erreichen. Rund die Hälfte der Erkrankungen wird von Pneumokokken verursacht. Solche Pneumonien treten vermehrt ab einem Alter von 50 Jahren auf – und bei Menschen, die bereits unter Grunderkrankungen leiden.

So häufig wie Herzinfarkte
Ein besonderes Risiko haben dabei Patienten mit Herz- und Kreislauferkrankungen: sowohl eine Pneumonie zu erwerben als auch an dieser zu versterben. Die Krankenhaus-Sterblichkeit ist mit zehn bis 12 Prozent unverändert sehr hoch. „Eine neue Impfung sorgt für frühzeitigen Schutz“, erklärt Prof. Ewig, Chefarzt im Thoraxzentrum Ruhrgebiet und der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Infektiologie an der Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum.

„Bisher sind nur jeweils 10 Prozent der Personen über 60 Jahre und der Risikopersonen gegen Pneumokokken geimpft“, warnt Prof. Ewig. „Deshalb ist es wichtig, diese Impfung im Bewusstsein der Menschen zu verankern, denn medizinische Laien wissen praktisch nichts über diese Erkrankung und ihre Häufigkeit.“

Die neue Impfung ist deshalb hocheffektiv, weil sie ein neues Prinzip zur Anwendung bringt, nämlich die Kopplung des Oberflächenstoffs der Pneumokokken-Wand an ein Protein, so dass eine viel stärkere und nachhaltige Immunantwort entsteht. In der Folge erfolgt bei erneutem Kontakt des Körpers mit dem Bakterium eine rasche Immunantwort, sowohl im Blut als auch an der Schleimhautoberfläche.

Stärkere Immunantwort
Man hat bei Kindern mit der Impfung begonnen und dort die Erkrankungshäufigkeit um 90 Prozent (!) reduziert, somit die schweren Pneumokokken-Erkrankungen (z.B. Pneumonien und Hirnhautentzündungen) bei Kindern zu Seltenheiten gemacht. „Gleichzeitig hat man damit erreicht“, so Prof. Ewig, „dass weniger Erwachsene sich bei den Kindern anstecken können.“ Die Immunisierung bei Kindern ist in Deutschland seit 2006 Standard. In den USA hatte man die große Schlagkraft der Impfung schon fünf Jahre früher erkannt. Nebenwirkungen, so Prof. Ewig, seien zu vernachlässigen. „Es gibt zuweilen Rötungen bzw. Schwellungen als Reaktion an der Einstichstelle.“ Dafür sei eine einzige Impfung ausreichend, um das Risiko einer Lungenentzündung deutlich zu verringern.

ZUSATZINFORMATIONEN
Prof. Dr. Santiago Ewig ist international ausgewiesener Pneumonie-Forscher, Autor mehrerer nationaler und internationaler Leitlinien zum Thema und Mitglied der BQS-bzw. Aqua-Fachgruppe Pneumonie in der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS). Dort wurden seit 2005 alle Fälle aus deutschen Krankenhäusern (bislang mehr als 1.000.000 Fälle) dokumentiert und ausgewertet.

Info: Zukunftsaussichten
Für die Zukunft prognostiziert Prof. Ewig eine Verschärfung der Problemlage. „Hochgerechnet auf den wachsenden Anteil älterer Menschen muss man in den Krankenhäusern bis 2030 mit 30.000 bzw. bis 2050 mit 60.000 zusätzlichen Fällen rechnen.“ Aktuell erkranken jährlich stationär ca. 210.000 Menschen, gut 40.000 sterben. Die Zahl der ambulanten Erkrankungen schätzt Prof. Ewig etwa genauso groß ein, die Sterberate liegt allerdings unter 1 %.


Krankenhausfinanzierung

Klinikgipfel in Berlin: Krankenhausfinanzierung

Angesichts der Nöte der Krankenhäuser fanden sich rund 1000 Geschäftsführer und Führungskräfte aus den Kliniken am 19. Februar zu einem Krankenhausgipfel in Berlin zusammen. Aus erster Hand schilderten sie Vertretern der Politik die kritische Lage der Krankenhäuser in den Städten und Regionen.

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Alfred Dänzer, forderte dringende finanzielle Hilfe für die Kliniken noch im ersten Halbjahr 2013: „Die Lage der Krankenhäuser spitzt sich zunehmend zu einem Problem von nationaler Tragweite zu. Die Kliniken können flächendeckend nicht mehr den Kostenanstieg und die Tariflohnsteigerungen aus den gesetzlich gedeckelten Versorgungspreisen bezahlen.“

Unter den Teilnehmern des Klinikgipfels waren auch Ulrich Froese, Geschäftsführer der Augusta-Kliniken Bochum Hattingen, und Franz-Rainer Kellerhoff, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Bochum. Ulrich Frose fand die Vorträge aufschlussreich, bei denen zehn Geschäftsführer, Ärztliche Direktoren, Pflegevorstände, Vorstände und Landräte stellvertretend für die 2045 Krankenhäuser und ihre 1,1 Millionen Mitarbeiter von der Lage in deutschen Kliniken berichteten. „Die Schilderungen waren sehr sachlich. Vielleicht haben sie gerade deshalb das ganze Ausmaß der Misere, in die wir schlittern, in bedrückender Weise klargemacht.“

Forum bochum war in der letzten Ausgabe auf die Ursachen der schlechten finanziellen Situation vieler Kliniken eingegangen. Die Probleme im ganzen Ausmaß kamen beim Klinikgipfel auf den Tisch. So wurde betont, dass seit 2006 allein die Tariflöhne um knapp 16 Prozent gestiegen seien, die Vergütungen für die Klinikleistungen aber nur um 8,7 Prozent angehoben worden seien. Hinzu kämen die den Kliniken bereits abverlangten Kürzungen in Höhe von 1 Milliarde Euro sowie bis Ende nächsten Jahres noch zusätzlich Kürzungen von 750 Millionen Euro.

Die Folgen sind dramatisch: 2012 machten rund 40 Prozent der Kliniken Verluste. 2013 wird dagegen wohl jedes zweite Krankenhaus rote Zahlen schreiben. Da 60 bis 70 Prozent der Kosten, die in einem Krankenhaus entstehen, Personalkosten sind, sind Personaleinsparungen eine erste logische Folge. Da gleichzeitig in den letzten Jahren stetig steigende Patientenzahlen zu beobachten sind, wird sich bald immer weniger Pflegepersonal um immer mehr Patienten kümmern müssen. Im weiteren Verlauf der krisenhaften Entwicklung drohen den Patienten dann Wartelisten und Leistungseinschränkungen und im Ganzen ein Niedergang des im internationalen Vergleich (noch) sehr hohen Qualitätsniveaus des deutschen Gesundheitssystems.

„Da baute sich innerhalb kurzer Zeit eine explosive Stimmung im Publikum auf“, erinnert sich Ulrich Froese, „weil einige der Politiker sehr undifferenziert und fern der eigentlichen Probleme über die Thematik sprachen. Da fehlte bei manchen offensichtlich die gesundheitspolitische Kompetenz. So fühlt man sich jedenfalls nicht ernstgenommen von der Politik.“

Augusta-Geschäftsführer Froese wollte den Optimismus nicht teilen, zu dem die mittlerweile gegebenen Signale aus der Politik Anlass geben könnten. So kündigte etwa Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr wenige Tage nach dem Kinikgipfel an, die Krankenhäuser zu entlasten.

„Ich freue mich, wenn die Wirklichkeit mich widerlegt, aber ich habe hier den Eindruck, dass die Politik im Wahljahr ‚Beruhigungspillen‘ ausgibt, um uns dann nach der Wahl wieder allein herumdoktern zu lassen. Im Gesundheitssystem vereinen sich sehr viele starke Interessengruppen, und wir stehen offensichtlich am Ende der Nahrungskette.“

Eine vorsichtig optimistische Haltung nahm dagegen Franz-Rainer Kellerhoff vom Katholischen Klinikum ein: „Bisher sind von der Politik keine konkreten Zusagen gemacht worden. Aber ich glaube schon, dass durch den Klinikgipfel Bewegung in die Sache gekommen ist, weil dort Einsicht in unsere Probleme erkennbar war.“ nir


Knorpelzelltransplantation

Gelenkerhalt statt Gelenkersatz

Knorpelzelltransplantation für alle Patienten
Wichtiger Schritt zum Erhalt eines Gelenks

„Der Erhalt eines Gelenks ist im Vergleich zur Entfernung desselben und Ersatz mit einem Kunstgelenk immer zu bevorzugen.“ Davon sind Dr. med. Konrad Koersmeier und Dr. med. Michael Kamminga, Leitende Ärzte der Facharztklinik Essen, überzeugt.

Dieses Konzept setzen sie seit vielen Jahren erfolgreich in ihrer Klinik um. „Die Behandlung eines geschädigten Gelenks mit einer Prothese steht bei uns in der Behandlungskette ganz am Ende“, erläutert Dr. Kamminga.

Es gibt mittlerweile eine Fülle von hochmodernen Operationsverfahren, um ein Gelenk erhalten oder wiederherstellen zu können. Dabei spielt die Transplantation von Knorpelzellen bei Schädigung des Gelenkknorpels eine zentrale Rolle. Neben der primären Schädigung des Knorpels durch ein Trauma oder eine angeborene Störung des Knorpelstoffwechsels (z.B. Osteochondris dissecans) sind die Schäden häufig Folgen gleichzeitig bestehender Fehlfunktionen des Gelenks.

Beispiele hierfür sind:

  • Knorpelschäden an der Kniescheibe oder dessen Gleitlager durch Instabilität des Kniescheibenhalteapparats (MPFL Insuffizienz, Verrenkung der Kniescheibe)
  • Knorpelschaden durch fehlendes oder laxes Kreuzband am Knie
  • Knorpelschaden der Schulter nach Luxation (Ausrenkung)
  • Knorpelschaden des Hüftgelenks bei Deformierung des Hüftkopfes (Femoroacetabuläres Impingementsyndrom / Engesyndrom)

In der Facharztklinik Essen wird seit vielen Jahren erfolgreich die Knorpelzelltransplantation am Knie-, Schulter- und Sprunggelenk und – als Vorreiter in Deutschland – auch am Hüftgelenk durchgeführt. Es kommt ein sogenanntes 3D-Matrix-Verfahren zur Anwendung, bei dem in einem kleinen Ersteingriff geringe Knorpelmengen entnommen werden. Diese werden in einem Speziallabor zu sogenannten Sphäroiden vermehrt, die pro Einheit etwa 200.000 gesunde eigene Knorpelzellen enthalten und schließlich wieder in das geschädigte Gelenk eingebracht werden.

Entscheidend bei der Knorpelzelltransplantation ist die gleichzeitige Erkennung der Ursache und operative Behandlung des Knorpelschadens. Dies führt häufig dazu, dass gelenkerhaltende Eingriffe als sogenannte Kombinationseingriffe durchgeführt werden müssen. Nur auf diesem Wege können dann Ursache und Folgen operativ versorgt werden.

So wird z.B. bei Knorpelschäden durch Instabilitäten des Kniegelenks die stabilisierende Operation mit körpereigenen Sehnen zusammen mit dem Einsetzen der im Labor vermehrten Knorpelzellen durchgeführt. Durch diese Kombination kann in der Regel das Gelenk fast vollständig wiederhergestellt werden, und der Patient hat insgesamt eine kürzere Rehabilitationszeit.

Dieses Konzept wird in Essen konsequent verfolgt, da sämtliche Wiederherstellungsoperationen durchgeführt werden können. Besondere Bedeutung haben arthroskopische Knorpelzelltransplantationen am Hüftgelenk bekommen. Hier nimmt die Facharztklinik Essen eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Mit gut 1000 durchgeführten Hüftarthroskopien hat sie sich zu einem Zentrum für Hüftchirurgie etabliert, das eng mit den Einrichtungen der Evangelischen Stiftung Augusta in Bochum und Hattingen kooperiert.

Augusta-Kliniken in Bochum und Hattingen auf dem richtigen Weg
„Die innovative Umsetzung der Kombination von Hüftarthroskopie und Knorpelzelltransplantation“, so sagt der Chefchirurg Dr. Helfried Waleczek vom Evangelischen Krankenhaus in Hattingen (EvK), „hat uns überzeugt. Dort werden seit Jahren beide Verfahren weiterentwickelt, und man hat enorme Erfahrung.“

Dr. Koersmeier und Dr. Kamminga operieren nicht nur Privatpatienten in der Facharztklinik Essen, sondern im EvK u.a. auch Bochumer und Hattinger Kassenpatienten mit dieser innovativen Methode. „Wir glauben, dass die Behandlung von Hüftgelenkserkrankungen in Zukunft eine neue Dimension erreichen wird: Weg von der Prothese hin zum Erhalt des Gelenks.“

„Insofern ist die Evangelische Stiftung Augusta mit ihren Krankenhäusern in Bochum und Hattingen auf dem richtigen Weg“, sagt EvK-Verwaltungschef Mario Kleist. „Kooperativ arbeiten, um allen Menschen diese gelenkerhaltende Methode zugute kommen zu lassen – mit individuellen Behandlungskonzepten für alle Patienten.“

Weitere Infos unter
www.facharztklinik-essen.de
Hotline in Bochum: 0234 - 9780 275.


Knorpelzelltransplantation

Familie schafft Rückhalt

Fotoausstellung von Andre Zelck zeigt das Leben armer Familien in Bochum

Die Caritas arbeitet deutschlandweit für und mit Familien in schwierigen Zeiten. Wie sonst nur wenige, haben die vielen Sozialarbeiter, Pädagogen, Pflegekräfte und Seelsorger Einblick in das Leben von Menschen, die von Armut betroffen sind.

Um der Allgemeinheit einen Eindruck zu ermöglichen, hat der renommierte Fotojournalist Andre Zelck (ZEIT, Spiegel, faz) Familien, die von der „Allgemeinen Sozialberatung“ der Caritas Bochum begleitet wurden, besucht und sie in ihrem Alltag fotografiert. „Dabei sind emotionale Bilder entstanden. Sie sprechen eine leise Sprache über mutige Menschen, die ihre privaten Räume öffnen und den Betrachter so an ihrer oftmals stigmatisierten Situation teilhaben lassen,“ so Annette Borgstedt von der Caritas Bochum. Die Fotografien werden nun als Teil der diesjährigen Kampagne der Caritas, die unter dem Leitthema „Familie schaffen wir nur gemeinsam“ steht, ausgestellt.

Armut hinterlässt Spuren
Armut geht weit über das Materielle hinaus. Geldsorgen und Fragen, wie man die nächste Miete bezahlen oder seinen Kindern etwas bieten kann, kosten Energie. Das tägliche Ringen mit Behörden und Arbeitsämtern, um z.B. Sozialleistungen oder einen lohnenden Arbeitsplatz, hinterlässt seine Spuren. Wo in den Straßen vieler Ruhrgebietsstädte wachsende Armutstendenzen sichtbar werden, verschließt sich vielfach der Blick in den Alltag der von Armut bedrohten Menschen innerhalb unserer Gesellschaft. Das Intime der eigenen vier Wände schützt und kann auch verstecken. Wo der Einzelne für sich kämpfen muss, sind gerade Familien im Falle von Armut einem hohen Druck ausgesetzt. Kinder sind kostbar, aber leider auch kostenintensiv, und Eltern geben vielfach alles, um ihnen ein gutes Leben auf Augenhöhe mit der Mehrheit unserer Wohlstandsgesellschaft zu ermöglichen.

Familie ist unbezahlbar
Bei allen Spannungen ist es umgekehrt gerade die Familie, die Sicherheit, Bestätigung, Liebe und Fürsorge bieten kann, wenn einem in anderen Lebensbereichen der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Von Familie profitieren alle! Sich Mut machen und Wertschätzung schenken, wenn der Arbeitsmarkt keine Chance lässt, da man keinen „Wert“ besitzt, oder sich gegenseitig in Zeiten von Krankheit zu umsorgen, sind nur zwei Beispiele für die Unbezahlbarkeit von Familie.

Die Fotoausstellung ist noch bis Ende April im Haus der Caritas in der Essener Innenstadt zu besichtigen, montags bis donnerstags zwischen 10.00 und 17.00 Uhr. Ein mp3-Spieler kann dann am Empfang des Hauses der Caritas ausgeliehen werden. Das kurze Audio-Dokument vermittelt Eindrücke des Alltags von auf den Fotos abgebildeten Personen.“ cde

Was: Fotoausstellung „Familien in schweren Zeiten“
Wann: bis Ende April 2013, montags bis donnerstags, 10–16.30 Uhr
Wo: Haus der Caritas, Am Porscheplatz 1, 45127 Essen


Dialogtraining

Teletherapie: Neuartiges Dialogtraining für Menschen mit Sprachstörungen

In Deutschland erleiden pro Jahr etwa 200.000 Menschen einen Schlaganfall. 38 Prozent weisen im Akutstadium eine Sprachstörung auf, eine sogenannte Aphasie. Bei 18 Prozent der Betroffenen bleibt die Aphasie chronisch. Die Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum untersucht jetzt in einer Studie, ob eine Teletherapie den Betroffenen helfen kann.

Deshalb sucht die hsg aktuell für das Forschungsprojekt „Teletherapie bei Aphasie nach Schlaganfall“ (DiaTrain) Studienteilnehmer. „Wer nach einem Schlaganfall seit mindestens sechs Monaten unter einer Sprachstörung, einer Aphasie, leidet, Rechtshänder ist und Deutsch als Muttersprache spricht, kann sich in der hsg melden, wenn er Lust hat, an einer Studie teilzunehmen. Die Sprachstörung sollte sich insbesondere als eine Störung in der Wortfindung zeigen“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Bilda, Leiterin des hsg-Studiengangs Logopädie und Leiterin des Forschungsprojektes „DiaTrain“.

Die Teilnehmer der Studie nehmen kostenlos an einer Aphasietherapie teil, die ihre Wortfindung in Alltagssituationen deutlich verbessern und ihre Fähigkeit weiter steigern kann, Gegenstände richtig zu benennen. „Das neu entwickelte Therapieverfahren „DiaTrain“ trainiert die Kommunikationsfähigkeit und fördert das sprachliche Selbstbewusstsein“, sagt Bilda. „Dies kann die Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit sowie die Lebensqualität der Menschen erhöhen und entlastet auch die Angehörigen.“

„Aktuelle Studien zeigen, dass mindestens fünf bis zehn Stunden Aphasietherapie pro Woche notwendig sind, um die Reorganisationsfähigkeit des Gehirns nach Schlaganfall voll auszuschöpfen. Diese hohe Therapiefrequenz wird auch in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfohlen. Viele Menschen, die schon mehrere Jahre unter einer Aphasie leiden, erhalten keine oder oft nur eine logopädische Therapie von ein bis zwei Stunden pro Woche. Hier bietet die Teletherapie einen innovativen Ansatz“, erklärt Prof. Bilda.

Die Teletherapie ermöglicht ein hochfrequentes und selbstständiges Üben der Probanden am Computer unter Supervision eines Logopäden oder einer Logopädin. Per Videokonferenz wird gemeinsam mit dem Probanden ein individueller Übungsplan erstellt. Mithilfe von Videosequenzen werden alltägliche Dialoge eingeübt. Kerstin Bilda: „Dieses webbasierte System bietet eine optimale Gewichtung zwischen professioneller Begleitung und größtmöglicher Selbstständigkeit. Das wichtigste Ziel jeder Therapie ist es, die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu verbessern. Deshalb sind die soziale Teilhabe, Kommunikationsfähigkeit und Selbstständigkeit Bestandteile von DiaTrain“. Verbessert sich die Kommunikation, wird sich auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die Selbstständigkeit verbessern.

Forschungsprojekt soll drei Jahre laufen
Ziel der hsg-Studie ist es, zu messen, ob ein webbasiertes Dialogtraining wirksam ist, von den Probanden akzeptiert wird und die Kommunikationsfähigkeit im Alltag sowie die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. In Kooperation mit Prof. Dr. Anke Fesenfeld, Leiterin des Studiengangs Pflege, werden Faktoren, die zu einer Be- und Entlastung der Angehörigen führen, untersucht.

Das Forschungsprojekt ist auf drei Jahre angelegt und wurde für das Programm Ziel2.NRW (Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007–2013) ausgewählt. Das Projekt wird damit durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert. Außerdem wird das Projekt mit Mitteln des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (FH Extra Förderlinie „Exzellenzen für den Transfer“) gefördert. Die Cisco Systems GmbH in Düsseldorf ist Kooperationspartner des Projekts. Die Forschergruppe besteht seit September 2012 aus den beiden Professorinnen Dr. Kerstin Bilda und Dr. Anke Fesenfeld sowie aus den beiden Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Elisabeth Meyer und Marie Leienbach.

Studie umfasst dreiwöchige Therapie-Phase und Kontrolluntersuchungen
Kerstin Bilda: „Wenn Sie unter einer chronischen Aphasie nach einem Schlaganfall leiden und Interesse an der Teilnahme an unserer Gruppenstudie haben, würden wir uns freuen, wenn Sie sich bei uns melden. Wir beraten Sie über unsere Studie, über den Ablauf der Therapie und den Nutzen, den Sie davon haben können. Sie leisten dadurch einen sehr wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Erprobung neuer effizienter Methoden in der Aphasietherapie.“ Die Studie umfasst eine dreiwöchige Therapiephase sowie drei Kontrolluntersuchungen.

Interessierte melden sich bitte bei: Elisabeth Meyer, E-Mail: elisabeth.meyer@hs-gesundheit.de, Tel.: +49 (0) 234-77727-618 oder Prof. Dr. Kerstin Bilda, E-Mail: kerstin.bilda@hs-gesundheit.de, Tel.: +49 (0) 234-77727-610; Adresse: Hochschule für Gesundheit, Universitätsstraße 105, 44789 Bochum. Weitere Informationen über das Forschungsprojekt und die Gruppenstudie finden Sie auf der hsg-Homepage: www.hs-gesundheit.de

Weitere Info:
Die Hochschule für Gesundheit (hsg) ist am 1. November 2009 in Bochum als bundesweit erste staatliche Hochschule für Gesundheit gegründet worden. Sie bietet Studienplätze in den Bereichen Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie an und hat den Lehrbetrieb zum Wintersemester 2010/2011 aufgenommen. Die grundständigen Studiengänge schließen mit der für die Berufszulassung erforderlichen staatlichen Prüfung und dem Bachelorgrad ab. Über das bestehende Studienangebot hinaus sind weitere Bachelor- und Masterstudiengänge geplant. Im Sommer 2014 zieht die hsg auf den Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen in Bochum.


Unterfinanzierung zehrt Krankenhäuser aus

Interview mit Augusta-Geschäftsführer Ulrich Froese über Gefahren für das Gesundheitssystem

Dem Krankenhaus-Barometer 2012 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zufolge hat jedes dritte der rund 2000 deutschen Krankenhäuser 2011 Verluste gemacht – 2010 war es nur jedes fünfte. In Berichten über eine verschärfte wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser (Stichwort „Kliniksterben“) platzte der AOK-Gesundheitsreport 2013.

Demzufolge würden in deutschen Krankenhäusern immer mehr Patienten operiert, obwohl das unnötig sei. Zugenommen hätten die lukrativen OPs an Wirbelsäule und Herz auch deshalb, um den steigenden Kostendruck auf die Kliniken auszugleichen. Über die schwierige Krankenhaus-Finanzierung sprach forum bochum mit Ulrich Froese, Geschäftsführer (GF) der Augusta-Kliniken Bochum Hattingen.

Herr Froese, was ist dran an unnötigen, aber lukrativen OPs? Muss ich Angst vorm Krankenhaus-Aufenthalt haben?
Nein, diese Angst ist unberechtigt. Meiner Ansicht nach, und da schließe ich mich der Auffassung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) an, begründet sich der Zuwachs an Operationen mit der steigenden Zahl älterer Menschen und dem medizinischen Fortschritt. Operateure können heute mit besseren Techniken, Geräten und Materialien arbeiten. Nach wie vor ist im Weltvergleich das deutsche Gesundheitssystem das beste. Hier hat jeder Anspruch auf jede medizinische Hilfe und auch den Zugang. Aber wenn wir diesen hohen Standard halten wollen, müssen wir ihn auch bezahlen. Sie können heute mit einer OP gesundheitliche Probleme auch bei älteren Menschen mit viel besseren Erfolgsaussichten bekämpfen, als dies noch vor einigen Jahren möglich war. Heute sind OPs sinnvoll, die es früher nicht waren.

Und wie sieht es mit dem drohenden „Kliniksterben“ aus?
Ändert sich am derzeitigen Finanzierungssystem und den Sparzwängen, die den Krankenhäusern auferlegt werden, nichts, sehe ich schwarz. Dann werden viele Kliniken schließen müssen, werden viele Abteilungen dicht gemacht. Den Patienten drohen dann Wartelisten und empfindliche Leistungseinschränkungen.

Was ist faul am Finanzierungssystem?
Für den Anspruch ist die Finanzierung völlig unzureichend. Im Kern ist es das System der festen Budgetierung, das sich entwickelt nach der Grundlohnsumme, die wiederum mit den Krankenhauskosten nichts zu tun hat. Dies ist die berühmte Torte, von dem jedes der gut 400 Krankenhäuser in NRW ihr Stück abkriegt, um seinen Versorgungsauftrag zu erfüllen.

Hört sich unfair an.
Ja, die Sache hat Haken. Es ginge zu weit, würde ich hier in das Klassifikationssystem mit Basisfallwerten, Bewertungsrelationen und Diagnosis Related Groups eintauchen. Nur soviel: Die Frage, was jeder Behandlungsfall kosten darf, richtet sich nach dem vorhandenen Budget, nicht nach den tatsächlichen Kosten. Die Budgets sind von Bundesland zu Bundesland verschieden, das erklärt etwa, warum ein Krankenhaus z.B. in Rheinland-Pfalz für den gleichen Basisfall erheblich mehr berechnen kann als ein Krankenhaus in NRW.

Gibt es noch andere Bundesländer, die mehr für den Basisfall zahlen?
NRW, das bevölkerungsreichste Bundesland, ist hier eines der Schlusslichter – und nicht nur hier. Vergleicht man die öffentlichen Fördermittel, sind die in NRW ausgegebenen die niedrigsten. Hieraus ergeben sich vielfache Probleme. Stellen Sie sich das Landesbudget wieder als große Torte vor. Wenn nun einer sagt: Ich mach’ mehr, dann kriegt er auch ein größeres Stück – auf Kosten der anderen, deren Stück kleiner wird. Deshalb ist ein Zwangsmechanismus zur Ausweitung der Leistungen bei jedem Krankenhaus in Gang gekommen. Gleichzeitig wurde bei der Budgetierung durch das System nicht berücksichtigt, wie stark die Kosten für Energie und Sachmittel in den letzten Jahren gestiegen sind – und ganz zu schweigen von den starken Lohnerhöhungen bei Ärzten und Krankenhauspersonal.

Was ist dagegen einzuwenden, wenn angemessene Löhne gezahlt werden?
Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber sie müssen refinanziert werden – und nicht nur zur Hälfte. Man muss wissen, dass 60 Prozent der Kosten, die in Krankenhäusern entstehen, Personalkosten sind. Und dass es nun die Krankenhäuser sind, die den größten Teil der Lohn-Mehrkosten aufgrund der besseren Tarifabschlüsse erwirtschaften sollen. Bundesweit sind das für 2012 rund 750 Millionen Euro und in NRW allein gute 300 Millionen Euro, die durch die Refinanzierung des Bundes bzw. Landes nicht gedeckt sind. Das zehrt die Krankenhäuser aus und ist der Hauptgrund für die finanzielle Misere, in die immer mehr Kliniken rutschen.

Ein übliches Mittel der Kosteneinsparung ist die Personalentlassung.
Das kommt nicht in Frage, denn wer soll dann die Patienten behandeln? Wir haben sowieso zu wenig Mitarbeiter, um unseren Versorgungsauftrag, den wir sehr ernst nehmen, zu erfüllen. Aber die Folgen der Mittelknappheit spüren auch wir: Die Augusta-Kliniken konnten 2012 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Aber bei steigenden Patientenzahlen fehlen die Mittel, um die zukünftige Medizin und die nötigen zusätzlichen Stellen und Pflegekräfte zu finanzieren. Und deshalb ächzt vor allem unser Pflegepersonal schon jetzt unter einer unbeschreiblichen Arbeitsverdichtung. Solche Zustände habe ich in meinen 35 Jahren in dem Job noch nicht erlebt.

Was können die Krankenhäuser tun?
Zunächst wird die DKG einen ersten Protestgipfel am 19. Februar abhalten, an dem die Mitglieder der Verbände, die Geschäftsführer der Kliniken und die Spitzen der Krankenhausträger teilnehmen. Erreichen wir damit nichts, formulieren wir unsere Forderungen auf einer Großveranstaltung in Berlin.

Wie lauten die Forderungen?
Erstens muss die Tariflast, unter der die Krankenhäuser leiden, vollständig von den Krankenkassen ausgeglichen werden. Zweitens muss die Förderung für die Krankenhauspflege, die 2011 gestoppt wurde, wieder aufgenommen werden: Hier geht es um die Finanzierung der Dienste, die die Krankenhauspflege entlasten. Drittens geht es uns um die Sicherstellung einer Investitionsfinanzierung, die der Realität entspricht. Gegenwärtig ist nur rund ein Drittel gesichert.

Und am Ende wird wieder der Patient zur Kasse gebeten.
Es gibt bessere Lösungen. Schauen Sie allein auf die Krankenkassen, die uns so schelten. Die erwirtschaften jedes Jahr Milliardenüberschüsse und sitzen auf Finanzreserven von fast 20 Milliarden Euro. Es ist ja nicht so, dass im System kein Geld wäre. Es ist nur falsch verteilt. Nir


daVinci

Augusta-Chefarzt Dr. Mann ist in Deutschland Vorreiter bei der daVinci-Darmchirurgie

Minimal-invasiv war gestern, denn die „magischen Hände des daVinci“ sind nach Bochum gekommen: In der Augusta-Kranken-Anstalt operieren sie schon seit knapp drei Jahren mit dem zukunftsorientierten „daVinci“-System noch präziser als je zuvor. Der rund 2 Mio. Euro teure OP-Assistent aus dem Silicon Valley optimierte im Augusta zunächst die chirurgische Arbeit in der Klinik für Urologie, wird aber inzwischen mit sehr großem Erfolg auch in der Chirurgie eingesetzt.

Priv.-Doz. Dr. Burkhard Ubrig, Chefarzt der Klinik für Urologie, und Geschäftsführer Ulrich Froese waren im Augusta Entscheidungsträger für das Präzisions-Operationsgerät, das in den USA bei fast 80 Prozent aller Prostatakrebs-Operationen eingesetzt wird, in Deutschland aber bisher noch wenig verbreitet ist. Am Prostata-Zentrum und in der Chirurgischen Klinik der Bochumer Augusta-Kranken-Anstalt ist die Begeisterung groß über die Möglichkeiten des neuen Assistenten.

„Das Gerät ermöglicht dreidimensionales Sehen und bis zu zehnfache Vergrößerung“, sagt Dr. Benno Mann, Chefarzt der Chirurgie, „und damit extrem präzises Operieren.“ Die Methode vereint die Vorteile der offenen mit denen der minimal-invasiven Chirurgie. „Abwinkelbare Instrumente lassen sich im Körper mit mehr Spielraum bewegen, als Handgelenke dies könnten.“

Ultrapräziser Einsatz mit mikrofeinen Instrumenten
Die Bewegungen lassen sich „filtern“, also verlangsamen und damit verfeinern für den ultrapräzisen Einsatz der mikrofeinen Instrumente. Selbst die bei jedem Menschen vorhandenen feinen Zitterbewegungen der Hände werden von „daVinci“ einfach weggefiltert: „Das ist ein OP-Assistent, der dem Operateur wirklich hilft.“

Die hochentwickelte Technologie des daVinci Systems bietet noch weitere wesentliche Vorteile. Der Arzt hat ein Höchstmaß an Genauigkeit, das z.B. beim Entfernen der Prostata das Risiko von Impotenz und Inkontinenz minimiert. Dies sind die üblichen Risiken einer Totalentfernung der Prostata. Diese OP wird bei der häufigsten Männer-Krebsart nicht nur in Deutschland sehr häufig durchgeführt. Die Deutsche Krebsgesellschaft meldete für 2004 einen Anstieg der Neuerkrankungen von 48.650 (gegenüber 2002) auf 58.570 Fälle.

Risiko von Impotenz und Inkontinenz minimiert
Außerdem kann mit dem daVinci nahezu blutungsfrei operiert werden. Operationen an Niere und Nebenniere, an Blase und Harnleiter, an Eierstöcken oder Eileitern sind einige Beispiele der revolutionären Methode. Chefarzt Dr. Mann macht seine Darmoperationen übrigens oft vor den Augen von Gästen aus der ganzen Republik, denn er ist Vorreiter der Darmchirurgie mit dem daVinci. Im März bietet er für Kollegen eine große Fortbildung an. Namhafte amerikanische Häuser wie das Johns Hopkins Hospital oder die Mayo Clinic nutzen die Vorteile für Ärzte und Patienten schon lange. Deutschland und Europa hinken nach. Mancher Patient nahm für den daVinci sogar schon Auslandsreisen in Kauf. „Denn der Patient ist kürzer im Krankenhaus“, schildert Dr. Ubrig, „hat weniger Schmerzen, weniger Blutverlust, nur kleine Operationsnarben und erholt sich schneller.“ eb-en


Knochenmehl

Knochenmehl für den Kiefer

Augusta-Zahnklinik: Innovative Technik für Implantate

Man nehme gemahlenen Rinderknochen, vermenge ihn mit dem eigenen Knochenmark aus der Hüfte und setze das Ganze in den Ober- oder Unterkiefer ein.

Was wie das Rezept für ein sicherlich wenig schmackhaftes Gericht klingt, dient dennoch der Ernährung: In der Zahnklinik der Augusta-Kranken-Anstalt gelingt es mit dieser innovativen Technik, den Kieferknochen so zu erweitern, dass man dort wieder Zahnimplantate verankern kann.

„Kein Knochen, kein Implantat.“ Dieser Satz galt lange in der zahnärztlichen Implantologie, denn schließlich müssen die Implantate, die später „die Dritten“ tragen sollen, irgendwo hineingeschraubt und befestigt werden. Ohne reichlich Knochen im Kiefer war dies bisher nur dann möglich, wenn eigener („autologer“) Knochen, z.B. aus der Hüfte, zum Ober- oder Unterkiefer transplantiert wurde. In der Zahnklinik der Augusta-Kranken-Anstalt geht Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren nun ganz andere Wege, die auf den ersten Blick etwas verrückt wirken: Er hat große Erfolge mit dem oben beschriebenen „Mix“.

Mehl aus Rinderknochen
Die Methode ist keineswegs bizarr oder ins Reich der Fabel zu verweisen. „Wir verwenden hoch reine Extrakte aus gemahlenen Rinderknochen, die wir mit einem Zellextrakt aus dem Knochenmark z.B. aus der Hüfte des Patienten vermengen“, erklärt Prof. Jöhren, der jährlich rund 800 Implantate setzt. „Jede dritte Behandlung ist mit einer sogenannten Augmentation, einer Erweiterung, einem Neu-Aufbau des Kieferknochens verbunden.“

Methode bereits bei einem Dutzend Patienten angewandt
Ein gutes Dutzend Patienten hat der erfahrene Implantologe bereits mit der neuen Methode behandelt und kann feststellen, „dass dies eine sowohl verträgliche als auch Erfolg versprechende Technik ist, den Kieferknochen so zu erweitern, dass man dort Implantate verankern kann.“ Mehr als 50 Zahnärzte aus der Region hatten kürzlich großes Interesse an einer Fortbildung zu diesem Thema in der Augusta-Zahnklinik. „Das Verfahren stammt aus der Traumatologie“, erklärt Onkologe Michael Brandt, der als Oberarzt auf der operativen Seite im Augusta mit der Zahnklinik zusammenarbeitet. „Es wird an nur ganz wenigen Zentren in Deutschland auch in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie angewendet.“

Ohne Entnahme von großen Knochenblöcken
Zu dieser neuen Augmentationstechnik gibt es bereits 39 Studien, die allesamt Gutes verheißen für jene Menschen, die jahrelang herausnehmbaren Zahnersatz getragen haben. „Der Knochen bildet sich bei diesen Patienten immer weiter zurück“, so Prof. Jöhren. „Wir können ihn mit der neuen Methode jetzt ohne die Entnahme von großen Knochenblöcken wieder aufbauen. Die Methode ist schonender und der Eingriff ist häufig ohne stationären Aufenthalt möglich“.eb-en


Gesundheitsversorgung

Perspektiven für die Gesundheitsversorgung von Morgen

Landeszentrum Gesundheit NRW entwickelt mit Partnern neuartige Konzepte

Die Konturen des Gesundheitscampus in Bochum werden von Tag zu Tag deutlicher: Das gilt nicht nur auf dem BioMedizinPark Bochum für die bereits gut sichtbaren Bauten des Kompetenzzentrums für Gesundheitsfachberufe, der Aesculap-Akademie und des Zentrums für Naturmedizin. Sondern auf der anderen Straßenseite wächst jetzt auch der Rohbau der Hochschule für Gesundheit jeden Tag weiter in die Höhe.

Anders als ursprünglich erwartet, lässt sich das Hochhaus West zwar nicht sanieren und muss durch einen weiteren Neubau ersetzt werden. Aber auch dafür laufen die Planungen auf Hochtouren. In gewisser Weise ist gleichwohl auch hier die Zukunft bereits greifbar. Denn seit Anfang des Jahres ist das Strategiezentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, das bereits in Bochum platziert war, gemeinsam mit dem Aufgabenbereich „Öffentliches Gesundheitswesen“ des bisherigen Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit NRW in dem neuen Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) aufgegangen.

Umzug von Münster und Bielefeld
Die rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zurzeit noch überwiegend in Münster und Bielefeld tätig. Für 2016 ist aber der Umzug auch dieser Standorte auf den Gesundheitscampus in Bochum geplant. Nur die Arzneimitteluntersuchungsstelle wird in Münster verbleiben. Im LZG.NRW verbinden sich zwei große Aufgabenbereiche. Zum einen unterstützt es als fachliche Leitstelle die Landesregierung und die Kommunen in allen gesundheitlichen Fragen. Dazu gehören insbesondere die Themenbereiche Epidemiologie, Prävention und Gesundheitsförderung, die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten sowie Fragen der Hygiene, der Arzneimittelsicherheit und der Sozialpharmazie. Die fortlaufende Gesundheits-berichterstattung, gesundheitsbezogene Analysen und die Aufgaben als Arzneimitteluntersuchungsstelle des Landes runden das Spektrum ab.

Zum anderen befasst sich das LZG.NRW in der Nachfolge des Strategiezentrums Gesundheit mit der Entwicklung neuer gesundheitsbezogener Versorgungsstrukturen, es nimmt das landeszentrale Clustermanagement für die Gesundheitswirtschaft wahr und es entwickelt den Gesundheitscampus NRW. Ziel des Gesundheitscampus NRW ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger in NRW auch in Zukunft auf eine qualitativ hochwertige, flächendeckend bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung vertrauen können. Das ist keineswegs selbstverständlich. Denn mit der Alterung unserer Gesellschaft werden die medizinisch-pflegerischen Bedarfe sich verändern und zunehmen. Dem wachsenden Personalbedarf wird aber eine sinkende Zahl erwerbsfähiger Personen gegenüberstehen. In den heutigen Strukturen lässt sich diese scherenartige Entwicklung nicht bewältigen. Neue, zukunftsfeste Strukturen erfordern vielmehr eine gemeinsame Anstrengung von Versorgung, Wissenschaft und Wirtschaft, über die vielen Brüche und Grenzen zwischen den Systemen und Beteiligten hinweg. Dazu will der Gesundheitscampus NRW beitragen.

Kräfte in Bochum bündeln
Für diese landesweite Initiative ist und bleibt Bochum ein besonderer Ort, weil die Landesregierung dort eigene Kräfte mit denen wichtiger gesundheitspolitischer Partner bündelt. Dazu gehören neben dem LZG.NRW die Hochschule für Gesundheit (hsg), das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung NRW (LIA.NRW), das Epidemiologische Krebsregister NRW, das Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen und das regionale Gesundheitswirtschaftsnetzwerk MedEcon Ruhr. Hinzu gekommen sind zwischenzeitlich bereits die Patientenbeauftragte des Landes, der Landeskoordinator Bildung und Gesundheit NRW sowie das Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit.

Das LZG.NRW betreibt die Entwicklung des Gesundheitscampus mit eigenen Analysen, der Förderung von Gutachten, Forschungsprojekten, Modellprojekten oder ihrer landesweiten Adaptionen. Mindestens ebenso wichtig wie die projektbezogene Bereitstellung von Ressourcen ist es aber, die Innovationskultur im Gesundheitssektor zu stärken und Partner für Innovationen zusammenzubringen.

Profilschwerpunkt „Qualifizierung“
Dabei stehen drei Themen im Mittelpunkt: Die Entwicklung demografiefester Versorgungsstrukturen, die nutzerorientierte Unterstützung von E-Health und medizinischer Informationstechnik und die Sicherung des Fachkräftebedarfs.

Die Campusentwicklung setzt dabei konsequent auf eine Kultur der Partnerschaft. Für den Gesundheitscampus in Bochum öffnet dies zum Beispiel bei der Sicherung von Fachkräften große Chancen. Mit der Hochschule für Gesundheit und dem Landesinstitut für Arbeitsgestaltung sind die Themen Arbeitswelt im Gesundheitssektor und neue Berufsabschlüsse in nicht-ärztlichen Heilberufen bereits prominent im Konzept des Gesundheitscampus NRW vertreten. Das LZG.NRW selbst wird hierzu einen neuen Arbeitsschwerpunkt aufbauen. Im Zusammenspiel mit der Aesculap Akademie, dem Kompetenzzentrum für Gesundheitsfachberufe auf dem benachbarten BioMedizinPark Bochum und der Karriere- und Ausbildungsmesse JOBMEDI in Bochum wächst so ein Profilschwerpunkt „Qualifizierung“, der ein unverzichtbarer Baustein für ein demografiefestes Gesundheitssystem ist.


Krebsvorsorge

Krebs: Die Zeichen frühzeitig erkennen
Wichtig: Vorsorgeuntersuchungen

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 436.000 Menschen neu an Krebs, 211.000 Menschen sterben daran. Die gesetzlichen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen haben das Ziel, Tumoren in möglichst frühen Entwicklungsstadien aufzuspüren. Denn früh erkannt sind Brust-, Darm-, Haut-, Gebärmutterhals- und Prostatakrebs meist gut heilbar. Frühe Krebsstadien lassen sich außerdem schonender behandeln als Stadien, in denen bereits Tochtergeschwülste entstanden sind.

Prävention und Aufklärung
In Bochum hat sich der 2010 gegründete Verein „Aktiv gegen Brustkrebs e.V.“ vor allem Prävention und Aufklärung auf die Fahnen geschrieben. „Wir wollen darauf aufmerksam machen“, so die Vorsitzende Marina Grochowski, „welch große Rolle der Sport präventiv und im Heilungsprozess von Brustkrebserkrankungen spielt und die Frauen zu mehr sportlicher Aktivität motivieren.“ Große Studien beweisen, dass regelmäßige sportliche Aktivität das individuelle Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um 30% senkt.

„Regelmäßige sportliche Betätigung“, ergänzt Priv.-Doz. Dr. Gabriele Bonatz, die Chefin der Frauenklinik und des Brustzentrums Augusta, „kann dabei helfen, das Wiederaufflammen der Brustkrebserkrankung zu verhindern.“ Der Verein hat mit dem Brustzentrum Augusta ein Kursprogramm für betroffene Frauen entwickelt, das sie darin unterstützen soll, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und Selbstverantwortung für den Gesundungsprozess zu übernehmen.

Prof. Dr. Dirk Behringer, Chefarzt der Klinik Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Augusta sowie Chef des Onkologischen Zentrums, verweist natürlich insbesondere auf die Vorsorgeuntersuchungen: „Dabei wird gezielt nach frühen Zeichen von Krebserkrankungen gesucht, die in diesen Stadien oft heilbar sind.“

Im Frühstadium oft heilbar
Von den Krankenkassen werde eine Vielzahl an Krebsvorsorgeuntersuchungen angeboten, bei Frauen ab einem Alter von 20 Jahren, bei Männern ab 35 Jahren. Dabei schauen die Ärzte nach den häufigsten Krebsarten wie Brust- und Gebärmutterhalskrebs bei den Frauen, Prostatakrebs bei den Männern wie auch Darm- und Hautkrebs. „Alle, wirklich alle“, so Behringer eindringlich, „sollten diese Möglichkeiten wahrnehmen.“ Mit einer gesunden Lebensweise könne man seinem Körper grundsätzlich Gutes tun – und damit auch etwas gegen das Entstehen von Krebs. eb-en

Früherkennung von Krebs

Seit dem 1. Januar 2008 sind die Krankenkassen verpflichtet, ihre Versicherten zu Beginn eines Kalenderjahres über alle Früherkennungsmaßnahmen zu informieren. Zudem entwickeln sie für den Nachweis der Beratung einen einheitlichen Präventionspass. Hier ein Überblick über die Krebsvorsorgeangebote der Gesetzlichen Krankenversicherungen:

Genitaluntersuchung
Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, jährlich bei Frauen ab dem 20. Lebensjahr. Die Untersuchung umfasst: gezielte Anamnese, Inspektion des Muttermundes, Krebsabstrich und zytologische, Untersuchung (Pap-Test), gynäkologische Tastuntersuchung, Befundmitteilung mit anschließender Beratung.

Brustuntersuchung
Zur Früherkennung von Brustkrebs, jährlich bei Frauen ab dem 30. Lebensjahr. Die Untersuchung umfasst: gezielte Anamnese, Inspektion und Abtasten der Brust und der regionären Lymphknoten, einschließlich der ärztlichen Anleitung zur Selbstuntersuchung, Beratung über das Ergebnis.

Hautkrebs-Screening
Zur Früherkennung von Hautkrebs; Malignes Melanom („schwarzer Hautkrebs“), Basalzellkarzinom und Spinozelluläres Karzinom (beide „weißer Hautkrebs“), alle zwei Jahre ab dem 35. Lebensjahr. Das Screening soll, wenn möglich, in Verbindung mit der zweijährlichen Gesundheitsuntersuchung („Check-up“) durchgeführt werden und umfasst: gezielte Anamnese, visuelle, standardisierte Ganzkörperinspektion der gesamten Haut einschließlich des behaarten Kopfes und aller Körperhautfalten, Befundmitteilung mit anschließender Beratung. Im Falle eines verdächtigen Befundes erfolgt die weitere Abklärung durch Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten.

Prostata-/Genitaluntersuchung
Zur Früherkennung von Prostatakrebs, jährlich bei Männern ab dem 45. Lebensjahr. Die Untersuchung umfasst: gezielte Anamnese, Inspektion und Abtasten des äußeren Genitales, Tastuntersuchung der Prostata, (vom Enddarm aus), Tastuntersuchung der regionären Lymphknoten, Befundmitteilung mit anschließender Beratung.

Dickdarm- und Rektumuntersuchung
Zur Früherkennung von Darmkrebs, jährlich ab einem Alter zwischen 50 und 54 Jahren. Die Untersuchung umfasst: gezielte Beratung, Guajak-Test (gFOBT) auf verborgenes Blut im Stuhl.

Darmspiegelung
Zur Früherkennung von Darmkrebs, ab dem 55. Lebensjahr zwei Untersuchungen im Abstand von 10 Jahren. Die Untersuchung umfasst: gezielte Beratung, zwei Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren oder Guajak-Test (gFOBT) auf verborgenes Blut im Stuhl alle zwei Jahre.

Mammographie-Screening
Zur Früherkennung von Brustkrebs, alle zwei Jahre für Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren. Das Screening umfasst: schriftliche Einladung in eine zertifizierte Screening-Einheit, Information (Merkblatt) mit der Einladung, schriftliche Anamnese, Röntgen beider Brüste (Mammographie), Doppelbefundung der Röntgenaufnahmen durch zwei unabhängige Untersucher, Befundmitteilung innerhalb von sieben Werktagen. Im Falle eines verdächtigen Befundes erfolgt eine Einladung zur weiteren diagnostischen Abklärung. Dies veranlasst die jeweilige Screening-Einheit.


Forschung

Forschung ist die beste Medizin

Deutsche Duchenne-Stiftung und benni & co
führen Kampf gegen DMD

Die Diagnose „Duchenne Muskeldystrophie“ (= Muskelschwund) bedeutet für die betroffenen Kinder und deren Familien immer noch eine unheilbare, tödlich endende Krankheit. DMD, im sprachlichen Alltag kurz „Muskelschwund“ genannt, trifft jedes Jahr eines von rund 3500 männlichen Neugeborenen, ist nach der Mukoviszidose die weltweit häufigste Erbkrankheit und bislang noch nicht therapierbar. In Deutschland gibt es etwa 2500 betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

In den ersten Lebensjahren sind die Kinder noch relativ unauffällig. Die ersten Krankheitszeichen treten mit drei, vier Jahren auf, das Gehen fällt schwer. Zwischen dem 5. und 10. Lebensjahr werden die Muskeln deutlich schwächer, die Kinder entwickeln an Fuß-, Knie- und Hüftgelenken Sehnenverkürzungen, die die Bewegungsfähigkeit weiter einschränken. Mit 9 bis 12 Jahren sind sie an den Rollstuhl gebunden. Durch die immer schwächer werdenden Muskeln wächst der Bedarf an Hilfe und Pflege. Die meisten Duchenne-Patienten sterben im Jugendlichen- oder jungen Erwachsenenalter, denn auch Atem- und Herzfunktionen sind von der Muskelschwäche betroffen.

Doch es gibt Hoffnung: Durch die Fortschritte der molekularen Forschung ist es Wissenschaftlern gelungen, Ursachen vieler Muskelschwunderkrankungen zu erkennen, genaue Diagnosen zu stellen und neue Therapieansätze zu entwickeln: Erfolg versprechende Methoden, die weiterentwickelt und aufwändig getestet werden müssen, bevor sie Patienten helfen.

Hoffnung liegen in Fortschritten der molekularen Forschung
Doch die Forschung kostet Geld, und genau dort setzt die Arbeit der „aktion benni & co“ an. Die Bochumerin Silvia Hornkamp, Geschäftsführerin des Vereins, führt gemeinsam mit zahlreichen Mitstreitern einen engagierten Kampf gegen die bislang noch tödlich verlaufende Krankheit. Als bei ihrem Sohn Richard Muskelschwund diagnostiziert wurde, schloss sie sich gemeinsam mit ihrem Mann dem aus einer Elterninitiative hervorgegangenen Verein „aktion benni & co“ an, der mit Spendengeldern die medizinische Forschung unterstützt. Denn mit finanziellen Zuwendungen aus dem Gesundheitswesen ist kaum zu rechnen. Die ökonomisch so stark aufgestellte Humanmedizin inklusive der Pharmaindustrie erkennt aufgrund der Seltenheit der Erkrankung keine gewinnbringenden Absatzmärkte. Dementsprechend gering ist die Bereitschaft der Konzerne, Mittel in die Entwicklung innovativer Medikamente gegen die Muskeldystrophie zu investieren.

Und so ist Silvia Hornkamp mit vielen engagierten Helfern unermüdlich unterwegs, um die Thematik aus der Grauzone in die Öffentlichkeit zu bringen und Spendengelder zu sammeln. Getragen von der Hoffnung, dass in Zukunft eine Heilung möglich ist. Wobei „alles, was den Krankheitsverlauf ein Stückchen aufhält, bereits ein Erfolg ist. Unser Ziel ist aber erst erreicht, wenn kein Kind oder Jugendlicher mehr an Muskeldystrophie Duchenne sterben muss und eine Therapie möglich ist. Die Forschung muss weiter forciert werden, denn Forschung ist die beste Medizin für unsere Kinder“, so Silvia Hornkamp. Weit über vier Millionen Euro hat die Aktion innerhalb der vergangenen elf Jahre zusammengetragen. Um die Arbeit der aktion benni & co nachhaltig und dauerhaft zu sichern, wurde 2010 die Deutsche Duchenne-Stiftung gegründet. Gemeinsam mit benni & co haben sie unter anderem einen mit 100.000 Euro dotierten Forschungspreis ins Leben gerufen, den 2012 Prof. Dr. Hans Lochmüller für sein Forschungsprojekt „Behandlung der Herzschwäche bei Muskeldystrophie Duchenne – Entwicklung von Testverfahren in der Zellkultur“ erhielt. Aschro

Info: aktion benni & co
Die „aktion benni & co“ engagiert sich für die Therapieforschung zur häufigsten Form des Muskelschwunds: Duchenne Muskeldystrophie (DMD). Im August 1998 wurde aus der Elterninitiative der gemeinnützige Verein. Getragen wird er von betroffenen Eltern, die in Vorstand und Geschäftsführung tätig sind. Seit 2006 ist die Geschäftsstelle in Bochum-Wattenscheid ansässig. 2010 wurde die Deutsche Duchenne-Stiftung unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gegründet.

Kontakt
aktion benni & co. e.V.
Nikolaistr. 2, 44866 Bochum
Telefon: 02327 960458
Fax: 02327 605533
E-Mail: info@benniundco.eu, www.benniundco.eu, www.deutsche-duchene-stiftung.de

Spenden
Deutsche Bank, BLZ 574 700 24, Kto.-Nr. 1 609 494,
Sparkasse Bochum, BLZ 430 050 01, Kto.-Nr. 427 724

Weihnachtsmarkt
Am Samstag, 15. Dezember, ist die aktion benni & co mit Bastelarbeiten, Gebäck und einer Tombola auf dem Wattenscheider Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten.


Fettsucht

Volkskrankheit Fettsucht

Adipositas-Zentrum Bochum betreute seit 1989 über 4000 Patienten

Adipositas, auch Fettsucht genannt, macht in Deutschland gerade Karriere. Sie ist im Grunde bereits eine Volkskrankheit.

Mittlerweile leistet sich jeder Fünfte hierzulande einen Body Mass Index von über 30 und gilt damit als adipös, also krankhaft dick (siehe Kasten rechts). Ist im Vergleich mit den Werten aus 1998 die Zahl der Übergewichtigen ungefähr gleich geblieben – 66 Prozent bei Männern, 51 Prozent bei Frauen – wächst die Zahl der extrem Dicken an. Veränderungen in Sachen Adipositas beobachtet auch Dr. Thomas Hulisz (kleines Foto), Ärztlicher Leiter des Adipositas-Zentrums NRW in Bochum-Linden.

Gemeinsam mit dem Psychologen Uwe Machleit leitet er das Zentrum. Mit ihrem interdisziplinären Team aus Ärzten, Ernährungsberatern, Diätassistenten, Sportlehrern und Physiotherapeuten betreuen beide seit 1989 schwerst Übergewichtige. „Wir waren die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland, mittlerweile gibt es bundesweit fast 50“, erklärt Dr. Thomas Hulisz. Die Experten des Adipositaszentrums bieten ein interdisziplinäres, ganzheitliches Jahresprogramm an, in besonderen Fällen wird auch eine Operation in Erwägung gezogen, um Patienten mit Diabetes und Adipositas zu helfen.

Rund 4000 Menschen haben über die Jahre Unterstützung im Bochumer Adipositaszentrum gefunden „Wir helfen den stark Übergewichtigen, abzunehmen. Wir vermitteln auch, dass dazu die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten gehört. Wer glaubt, es reicht, ein halbes Jahr abzuspecken, damit er dann wieder in alte Gewohnheiten verfallen darf, irrt sich. Da ist das Scheitern vorprogrammiert“, sagt Thomas Hulisz.

Kränker und adipöser
Heute sind die deutschen Dicken schwerer, adipöser und auch kränker als vor 20 Jahren, was sich mit den Erfahrungen des Ernährungsmediziners deckt: „Früher hatten wir vielleicht fünf oder sechs von zehn Patienten, die Begleit­erkrankungen hatten. Heute sind es acht bis neun.“ Die Folgen des extremen Übergewichts sind vielfältig: Gelenkbeschwerden, Bluthochdruck, Diabetes Typ II sind häufig. Die Risiken für Herzinfarkte, Arteriosklerose, Schlaganfälle und selbst Krebserkrankungen steigen stark.

Die Ursachen dieser Entwicklungen sind vielfältig und haben in erster Linie sozio-kulturelle Gründe. Thomas Hulisz: „Vor 50 Jahren hatten die Menschen die gleiche genetische Ausstattung wie heute. Es sind die Verhaltensmodifikationen: Unser Leben hat sich stark verändert.“

Es mangelt an Bewegung
Wichtigster Grund ist mangelnde Bewegung. Sitzende Tätigkeiten im Beruf, das Auto, das einen überall hinbringt, die Entspannung in der Freizeit, die vor dem Fernseher oder dem Computerspiel gesucht wird und nicht mehr wie früher auf dem Bolzplatz. Dazu kommen wachsender Stress und Frust in Schule oder Beruf, wodurch Essen zu einem Kompensationsmechanismus wird. Auch das von nie schweigenden Werbetrommeln angepriesene Warenüberangebot, der Hang zu leckeren, aber nicht sättigenden Snacks, zu Fastfood und Fertiggerichten spielen eine Rolle.

Thomas Hulisz hat für seine Patienten eine Faustformel parat, die aus drei B‘s besteht: Bilanz – Bewegung – Ballaststoffe. „Die meisten Adipösen, die ich betreue, nennen mir viele Gründe für ihr Übergewicht. Aber ich mache ihnen klar, dass es vor allem mit der Leistungsbilanz zu tun hat: Sie nehmen schlichtweg viel mehr Kalorien zu sich, als sie verbrauchen.“

Die Kalorienbilanz wiederum ist abhängig davon, wie viel man sich bewegt. „Der Abnehmende muss bestrebt sein, die Muskelmasse zu erhalten oder zu steigern – denn sonst verbraucht er auch immer weniger Kalorien. Dieses Sinken des Grundumsatzes ist übrigens auch der Hauptgrund für den sogenannten Jo-Jo-Effekt von Diäten“, so Hulisz. Als Regel gilt: Fünf Mal pro Woche sollte man mindestens 30 Minuten am Stück Ausdauersport betreiben – was Walken oder zügiges Gehen durchaus einschließt.

Bleiben die Ballaststoffe. „Hunger hat hauptsächlich mit Magendehnung zu tun“, erläutert der Ernährungsfachmann. „Da helfen Ballaststoffe. Sie sind wichtig, damit man sein Leben weiter genießen kann. Ohne sie wird man nie richtig satt.“

Das Therapiekonzept des Adipositas-Zentrums sieht vor, dass die Übergewichtigen ein halbes Jahr unter fachlicher Anleitung abnehmen und dann ein weiteres halbes Jahr betreut werden, um den Abnahmeerfolg und die neuen Essgewohnheiten zu stabilisieren. Die Bilanz ist sehr gut: 91 Prozent der Patienten haben ein Jahr nach der Therapie das Gewicht erfolgreich gehalten. Drei Jahre später sind es immerhin noch 53 Prozent.

Die Kosten der Adipositas für das deutsche Gesundheitssystem sind beträchtlich. Auf der Homepage der „Deutsche Adipositas Gesellschaft“ (www.adipositas-gesellschaft.de) ist zu lesen, das 2003 Gesamtkosten von mindestens 13 Milliarden Euro zu berappen waren. Diese Zahl wird sich 2020 sogar verdoppelt haben, nimmt man die Trendrechnungen der WHO zur Grundlage. Dabei geht sie von einem eher moderaten Zuwachs der Adipositas in Europa aus.

Interessant sind die Erfahrungen Thomas Hulisz‘: „Seit rund zehn Jahren stagnieren die Zahlen von Adipositas-Zentren in Deutschland – und die Patientenzahlen.“ Offensichtlich zählen die rund 150 Patienten, die jährlich den Weg zum Team von Dr. Hulisz finden, zu einem harten Kern der Hochmotivierten. Denn geht man von der Einwohnerzahl Bochums und den durchschnittlichen Anteilen der stark Übergewichtigen aus, dürften rund 74.000 Bürger unserer Stadt viel zu dick sein.

Grundschulfach Ernährung
Was tun? Dr. Thomas Hulisz: „Man müsste das Problem an der Wurzel packen und schon in der Grundschule den Kindern beibringen, was richtige Ernährung ist – und jeden Tag Sport anbieten. Die würden danach sogar noch viel besser lernen!“ Dann muss er selbst über den Vorschlag lachen. Denn so richtig er ist, so utopisch ist er auch. nir

Weitere Informationen: Dr. med. Thomas Hulisz, Ernährungsmediziner, Medizinischer Leiter des Adipositas-Zentrums NRW Tel. 0234/517-4600 hulisz©augusta-bochum.de www.adipositas-zentrum-bochum.de


Roboteranzug

66,1 Kilo in 32 Wochen –
Jack hat's weg

Star der TV-Show The biggest loser „lebte“ das Abnehmen

Am 5. Oktober 2011 begann der Dreh für die TV-Show The biggest loser. 24 übergewichtige Kandidaten traten an und gingen ein erstes Mal auf die Waage.

Das Ziel: Es würde derjenige 50.000 Euro gewinnen, der bis zum Finaltag am 15. Mai 2012 das meiste Gewicht in Relation zum Ausgangsgewicht verliert.

Unter den Kandidaten war auch Jack, im wahren Leben Helmut Handl, aus Thalmassing bei Regensburg. 47 Jahre jung, ein Bayerisches Mannsbild, 172 Zentimeter groß und 142,5 Kilo schwer. Seine Mundart verlangte Untertitel in Hochdeutsch, sein „Kruzifix!“ bzw. als Kürzel „Zefix!“ waren bald gern gewählte Zitate.

„Ich war früher sehr sportlich. Leichtathletik, Schwimmen, Fußball. Dass ich so irrsinnig zugenommen hab, war vor ein paar Jahren. Da kamen arger beruflicher und Beziehungsstress zusammen“, so der 47-Jährige. „Da fing es an mit dem Frustfressen und dem Alkohol.“ Der Freund baye­rischer Braukunst trank nun täglich rund 20 halbe Liter, manchmal sogar mehr.

Das Camp als Chance
Sein neues Leben begann im Camp in Spanien. Angemeldet von seiner damaligen Freundin, die aus Bochum stammt, bewarb sich Jack bei der Sat1-Show. In Deutschland, vor dem Abflug ins Camp, gab es diverse medizinische Checks. „Nicht wenige von uns, ich auch, hatten Bluthochdruck, Atemprobleme, ständige Gelenkschmerzen, waren Herzinfarkt gefährdet“, erinnert sich Jack. Im Camp in Andalusien blieben die Kandidaten vom 5. Oktober bis zum 10. Dezember 2011. Von der Außenwelt abgeschirmt, mussten sie Diät halten, hart trainieren und sich in Wettkämpfen, sogenannten Challenges, bewähren. Diejenigen flogen raus, die am Ende jeder Woche am wenigsten Gewicht verloren hatten. Die Ereignisse im Camp wurden für die Ausstrahlung, die im März 2012 begann, aufgezeichnet. Wieder zu Hause in Deutschland, mussten die Schwergewichte weiter abnehmen, das Ganze aber selbst organisieren. Bis zum 10. Dezember 2011 hatte Jack bereits 37,5 Kilogramm abgenommen. Im Camp hatten die Kandidaten gemeinsam unter fachkundiger Anleitung gekocht, und diese Gerichte bestimmten nun seinen Speiseplan. Dazu kamen jede Menge Training im Kraftraum und Joggen, insgesamt mehrere Stunden täglich. Jack: „Ich bin beruflich selbstständig, da konnte ich mir das so einteilen. Die anderen, die aus dem Camp wieder in ihren Beruf kamen, hatten es viel schwerer. Da drohen schnell wieder der Alltagstrott und alle schlechten Angewohnheiten.“ Am Finaltag, dem 15. Mai 2012, hatte er prozentual das meiste Gewicht aller Kandidaten verloren: Die Waage zeigte 76,2 Kilogramm an. Damit hatte er 66,1 Kilogramm und 46,45 Prozent Körpergewicht verloren. Der Gewinn: nicht nur 50.000 Euro. Die alarmierenden Blut-Werte hatten sich normalisiert, Atembeschwerden und Bluthochdruck waren passé.

Einfach durchhalten
Heute wiegt er rund 80 Kilo und erhält täglich Hunderte E-Mails. „Die meisten wollen meinen Rat und fragen, welches geheime Mittel ich benutzt habe. Weil sie glauben, sie könnten ihr Übergewicht verlieren, ohne groß ihr Leben und ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Aber das“, sagt Jack und schmunzelt, „können sie vergessen. Man muss sein Leben total umkrempeln. Für mich war die isolierte Camp-Situation der Einstieg.“ Zuvor hatte er jede denkbare Diät ausprobiert. Jack: „Alles Schmarrn. Es hilft nur: Von Kopf bis Fuß aufs Abnehmen einstellen, Sport treiben, gesund ernähren, weniger essen – und das Ganze durchziehen, auch wenn man einen Durchhänger hat.“ nir


Roboteranzug

„Das ist unsere Apollo-Mission“

Exo-Skelett: Erfolgreiche deutsch-japanische Hightech-Kooperation

In Anwesenheit von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz ist in Bochum Europas erstes Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining mit HAL®-Systemen eröffnet worden.

„Das ist unsere Apollo-Mission“, sagte Theodor Bülhoff, Mitglied der Geschäftsführung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), der sich für die Einrichtung des Zentrums stark gemacht hat. Der Roboteranzug HAL® erschließt insbesondere querschnittsgelähmten Patienten dank seiner revolutionären Technik neue Chancen der Verbesserung und Steigerung ihrer Mobilität.

Innovation aus Japan
HAL® steht für Hybrid Assistive Limb® und ist der weltweit erste Roboteranzug, der die Bewegung von Gliedmaßen effizient unterstützt und verstärkt. Von anderen Systemen unterscheidet er sich vor allem dadurch, dass er die nerveninduzierten Impulse des Patienten abgreift, um sich selbst und damit den Gelähmten in Bewegung zu setzen. Das System wurde in Japan von Prof. Dr. Yoshiyuki Sankai entwickelt, der eigens zur Eröffnung des Zentrums nach Bochum gekommen ist. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er an seinem Projekt. Sankai ist CEO der 2004 gegründeten Cyberdyne Inc., Professor an der Tsukuba Universität, Faculty of Engineering, Information and Systems und Direktor des dortigen Cybernetics Research Centers. In Japan sind in 135 Einrichtungen bereits 300 Exemplare des HAL®-Anzugs im Einsatz.

An die Körpermaße der Europäer angepasst
Prof. Dr. Thomas Schildhauer, Ärztlicher Direktor des Berufsgenossenschaftlichen Universtitätsklinikums Bergmannsheil, hat erste Einzelanwendungen zur Anpassung des Roboteranzugs an europäische Körpermaße durchgeführt. Von den bisherigen Ergebnissen ist er begeistert: „Wir beobachten durch das Training mit dem Anzug eine deutlich gesteigerte Mobilität der gelähmten Patienten, einen intensivierten Muskelaufbau, mehr Muskelleistung und ein höheres Aktivitätsniveau.“

Zwar müssen die Studien noch ausgeweitet werden, aber es zeichnet sich ab, dass neue Rehabilitationsangebote zu erwarten sind. Das neue Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining in Bochum – das erste außerhalb Japans – will mit dem Einsatz des Roboteranzugs einer Vielzahl bewegungsbehinderter Patienten die Möglichkeit zu dieser Form der nervengesteuerten Bewegungstherapie und damit neue Wege zurück in die Selbständigkeit eröffnen.

Darüber hinaus dient es der weiteren Erforschung der Einsatzmöglichkeiten des Anzugs sowie der Entwicklung weiterer Therapieansätze.

Gut für den Gesundheitsstandort
„Das NRW-Wirtschaftsministerium und die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung des Landes, die NRW.Invest GmbH, haben das Projekt von Anfang an begleitet“, unterstrich Garrelt Duin, Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen. Dank der seit rund 60 Jahren bestehenden engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Japan sei es kein Zufall, dass mit Bochum ein Standort in NRW den Zuschlag für das neue Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining erhalten habe. Duin versprach, das Projekt auch weiterhin intensiv zu begleiten: „Für den Medizinstandort NRW ist diese Ansiedlung von großer Bedeutung. Der HAL®-Anzug zeigt, welche technischen Möglichkeiten zur Behandlung schwerer Krankheiten heute zur Verfügung stehen.“

Oberbürgermeisterin Scholz: „Zukunft wird in Bochum Realität“ Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz erinnerte an die Ansiedlung der Europa-Zentrale der Firma Cyberdyne im BioMedizinZentrum Bochum vor gut einem Jahr: „Damals haben wir gesagt: Die Zukunft fängt in Bochum an. Heute dürfen wir feststellen: Die Zukunft wird in Bochum Realität.“ Dabei stehe das Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining exemplarisch für eine Fülle von Kompetenzen im Bereich der medizinischen Rehabilitation in Bochum. Olivia Hügler


EndoBarrier

EndoBarrier – Erfolg versprechend gegen Diabetes und Adipositas

Übergewicht und erhöhter Blutzucker – das ist ein Paar, das kaum zu trennen ist. Eine neue, innovative Behandlungsmethode im Adipositaszentrum NRW in Bochum-Linden und im Evangelischen Krankenhaus Hattingen (EvK) kann Typ-2-Diabetikern dabei helfen, sowohl ihre Blutzuckerwerte als auch ihr Übergewicht langfristig zu kontrollieren.

Die Methode heißt EndoBarrier – und der Name ist Programm: Durch eine innere Barriere, den sogenannten Magen-Darm-Liner, wird der Darm daran gehindert, Nährstoffe aufzunehmen. Es handelt sich dabei um einen dünnen, weichen und flexiblen Teflon-Schlauch, der endoskopisch in den Zwölffingerdarm eingeführt und dann im oberen Dünndarm auf einer Länge von ca. 60 cm entfaltet wird. Die spezielle Membran verhindert, dass Nahrung an dieser Stelle mit der Darmwand in Berührung kommt und sie verändert die Hormonfreisetzung, welche die Entstehung von Übergewicht und Diabetes mellitus begünstigt.

„Nur rund eine halbe Stunde dauert das Einsetzen des Magen-Darm-Liners“, so Prof. Dr. Andreas Tromm, Chefarzt der Inneren Klinik am EvK. Dies darf ausschließlich in zertifizierten Kompetenzzentren erfolgen. „Anschließend können die Patienten rasch wieder entlassen werden“, erklären Dr. Edgar Voigt und Dr. Johannes Diermann aus dem interdisziplinären EvK-Team. Nach maximal 12 Monaten – oder bei entsprechender Besserung der Werte – wird das System in einem etwa viertelstündigen Eingriff wieder entfernt.

„Wir brauchen dringend solche Methoden, die minimal-invasiv sind und dennoch Typ-2-Diabetes und Übergewicht effektiv behandeln können“, meint auch Priv.-Doz. Dr. Helfried Waleczek, Chefarzt der Chirurgischen Klinik im EvK. „Bei vielen Patienten versagen nämlich die herkömmlichen Therapien zur Gewichtsreduktion und Blutzuckerkontrolle.“ Patienten, bei denen medikamentöse Therapien und Lebensstilmodifikationen mit mehr Bewegung und Ernährungsumstellung versagt haben, können nun mit EndoBarrier ihre Zielwerte erreichen. „Das System hat das Potenzial“, glaubt Dipl.-Psych. Uwe Machleit, der Psychologische Leiter des Adipositaszentrums NRW, „vielen Typ-2-Diabetikern mit Übergewicht dabei zu helfen, ihr Gewicht und ihre Werte unter Kontrolle zu bekommen – und auch zu halten.“

Der EndoBarrier® ist für die Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit oder ohne Übergewicht CE-zertifiziert. Klinische Studien haben erwiesen, dass 87% der genannten Patienten in der Lage sind, ihre Blutzucker-Zielwerte zu erlangen und in neun Monaten durchschnittlich 20% ihres Gesamtkörpergewichts abzunehmen*, was zu einer Senkung von Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes führen kann. Die EndoBarrier®- Therapie kann bewirken, dass Patienten weniger von Diabetesmedikamenten (darunter Insulin) abhängig sind.

Das Evangelische Krankenhaus Hattingen (EvK) und ein Düsseldorfer Krankenhaus werden die Referenzkliniken in Nordrhein-Westfalen sein. In enger Kooperation mit dem EvK ist das Adipositaszentrum NRW der Augusta Kliniken in Bochum-Linden eingebunden. Alle diese Einrichtungen gehören zur Evangelischen Stiftung Augusta. eb-en

Weitere Informationen unter: www.endobarrier.de

* Moura GHD et al., One Year Results of an Endoscopic, Duodenal-Jejunal Exclusion Device for Weight Loss and Control of Type 2 Diabetes. Hospital das Clinicas, University of São Paulo, São Paulo, Brazil. DT&T, February 2012, vol 14, no.2:183–189


Hertel

Statt Sonderschule Abitur und Studium

Jan Hertel spricht im Interview über sein Leben mit Körperbehinderung

Inklusion ist ein wichtiges Thema in Deutschland. Inklusion steht für die vollständige Einbeziehung behinderter Menschen ins gesellschaftliche Leben. Aber wie sieht die Realität aus? Wir sprachen darüber mit Jan Hertel. Der 20-Jährige kam mit einer spastischen Halbseitenlähmung zur Welt. Er hat eine jüngere Schwester und lebt im Elternhaus in Wattenscheid.

Herr Hertel, wie sahen in Ihrem Fall die medizinischen Maßnahmen aus?
Bis ich sechs Jahre war, bekam ich sehr anstrengende, aber lohnende Physiotherapien, darunter auch Therapien nach Vojta und Bobath. Dann wurde ich zweimal operiert, 1998 und 2005. Beide Male wurden die Adduktoren und Kniesehnen verlängert. Meine Motorik ist auffällig, die Bewegungsabläufe sind nicht „rund“. Ich kann kürzere Strecken ohne Hilfen zurücklegen. Für längere Strecken benutze ich den Rollstuhl, außerdem besitze ich eine schöne Sammlung von Gehstützen.

Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Ein Arzt hat mir einmal prophezeit, dass sich bei mir typische Verschleißerscheinungen an Hüfte, Knien und Rücken bemerkbar machen würden – nur 30 Jahre früher als bei „gesunden“ Menschen. Genauso kam es auch.

Welche prägenden Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit?
Ich bin auf die Matthias-Claudius-Schule gegangen, eine integrative Gesamtschule, von der Grundschule bis zum Abitur. Behinderte und Nicht-Behinderte wachsen miteinander auf. Das hat einen großen Vorteil. Menschen wie ich werden nicht ständig angeglotzt. Wir hatten einmal eine Kooperation mit einer nicht-integrativen Schule. Dort guckten die Schüler und zeigten auf mich, wenn ich über den Schulhof ging.

Kann man denen das abgewöhnen?
Ich glaube, sie reagieren so, weil sie diese Einschränkung nicht kennen. Ich hatte auch auf der Matthias-Claudius-Schule Probleme ...

Welcher Art?
... das lag wohl am Alter. Je älter und erwachsener die Mitschüler wurden, desto vernünftiger wurden sie. Ich bin ihnen auch offen begegnet, das hat viel geholfen. Aber die Pubertät war schwierig, da wurde ich manchmal schon gemobbt. Ich sprach damals mit den Lehrern, und wir organisierten eine Schulstunde. Ich sprach vor der Klasse über mein Handicap, brachte meine Hilfsmittel mit und stellte mich den Fragen der Schüler. Ich habe der Behinderung das Unbekannte, Irritierende genommen und auf diesem Weg die Schüler erreicht. Da haben sie etwas gelernt. Genauso wie ich mit der Zeit gelernt habe, damit umzugehen, wenn andere einen wie ein „Wundertier“ anstarren.

Sie werden auf der Straße angestarrt?
Natürlich. Aber wenn die Leute gucken oder reden, dann finde ich das eigentlich lustig. Wenn man sich davon runterziehen lässt, kommt man nicht weit. Jetzt, an der Uni, habe ich absolut keine Probleme.

Haben die Ärzte, als Sie klein waren, Ihren Eltern gesagt: „Die Uni ist für ihn möglich!“?
(Lacht). Die Bildungsprognose lautete eher Sonderschule. Mein Interesse am Medizinstudium kam so in der neunten, zehnten Klasse. Als ich dann das Abi machte, da war mir klar, das versuche ich.

Sie studieren in Bochum?
Ja. Ich bekomme bald vom Behindertendienst des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ein Auto gestellt, dann kann ich selbst fahren. Darauf freuen wir uns alle.

Haben Sie eigentlich viele Freunde mit Handicap in ihrem Freundeskreis?
Nein, da sind nur wenige. Das liegt wohl daran, dass ich in einem normalen Umfeld gelebt habe und nur wenig Kontakt zu Behinderten hatte. Ich habe eher – auch wenn ich diesen Begriff nicht so mag – „normale“ Freunde, aus der Schulzeit, der Uni und der Kirchengemeinde in Stiepel.

Wie beurteilen Sie „Ihre“ Inklusion?
Das Konzept der integrativen Schule ist in meinem Fall aufgegangen. Wobei ich sagen muss, dass es die eine perfekte Integration nicht gibt: Jeder Betroffene hat andere Erfahrungen gemacht. Ich glaube, Menschen mit Körperbehinderung werden in der Regel besser integriert als Menschen mit einer geistigen Behinderung. Aber in meiner Schulzeit wie jetzt an der Uni spielt meine Behinderung nur eine untergeordnete Rolle, manchmal vergesse ich sie sogar. Ich werde von meinem Umfeld nicht immer daran erinnert. Das spricht für meine Familie und Freunde, damals für die Mitschüler und die Klassengemeinschaft, jetzt für das gute Verhältnis zu den Kommilitonen. Diese menschlichen Faktoren sind einfach enorm wichtig, wenn Inklusion gelingen soll. nir


Richtfest

Richtfest am Gesundheitscampus

Neues Kompetenzzentrum für Gesundheitsfachberufe in Bochum

Rund 100 Gäste feierten am 31. Mai Richtfest am Kompetenzzentrum für Gesundheitsfachberufe des Bundesverbandes selbstständiger Physiotherapeuten, IFK e.V. Die traditionelle Richtkranzhebung der Vorstände Ute Repschläger, Heidrun Kirsche und Rick de Vries rundete Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz mit einer Festrede ab. Weitere prominente Gäste waren die Bundestagsabgeordneten Franz Müntefering, Gerd Bollmann und der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Axel Schäfer sowie Prof. Dr. Anne Friedrichs, Rektorin der Hochschule für Gesundheit.

Ab Frühjahr 2013 werden rund 100 Mitarbeiter in dem Gebäude am Gesundheitscampus mit 2.500 qm Büro- und Fortbildungsfläche ihrer Arbeit nachgehen. Zudem wird der Verband medizinischer Fachberufe (VMF) seine Geschäftsstelle in das neue Gebäude verlegen. Zusammen mit der Hochschule für Gesundheit und der Ruhr-Universität in unmittelbarer Nähe fokussiert sich in Bochum ein Zentrum der Bildung für das Gesundheitswesen. Der IFK errichtet im neuen Kompetenzzentrum für Gesundheitsfachberufe ebenfalls eine moderne Bildungseinrichtung.

Weiterbildung für 4000 Therapeuten
Jährlich etwa 4.000 Therapeuten werden hier nach dem aktuellen Stand therapeutischer Wissenschaft weiterqualifiziert. Fortbildung ist neben dem Vertragsgeschäft und der berufspolitischen Vertretung ein Schwerpunkt des Berufsverbandes. „Für die Gesundheitsfachberufe bietet der Gesundheitscampus vor allem die Chance, hier ihre berufspolitischen Interessen so zu bündeln, dass sie im Gesamtkonzept des Gesundheitswesens noch mehr Gehör finden als bisher“, so IKF-Geschäftsführer Dr. Frank Dudda.

Auch der Verband medizinischer Fachberufe e.V. mit derzeitigem Geschäftsstellensitz in Dortmund sieht am Gesundheitscampus die Chance, Synergien zu nutzen. Die 1. Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstandes, Hannelore König, erklärte dazu: „Die Bundesversammlung hat Ende April ihr Votum für einen Umzug in den Gesundheitscampus gegeben, weil wir hier beste Aussichten sehen, die Interessen unserer Berufe noch wirkungsvoller zu vertreten und neue berufliche Perspektiven zu entwickeln.“

Das Essener Unternehmen opta data Gruppe zieht es besonders aus Gründen der Netzwerkpflege auf den Gesundheitscampus. Geschäftsführer Mark Steinbach dazu: „Der Gesundheitscampus wird eine strategisch wichtige Anlaufstelle für zahlreiche Institutionen im Gesundheitswesen sein. Für die opta data als Schnittstelle zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen und als einer der Marktführer ist es bedeutend, an einem solchen Standort mit dabei zu sein.“


Modell

4.000 Stoßwellen in 40 Minuten

Modernster Nierensteinzertrümmerer der Welt in Bochum eingeweiht

Die Schmerzen einer Nierenkolik sind fürchterlich: „Die Menschen krümmen sich manchmal auf dem Boden“, beschreibt Privatdozent Dr. Burkhard Ubrig, Chefarzt der Urologischen Klinik der Augusta-Kranken-Anstalt. „Sie entstehen, wenn die Steine sich in der Niere bewegen oder im Harnleiter verkanten.“ Das seien die schlimmsten ihm bekannten Schmerzen. Frauen beschreiben, die Schmerzen seien schlimmer als bei einer Geburt.

Nierensteine sind ein Volksleiden. „Jedes Jahr erkranken rund ein Prozent der Männer in Deutschland und außerdem rund 0,5 Prozent der Frauen.“ Vier Prozent der Menschen erkranken irgendwann im Laufe ihres Lebens einmal daran.

Der modernste Nierensteinzertrümmerer der Welt steht nun in Bochum. „Es gibt in Deutschland nur ein paar davon.“ Weltweit wird das brandneue Gerät der Firma Siemens neuerdings häufig in Asien verkauft. Das Besondere am neuen Gerät ist die strahlensparende präzise Steinortungseinrichtung und die effektive und Nieren schonende Zertrümmerung.

Extrakorporaler Stoß-Wellen-Lythotrypter (ESWL) – das klingt rätselhaft, ist aber eigentlich ganz einfach und hoch effektiv: Das eine halbe Million Euro teure Gerät zertrümmert Nierensteine mit Hilfe von Druckwellen, die fokussiert von außen in den Körper geschickt werden. Die Steine – meist aus Kalzium, werden meist in nur einer Sitzung zu Sand zertrümmert, der dann schmerzlos mit dem Urin ausgeschieden wird.

Für die Betroffenen ein Segen
Die Augusta Kranken-Anstalt behandelt im Jahr ca. 1000 Patienten mit Harnsteinen. Für die Menschen sind Steinzertrümmerer ein Segen, denn die Steine können beseitigt werden, ohne dass eine Operation erforderlich ist. „Hans-Dietrich Genscher“, erzählt Dr. Ubrig, „musste noch viele Male mit großen Schnitten an Harnsteinen operiert werden.“

Die ESWL-Technik ist eine deutsche Erfindung, an der ein Urologe und ein Physiker beteiligt waren. „Vor über 20 Jahren war das eine Revolution“, so Dr. Ubrig, „als wir Steine zerstören konnten, ohne den Körper aufschneiden zu müssen.“

Die Prozedur selbst, so Dr. Ubrig, sei mit Beruhigungsmitteln und/oder Schmerzmitteln gut zu ertragen. Mancher Patient wählt dennoch eine Narkose.

Neue Räumlichkeiten eingerichtet
Direkt auf dem Körper wird ein Wasserkissen platziert, das 4.000 „Schüsse“ in der rund 40 Minuten dauernden Sitzung in den Körper leitet. Die Zielgenauigkeit ist enorm groß. Mit dem integrierten Röntgengerät wird der ESWL ausgerichtet – aber man kann die Steine auch strahlenfrei mit Ultraschall lokalisieren.

Die Stoßwellen-Behandlung ist nicht gerade leise, aber die Patienten sind zufrieden, weil sie ihre Steine ohne Operation verlieren können. Für das neue Gerät wurden extra neue Räumlichkeiten geschaffen, die auf die Patientenbedürfnisse abgestimmt sind: Während der rund 30-minütigen-Sitzung kann man sich Musik einspielen lassen – und auch die Farbe des Lichts ist veränderbar. Den Nieren-Steinen vorbeugen kann man im Übrigen auch: Viel trinken und eine ausgewogene, gesunde Ernährung können dazu beitragen. eb-en


Gesundheitsstandort

Gesundheitsstandort entwickelt sich

Aesculap-Akademie legte Grundstein im BioMedizinPark Bochum

Lange Zeit war es ruhig auf dem Gelände des Gesundheitscampus, jetzt hat im Bochumer Süden rege Bautätigkeit eingesetzt – der Gesundheitsstandort Bochum entwickelt sich. Mit dem Gesundheitscampus NRW hat die Landesregierung ein weiteres Signal für ein dauerhaft starkes Gesundheitsland Nordrhein-Westfalen gesetzt. Der Standort Bochum bildet dabei einen besonderen Ort, an dem die Landesregierung eigene Kräfte zusammen mit wichtigen gesundheitspolitischen Partnern bündelt.

Neubau für Hochschule Gesundheit
Die Konturen dieses Ortes werden zunehmend sichtbar. Die neue Hochschule Gesundheit hat ihre Tätigkeit bereits unweit des Neubaus aufgenommen, der im Sommer 2014 bezogen werden soll. Das vormalige Strategiezentrum, das seit dem 1. Januar 2012 gemeinsam mit dem Bereich „Öffentliche Gesundheitswesen“ aus dem ehemaligen LIGA NRW das Landeszentrum Gesundheit bildet, ist bereits übergangsweise auf dem BioMedizinPark in Sichtweite des künftigen Standortes tätig. Das neu gebildete Landeszentrum Gesundheit unterstützt zum einen als fachliche Leitstelle auf der Grundlage des Gesetzes über den Öffentlichen Gesundheitsdienst die Landesregierung und die Kommunen in allen gesundheitlichen Fragen. Zum anderen arbeitet es an der Konkretisierung des Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen, an der Entwicklung neuer Versorgungsstrukturen und der nordrhein-westfälischen Gesundheitswirtschaft. Die weiteren Standorte des LZG in Bielefeld und Münster werden – bis auf die Arzneimitteluntersuchungsstelle – nach den derzeitigen Planungen Ende 2015 in die Neubauten nach Bochum verlagert.

Physiotherapeuten errichten Zentrum
Der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten IFK e.V. errichtet gemeinsam mit weiteren Verbänden und Unternehmen ein Zentrum für Gesundheitsberufe. Die Arbeiten an einem neuen Kompetenzzentrum für Gesundheitsfachberufe sind in vollem Gange. Und die Doktoren Isabell Hoffmann-Klose und Ehemann Joachim Geza Klose installieren mit dem „Zentrum für Naturmedizin in Forschung und Praxis“ ein modernes Zentrum für alternative Medizin.

Aesculap-Akademie im BioMedizinPark
Dazu gesellt sich fortan die Aesculap-Akademie. Die Fort- und Weiterbildungseinrichtung für Mediziner, Pflegepersonal und Klinikmanagement, mit Filialen in Tuttlingen und Berlin, wird das medizinische Fachpersonal künftig in Bochum schulen. Am 9. Juni 2011 wurde der Kaufvertrag über ein circa 4.300 Quadratmeter großes Grundstück im BioMedizinPark Bochum unterzeichnet.

Die städtische Entwicklungsgesellschaft Ruhr-Bochum mbH (EGR), die den BioMedizinPark vermarktet, konnte somit ein weiteres Bauvorhaben auf der Fläche ankündigen. „Wir freuen uns sehr, dass unsere vielfältigen Aktivitäten zur Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes Bochum, welche unter der Dachmarke medlands.RUHR durchgeführt werden, weitere sichtbare Erfolge zeigen“, so Michael Müller, Geschäftsführer der EGR.

Am 22. Mai erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, zu der Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kamen. Prof. Hanns-Peter Knaebel, Vorstandsvorsitzender der Aesculap AG, hob in seiner Begrüßungsrede das einzigartige Umfeld hervor: „Die Aesculap-Akademie bildet als vernetzte Organisation weltweit jährlich über 60.000 Experten in der Welt der Medizin aus. Neben unserem Hauptstandort in Tuttlingen und unserer Niederlassung in Berlin ist Bochum inmitten Nordrhein-Westfalens vielschichtiger Landschaft der ideale Standort für eine weitere Expansion. Das exzellente medizinische Angebot der Ruhr-Universität Bochum, die ausgezeichnete Kliniklandschaft in Nordrhein-Westfalen sowie das ehrgeizige Gesundheitscampus-Projekt des Landes NRW haben uns in unserer Entscheidung, nach Bochum zu gehen, überzeugt.“

„Bedarf an Fort- und Weiterbildung ist riesig“
In der zukünftigen Niederlassung der Aesculap-Akademie in Bochum werden schwerpunktmäßig Mediziner, Pflegerinnen und Pfleger sowie das Klinikpersonal und -management aus Nordrhein-Westfalen, den angrenzenden Bundesländern und den Benelux-Staaten im interdisziplinären Wissensaustausch fit für die Zukunft gemacht.

„Der Bedarf an Fort- und Weiterbildung im medizinischen Umfeld ist riesig. Wir verstehen uns als Partner der medizinischen Gesellschaften und sehen großes Potenzial für weiteres Wachstum“, so Felicitas Janßen, Geschäftsführerin der Aesculap-Akademie.

Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz ist sich sicher, dass das Unternehmen den richtigen Standort gewählt hat: „Mit der Aesculap-Akademie wird ein namhaftes Unternehmen in Bochum investieren, welches die schon heute ausgezeichneten Qualitäten der Branche in Bochum rund um die Ruhr-Universität und den zukünftigen Gesundheitscampus NRW bereichern wird. Ich bin jetzt schon gespannt auf die vielfältigen Kooperationen, die entstehen werden.“ aschro

Infos: www.medlands-ruhr.de
www.aesculap-akademie.de
www.bbraun.de


Dr. Bonatz

Ultraschall sinnvoll für Früherkennung bei Eierstockkrebs?

Kassen sagen nein, Augusta-Chefärztin Bonatz sagt ja

In Deutschland erkranken jedes Jahr nahezu 8.000 Frauen an bösartigen Tumoren der Eierstöcke. Häufig jedoch – bei rund 70 Prozent der Patientinnen – wird die Diagnose zu spät gestellt, wenn schon ein fortgeschrittenes Stadium vorliegt. Dies ist fatal, weil etwa die Hälfte dieser Betroffenen sterben muss.

Bisher hat sich keine spezielle Früherkennungsuntersuchung für den Eierstockkrebs als effektiv erwiesen. Die routinemäßige gynäkologische Ultraschalluntersuchung und die Bestimmung sogenannter Tumormarker aus dem Blut sind bisher nicht in das Routinevorsorgeprogramm integriert. Im Gegenteil: Gerade erst wurde Frauenärzten untersagt, die Ultraschalluntersuchung für die Krebsvorsorge der Eierstöcke auf ihren Internetseiten zu bewerben.

Der Informationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg schrieb im März, dass Frauenärzte „beschwerdefreien Patientinnen häufig eine Ultraschalluntersuchung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) anbieten. Sie hoffen, damit Krebs der Eierstöcke, ein sogenanntes Ovarialkarzinom, früh zu erkennen. Die Kosten für die Untersuchung werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Zwischen 9 und 22 Euro müssen Patientinnen daher selbst bezahlen.“ Der Info-Dienst fragt denn auch, ob Frauen die Untersuchung überhaupt benötigen und ob ihr Nutzen bei der Krebsfrüherkennung bewiesen sei.

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) verweist auf eine große Untersuchung mehrerer wissenschaftlicher Studien durch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) aus 2011: „Die Untersuchung zeigt, dass Krebs im Frühstadium mit dem Eierstock-Ultraschall nicht häufiger festgestellt wird als ohne diese Untersuchung. Die Wissenschaftler fanden auch keinen Beleg dafür, dass eine frühe Behandlung die Sterblichkeit senken kann oder mit einer höheren Lebensqualität einhergeht.“

Widersprüchliche Einschätzung
Letztere Aussage befindet sich im Widerspruch zu vielen anderen Veröffentlichungen: Insgesamt beträgt die Überlebensrate für fünf Jahre nach Diagnosestellung für Eierstockkrebs zwar nur 30–70 %, ist aber im Einzelfall abhängig von der Ausbreitung der Tumorerkrankung bei Diagnosestellung und ihrer Operabilität. So zeigten multivariate Analysen, dass die 5-Jahres-Überlebensraten signifikant mit den Tumorstadien zusammenhängen. Außer vom Stadium und der Art der bösartigen Geschwulst ist die Prognose vor allem vom größten Durchmesser des nach Operation verbliebenen Tumorrests stark abhängig: Patientinnen, die bis auf Resttumordurchmesser von weniger als 10 mm operiert werden konnten, haben eine signifikant bessere Chance auf Heilung als Patientinnen mit größeren Tumorresten. Daher muss die chirurgische Erstbehandlung so ausgedehnt wie möglich sein, möglichst so, dass man keinen Tumorrest mit dem menschlichen Auge mehr erkennen kann.

„Wird der Eierstockkrebs in einem frühen Stadium diagnostiziert, bei dem die Erkrankung auf die Eierstöcke begrenzt ist oder sich nur im kleinen Becken ausgebreitet hat, kann die Patientin mit viel weniger Risiken tumorfrei operiert werden als in fortgeschrittenem Stadium. Hat die Erkrankung Darm, Bauchfell, Zwerchfellkuppen und Leberoberfläche befallen, kann man sich auch als Laie leicht vorstellen, dass eine radikale Operation sehr viel mehr Zeit beansprucht, mit viel mehr Blutverlust einhergeht und oft auch das Anlegen eines künstlichen Darmausgangs erfordert,“ so Gabriele Bonatz, Chefärztin und Gynäko-Onkologin der Frauenklinik der Augusta-Kliniken Bochum Hattingen.

Ultraschall entdeckt Auffälligkeiten
Wird eine Ultraschalluntersuchung erst durchgeführt, wenn die Patientin vom Eierstockkrebs Beschwerden hat, stellt sich oft eine fortgeschrittene Tumorerkrankung heraus. (In diesem Fall wird die Untersuchung übrigens von den Krankenkassen übernommen.) Beim Routineultraschall werden häufig Auffälligkeiten entdeckt, bei denen nicht sicher ist, ob es sich um Krebs handelt. „Man sieht viele Zysten“, sagt die Chefärztin, zu deren Klinik auch ein Ausbildungszentrum für minimal invasive Chirurgie gehört, „die meist glattwandig sind. Dann ist die Sache klar: man kann abwarten.“ Ist die Geschwulst allerdings größer als fünf Zentimeter, besteht sie aus solidem Gewebe, zeigt sie mehrere Kammern oder solide Wucherungen, kann dies Hinweis auf ein bösartiges Geschehen sein.

„Auch wenn die ein oder andere unnötige Operation zum Ausschluss von Bösartigkeit durchgeführt wird, bin ich für eine vorsorgliche Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke,“ sagt sie, „aber das ist ganz klar nicht die Meinung der Krankenkassen, die die Untersuchung als Screeningverfahren für zu ungenau halten.“ Ein Lösungsvorschlag: Man könnte die Qualität der Ultraschalluntersuchungen durch intensivere Fortbildungsmaßnahmen verbessern. eb-en